Isselburg. . Ausstellung in der evangelischen Kirche zeigt, dass der Reformator den jüdischen Glauben für verblendet hielt. Tafeln sollen zum Denken anregen.

  • Ausstellung in der evangelischen Kirche zeigt, dass der Reformator den jüdischen Glauben für verblendet hielt
  • 17 Tafeln sollen die Besucher der Ausstellung zum kritischen Nachdenken anregen
  • Am 8. und 9. April ist die Kirche für die Schau extra zwischen 14 und 18 Uhr geöffnet

Anlässlich des 500. Jahrestages der Reformation im Oktober 2017 thematisiert eine neue Wanderausstellung das Verhältnis Martin Luthers zu den Juden. Konzipiert und initiiert wurde sie von der Beauftragten für christlich-jüdischen Dialog, Pastorin Hanna Lehming, im Zentrum für Mission und Ökumene der Nordkirche. „Ertragen können wir sie nicht – Martin Luther und die Juden“ lautet der Titel der Ausstellung, die nun auch in der evangelischen Kirche an der Minervastraße zu sehen ist.

„Auf 17 Tafeln informiert sie über Grunddaten der Biografie Martin Luthers, gibt einen Überblick über Luthers Äußerungen zu den Juden und ordnet sein Verhältnis zum Judentum in die Theologiegeschichte ein“, so Pfarrer Michael Binnenhey. Ausführlich stelle die Ausstellung Geschichte und Status des Judentums in Deutschland bis in die Reformationszeit dar.

Martin Luther war nicht nur theologischer Denker

Pfarrer Michael Binnenhey.
Pfarrer Michael Binnenhey. © Thorsten Lindekamp

Martin Luther war jedoch nicht nur ein genialer theologischer Denker, Liederdichter und mutiger Reformator der Kirche, sondern auch ein vehement antijüdischer Kirchenmann.

Zwar wechselte die Tonlage seiner Auseinandersetzung mit dem Judentum im Laufe seines Lebens, doch Luthers Grundhaltung blieb Zeit seines Lebens dieselbe: Er hielt den jüdischen Glauben für verblendet und die Juden – nach dem Teufel – für die größten Feinde des Christentums.

Die Ausstellung verzichtet auf eindeutige Antworten

In seiner übelsten antijüdischen Schrift „Von den Juden und ihren Lügen“ ruft der Reformator sogar ausdrücklich dazu auf, Synagogen und Häuser der Juden zu zerstören, ihre Gebet- und Talmudbücher zu verbrennen, die Juden zu entrechten und als letzte Möglichkeit, sie zu vertreiben.

Wie kann Luthers Judenfeindschaft verstanden werden? Was ist ihr Kontext? Kann man sie als Entgleisung bewerten, war sie schlicht zeitbedingt oder weist sie auch auf Grundprobleme der reformatorischen Theologie hin?

In der Ausstellung werden Fragen gestellt, Zusammenhänge aufgezeigt, Denkanstöße gegeben, jedoch auf eindeutige Antworten bewusst verzichtet. „Wir wollen den Betrachtern keine Richtigkeiten vorsetzen, sondern zum kritischen Denken anregen“, so Hanna Lehming als Kuratorin der Ausstellung.

Zur Feier der Reformation gehöre jedenfalls unverzichtbar eine offene Auseinandersetzung mit Luthers Judenfeindschaft.

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Noch bis zum 13. April ist die Ausstellung zu Luther in der evangelischen Kirche an der Minervastraße zu sehen.

Die Ausstellung ist am 8. und am 9. April von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Weitere Öffnungszeiten auch für Schulklassen nach Absprache: 02874/724.