Emmerich. . Details zum Entwurf des Einzelhandelskonzeptes für Emmerich, das im Ausschuss präsentiert wurde. Wie ein großer Edeka Kaufland gefährden könnte.

  • Die einzelhandelsbezogenen Daten wurden aktualisiert und Befragungen durchgeführt
  • Bei der Kauftkraftbindung ist in Emmerich noch Luft nach oben vorhanden
  • Ein großer Vollsortimenter auf dem Kasernengelände könnte Mitbewerber gefährden

„Ich hoffe, ich habe Sie nicht gelangweilt“, schloss Jens Nußbaum, Projektleiter des Büros Stadt + Handel (Dortmund), im Ausschuss für Stadtentwicklung seine Präsentation zur Fortschreibung des Einzelhandelskonzepts (EHK) ab. „Gelangweilt haben Sie uns nicht, nur erschlagen“, antwortete der Ausschussvorsitzende Albert Jansen (CDU).

So war es wohl auch. Entscheiden muss nun die Politik. Hier einige Fakten und Zahlen aus dem Entwurf für das bis 2021 fortzuschreibende EHK. Das alte stammt von 2011. Für das neue wurden die einzelhandelsbezogenen Daten aktualisiert und Befragungen durchgeführt.

Einzelhandelsbestand Die Zahl der Betriebe ging in ganz Emmerich von 222 (2010) auf 187 zurück (- 16 Prozent). Die Gesamtverkaufsfläche sank dagegen nur um 10 % von 54 330 auf 48 980 qm. Bei der Verkaufsfläche pro Einwohner kommt man auf einen Wert von 1,53 qm (2010: 1,7 qm). Der Bundesdurchschnitt liegt bei 1,4 qm VKF/Einwohner.

Stadt + Plan hat die räumliche Nahversorgungssituation dargestellt.
Stadt + Plan hat die räumliche Nahversorgungssituation dargestellt. © Helge Hoffmann

Für Jens Nußbaum sind das „alles gute Werte“. Emmerich liegt im Bundestrend, überall schließen kleine Läden. Im Hauptzentrum gibt es gegenüber 2010 unverändert 37 Leerstände.

Einzelhandels-Kaufkraft
Hier steht die Frage im Vordergrund, was die Emmericher im Einzelhandel ausgeben.

Ergebnis: Noch Luft nach oben. Die Kaufkraftkennziffer liegt bei unterdurchschnittlichen 92,9. Eine Haushaltsbefragung brachte für das Segment Lebensmittel/Getränke folgendes Bild (Mehrfachnennungen möglich): Kaufland 14 %, Aldi 13 %, Rewe Emmerich 9 %, Rewe Elten 3 %, Lidl 6 %, und Netto (drei Läden inkl. Elten) zusammen 10 %.

Woanders einkaufen
Wer außerhalb Emmerichs Lebensmittel/Getränke einkauft, schätzt dort die größere Angebotsvielfalt (44 %), die höhere Qualität und Frische (19 %) oder tut es aus Gewohnheit (20 %). Beim Bürgerbarometer der NRZ (2014) kam auch heraus, dass 30 % der Emmericher außerhalb Emmerichs shoppen (Dinge des täglichen Bedarfs ausgenommen), 30 % nannten Kleve, 17 % Bocholt, und nur 21 % decken sich in Emmerich selbst ein.

Wenn Niederländer einkaufen
Regelmäßig kaufen in Emmerich Kunden aus Rijnwaarden, Zevenaar, Montferland, Oude Ijsselstreek und Doetinchem ein. Nicht untersucht wurde, inwiefern ein Vollsortimenter und/oder Discounter auf dem Kasernengelände von niederländischen Kunden profitieren würde und wie sich das auf Kaufland oder Edeka in Kleve auswirkt.

Qualitative Nahversorgung
In Emmerich gibt es drei Lebensmittelvollsortimenter (2010: 3) und sieben Discounter (2010: 9). Bei den Verkaufsflächenanteilen ergibt sich ein Anteil von 52 zu 48 % (4540 qm zu 4360 qm) pro Discounter. Im Bundesdurchschnitt ist es umgekehrt: 38:62, was für Emmerich ein klares Defizit bei Vollsortimentern ergibt, etwa Edeka.

Wenn man mehr haben möchte, stellt sich die Frage: wo? Auf dem Kasernengelände wäre ein 1800 bis 2000 qm großer Markt zur Sicherung der räumlichen Nahversorgung relativ unschädlich. Ein 3000 bis 3200 qm großer Vollsortimenter dagegen könnte schon gravierende Umsatzeinbußen an anderen Standorten (Kaufland) haben.

Quantitative Nahversorgung
Verkaufsflächenausstattung bei Nahrungs- und Genussmitteln: ca. 12 980 qm, Kaufkrafteigenbindung: 78 %. Überdurchschnittliche Verkaufsflächenausstattung je Einwohner in Elten und unterdurchschnittlich außerhalb Eltens.