Emmerich. . Der Kaufmann war Ehrendirektor des Bürgervereins, 15 Jahre Ratsmitglied für die BGE und gründete die Bürgerinitiative „Betuwe - so nicht“.
- Norbert Gies ließ sich als Kaufmann den Wind der weiten Welt um die Nase wehen
- Der Kaufmann bekannte sich zum Hanse-Leitsatz „Wagen un winnen, buten un binnen“
- Unermüdlich sammelte Gies als Direktor des Bürgervereins Spenden für Christophorus-Figur
Emmerich trauert um einen engagierten Bürger. Norbert Gies ist am Dienstag gestorben. Er wurde 89 Jahre alt. Zuletzt lebte er im Altenheim in Elten. Norbert Gies war ein Bürger par excellence, ein Granseigneur alter Schule. Bürgerverein, Mitbegründer des GECK, BI Betuwe und die BGE (15 Jahre im Rat) waren die Felder, auf denen er sich tummelte. Was er anpackte, machte er ganz und präzis, Schludrigkeit liebte er nicht.
Der Lehrersohn aus Hönnepel war ein Einzelkind, aber nicht verhätschelt. Die Zeiten war auch nicht danach. Mit 14 war er fast erwachsen. Er wurde Luftwaffenhelfer in einem Krieg, der auch ihm Kindheit und Illusionen nahm. 1947 machte er sein Abitur in Emmerich, weil die Briten sein Notabitur am Duisburger Steinbart-Gymnasium nicht anerkannten.
Kritischer Unterton
Als Kaufmann ließ er sich den Wind der weiten Welt um die Nase wehen. Zunächst vertrieb er für die Hamburger Firma Rüppell Edelhölzer, eher er dem Lockruf des Emmericher Bürstenfabrikanten Fritz Reinhart-van Gülpen und dem Charme seiner späteren Ehefrau Inge, geb. Heiming, erlag, die bereits 1998 verstorben ist.
Gies bekannte sich zum Leitsatz der Hanse: „Wagen un winnen, buten un binnen“: Wagen und gewinnen, draußen und drinnen. Wenn er ihn zitierte, schwang oft ein kritischer Unterton gegen die Zustände in dem Städtchen mit, das seine Heimatstadt wurde. Ihr hielt er nicht nur im Karneval den Spiegel vor. Ob als Arzt, Magier oder Hotelportier. Die Texte waren pointiert, die Auftritte ein Erlebnis. Event, sagt man heute.
Kaufmannsgeist blitzte auf
Zuweilen beklagte Gies den fehlenden Mut der Verantwortlichen, wohlkalkuliert neue Ideen und Visionen umzusetzen. Da blitzte dann wieder der wägende und wagende Kaufmannsgeist auf, der nie nur Gewinn für sich, sondern stets auch für die Allgemeinheit in die Waagschale geworfen hat. Und diese Waagschale hat Norbert Gies gut gefüllt.
Als Direktor des Bürgervereins sammelte er unermüdlich für die Errichtung der Christophorus-Figur, die 2006 im alten Christoffeltor enthüllt wurde. Weithin bekannt wurde er durch die Bürgerinitiative „Betuwe – so nicht“, die sich für einen menschenverträglichen Schienenausbau einsetzte. Da blieb er Realist: „Vor 2020 kommt das 3. Gleis nicht, alles andere ist dummes Geschwätz.“
Ein zweiter Geburtstag
Norbert Gies wäre am 12. Mai 90 geworden. Er pflegte seit seiner Verwundung noch einen zweiten Geburtstag zu feiern. Den Tag nämlich, als er im Zweiten Weltkrieg in Forst an der Neiße einen Oberarmdurchschuss erlitt; die Munition war glücklicherweise in der „Hundemarke“ auf der Brust stecken geblieben. Das war am 18. April. An seinem zweiten Geburtstag ist Norbert Gies nun gestorben.
Spät erfüllte sich Gies einen Traum. Er schrieb ein Buch: eine Chronik des Bürgervereins. „Carpe diem“ heißt es. Norbert Gies hat seine Tage gut genutzt.