Emmerich. . Vorstand verteidigt neues Gebührenmodell. Grundpreis fürs Girokonto stieg zwar um 300 Prozent, dafür keine Extrazahlung für Sparkassen-Card.
- Das neue Gebührenmodell der Fusions-Sparkasse gefällt längst nicht allen Kunden
- Vorstand Gregor Reinen ist überzeugt, dass Kunden für gute Dienstleistung auch bezahlen
- Die 10 Euro-Jahresgebühr für die bis dahin extra bepreiste Sparkassen-Card entfällt
„Sparkassen drehen an Gebührenschaube“, Niedrigzinsen, üppige Vorstandsgehälter. Alles Schlagzeilen, auf die Kreditinstitute auch liebend gern verzichten können. Bei einigen Kunden im Raume Emmerich hat das neue Kontomodell, das im April in Kraft trat, zusätzlich für Unmut gesorgt. Vor allem, dass die Grundgebühr für das Girokonto um satte 300 Prozent angehoben wurde. „Das ist doch Abzocke“ wetterte eine erboste Kundin gegenüber der NRZ
Neue Preismodell erläutert
Ihn habe die öffentliche Diskussion schon ein wenig überrascht, sagte Gregor Reinen, Vorstandsmitglied der Sparkasse Rhein-Maas, lokal habe er davon aber nichts mitgekriegt. Er räumt im Gespräch mit der NRZ gleichwohl ein, dass sich einige Kunden gemeldet hätten und die Berater ihnen dann das neue Preismodell erläutert hätten.
Zuvor habe man aber alle Kunden angeschrieben und ausgerechnet, was für sie das jeweils preisgünstigste Modell sei. „Die Kunden sind bereit, für eine ordentliche Dienstleistung zu bezahlen, diese haben nun einmal ihren Preis“, ist Reinen überzeugt. „In der Finanzbranche verändern sich die externen Bedingungen so stark, dass das ehemals auf dem Zinsgeschäft basierende Geschäftsmodell auf eine neue Basis gestellt werden müsse.“ Leistungen seien generell neu zu bepreisen.
10 Euro Jahresgebühr entfällt
Den Vorwurf der Abzocke weist Reinen dagegen entschieden zurück. Er ist vielmehr um eine sachliche Darstellung bemüht: „Vor der Fusion mit Kleve und Straelen hat es unterschiedliche Kontomodelle gegeben, die haben wir jetzt harmonisiert.“
Der bislang günstigste Grundpreis fürs ganz normale Girokonto sei tatsächlich von 1,50 auf 4,90 Euro angehoben und damit teurer geworden. Andererseits entfalle künftig auch die 10 Euro-Jahresgebühr für die bis dahin extra bepreiste Sparkassen-Card, mit der man an den 25 000 Sparkassenautomaten kostenlos Bargeld abheben kann.
Nur wenige nutzen Giro classic
„Das musste man bisher auf den monatlichen Grundpreis hinzurechnen. Diese 10 Euro fallen nicht mehr an, die ist in allen Konten enthalten.“ Giro classic, so heißt dieses Modell jetzt, komme eh nur für die in Frage, die nur wenige Kontobewegungen hätten: „Die wenigsten nutzen das“, so Reinen
Aus Emmerich übernommen hätten die Sparkassen in Kleve und Straelen Giro plus für 11 Euro. In diesem Komplettservice enthalten ist auch die Hilfestellung beim Ausfüllen von Belegen. „Meine Mutter nutzt auch Giro plus“, verrät Reinen. Außerdem gibt es mit Giro flat ein weiteres Girokontomodell zum Preis von 7,90 Euro monatlich. „Da ist alles drin außer beleghafte Überweisungen. Das finde ich ein sehr faires Angebot“, meint Reinen und fügt dann noch hinzu: „Bei der Nutzung des elektronischen Postfaches reduziert sich der Pauschalpreis um 1 Euro auf 6,90 Euro monatlich“.
Links und rechts geschaut
Man habe bei den Preismodellen links und rechts geschaut: „Ich sehe keine spektakulären Unterschiede“, so Reinen. Die Gebührenpolitik sei losgelöst von dem Thema „Mini-Zinsen“ zu betrachten. Viel lieber führt Reinen die Erweiterung des Dienstleistungsangebotes an, wie die Fotoüberweisung, Kwitt (Bezahlung von Handy zu Handy). Immerhin für die jungen Kunden hat die Sparkasse Rhein-Maas mit „Giro Jugend“ noch ein kostenloses Produkt zu bieten.