Mehr. . Skurriles in Tusche und Bleistift kennt man von Andreas Scholl. Nun bekennt der Landwirt Farbe. Er benutzt nun auch Aquarell- und Acrylfarbe.
- Scholl ist ein Geschichtenerzähler, der das Spiel mit der Täuschung bestens versteht
- „Der Pinsel war bisher mein Feind“, sagt der 43-Jährige schmunzelnd
- Nun legt der Landwirt aber auch Aquarelle und Gemälde in Acryl vor
Das „Suppenschwein“ von Michael Sowa stand Modell — für die „Rindssuppe“ von Andreas Scholl. Was nicht zu übersehen ist. Der erste hat ein Studium der Kunstpädagogik abgeschlossen, arbeitet seit 1975 erfolgreich als freier Maler und Zeichner, lebt in Berlin. Der andere ist Autodidakt, von Beruf Landwirt, betreibt das Zeichnen und Malen als Ausgleich zum Job. Und lebt in Rees-Mehr.
Suppenkleckse finden sich auf dem Tellerrand
Ein Stillleben ist die „Rindssuppe“. Mit Bugholzstuhl vor dem Tisch sowie Teller, Suppenlöffel, gefülltem Wasserglas und Stoffserviette darauf. Klingt ganz normal, badete da nicht ein Rindvieh in der dunklen Brühe, vermutlich einer Ochsenschwanzsuppe.
Beim „Einstieg“ in den Suppen-See hat’s ein kleines Malheur gegeben: Suppenkleckse finden sich auf Tellerrand und weißer Tischdecke. Dass Sujet ist durchaus nicht ungewöhnlich für Andreas Scholl, im Gegenteil. Skurriles und hintergründiger Humor sind sein „Ding“ in seiner künstlerischen Arbeit. Aber: Erstmals bekennt der Bauer Farbe!
Landwirt experimentiert mit Acryl- und Aquarellfarben
„Der Pinsel war bisher mein Feind“, sagt der 43-jährige schmunzelnd. Der habe sich einfach nicht so bewegt, wie er es gewollt habe. Tusche und Bleistift waren seine künstlerischen Ausdrucksmittel. Damit fühlte er sich sicher.
Doch dann ließ ihm eine Dame, die bei den Scholls im Rheinvorland eine Ferienwohnung angemietet hatte, ihre Mal-Utensilien zurück. „Sie hatte ihre eigene Wohnung ausreichend mit Selbstgemaltem bestückt, nun sah sie keine Veranlassung mehr weiter zu malen“, hat sie Scholl erzählt.
Der Mehrer setzte erstmals Acryl- und Aquarellfarbe ein, experimentierte damit. „Plötzlich habe ich gemerkt, das Malen liegt mir doch“, wundert sich Scholl noch im Nachhinein. Inzwischen hat er sogar schon die Vorteile des Pinselns entdeckt. „Wenn ich bei der Tuschezeichnung den Strich falsch setzte, ist die Zeichnung verdorben, mit Farbe kann ich das Bild immerhin noch übermalen“, weiß er zu schätzen.
Niederrheinische Landschaft und „das liebe Vieh“
Hätte ihn nicht eine Erkrankung für ein halbes Jahr eine Aus-Zeit aufgezwungen, wären sicher schon mehr Gemälde entstanden. Aber immerhin hat Scholl seine aktuelle Ausstellung im Restaurant ART an der Reeser Landstraße 188 in Wesel-Flüren schon zu einem Drittel mit Malereien bestücken können, der Rest sind Tusche- und Bleistiftzeichnungen. Thema des Bauern: Die niederrheinische Landschaft und „das liebe Vieh“. Natürlich alles mit einem dicken Klecks Humor. „Skurriles in Tusche“ hat er die Ausstellung überschrieben.
Scholl ist ein Geschichtenerzähler, der das Spiel mit der Täuschung bestens versteht. „Meine Ideen kommen teilweise angeflogen“, sagt er. Mal beim Traktorfahren, mal beim Pferdestall-Ausmisten. Seine Bilder sind eines: leicht zugänglich und doch hintergründig, witzig und ästhetisch. Genau das möchte er. Scholl. „Wenig Verständnis habe ich, wenn man mehr in die Bilder hineininterpretiert als man gemeinhin sieht!“