Emmerich. . Lagerleiter Michael Eis und sein Team bescheren den Kindern ehrenamtlich ein tolles AWo-Zeltlager. Was das Abenteuer mit Bildung zu tun hat.

  • Rund 150 Kinder nehmen im Sommer fünf Tage am AWo-Zeltlager auf dem Eltenberg teil
  • Alle rund 50 Helfer bescheren den Kindern ehrenamtlich eine tolle Zeit
  • Walderfahrungen, gelebte Inklusion, Steigerung der Sozialkompetenz - das Lager bildet die Kinder auch

Ist es das Funkeln in den Augen der Kinder? Oder diese entspannte Atmosphäre auf dem Berg? Wer einmal beim AWo-Zeltlager auf dem Eltenberg zu Gast war oder selbst als Kind das Abenteuer mitgemacht hat, weiß: Es sind unvergessliche Tage. Alle Helfer opfern ihren Urlaub, um den Kindern ein paar erlebnisreiche Tage zu bieten.

Michael Eis ist selbst mit dem Lager aufgewachsen

Michael Eis ist mit dem Lager aufgewachsen. Seine Mutter Petra Smink war einst die Lagerleiterin. Als Fünfjähriger war er erstmals dabei und hat seither urlaubsbedingt nur ein Lager verpasst. „Es wird dieses Jahr mein

Fünf Tage Zeltager: Da geht es meist auch recht sportlich zu.
Fünf Tage Zeltager: Da geht es meist auch recht sportlich zu. © Johannes Kruck

30. Lager sein. Ich habe die ganze Entwicklung mitgemacht, war als Kind dabei, dann Jugendbetreuer, dann Betreuer, jetzt bin ich seit acht Jahren Lagerleiter“, sagt der 35-Jährige. Für das Lager nimmt der Eltener jedes Jahr unbezahlten Sonderurlaub. Das machen übrigens alle rund 50 Helfer.

Während Christiane Vermeer sich um die Anmeldung der 150 Kinder kümmert, und Milena Wehren sowie Petra Smink die kreative Gestaltung der Woche organisieren, läuft die administrative Planung bei Michael Eis zusammen. Ein Lagerrat steht helfend dahinter. „Ich frage bei den einzelnen Verantwortlichen, wie etwa Küchenchef Dirk Gödden, ab, ob alles steht.“ Wenn mal ein neuer Bräter her muss, organisiert Eis das. Ab November starten die vier Kernsitzungen für das Lager in den Sommerferien. Gefolgt von Versammlungen im größeren Kreis.

Das Zeltlager ist ein Stück gelebte Inklusion

Was hat das Zeltlager mit Bildung zu tun? Vieles! Es werden Dinge vermittelt, die für die Entwicklung der Kinder wichtig sind. Beispiel gefällig? „Das Zeltlager ist ein Stück gelebte Inklusion“, sagt Eis. Die Kinder mit Behinderungen würden gleichmäßig auf die Gruppen aufgeteilt. Herausforderungen wie eine Schnitzeljagd oder das Gestalten des

Wenn das Wetter mitspielt, darf es gerne am Rodelberg auch mal spritzig werden.
Wenn das Wetter mitspielt, darf es gerne am Rodelberg auch mal spritzig werden. © Thorsten Lindekamp

Gruppenschildes müssten gemeinsam bewältigt werden.

Das häusliche Bild in den Familien, schildert Eis, habe sich gewandelt. Setzten sich die Kinder früher nach Schulschluss auf die Fiets, erkundeten ihr Dorf und kamen erst zum Abendessen heim, so würden sie heute weniger draußen spielen, mehr zu Terminen gefahren, einfach durchorganisiert. „Im Zeltlager lernt man wieder Kind sein, es ist nicht alles durchgetaktet“, schildert Eis. Wenn ein Spaziergang durch den Wald anstehe, „dann sind die Kinder abends völlig geschafft“. Sie lernen die Natur in Gemeinschaft kennen. Holen Walderfahrungen nach, die ihnen ihr Alltag oft nicht bietet. Fünf Tage Eltenberg, das sei auch Sportunterricht pur.

Altersunterschiede müssen hier in gemeinsamen Aufgaben überbrückt werden

Außerdem sind die Gruppen gemischt mit Sechs- bis Zwölfjährigen besetzt. Altersunterschiede müssen hier in gemeinsamen Aufgaben überbrückt werden. Die Großen lernen die Kleinen zu unterstützen. Das steigert die Sozialkompetenz.

Der Zeltlager wurde vor 46 Jahren gegründet, um Kindern aus sozialschwachen Familien Anschluss zu bieten. Inzwischen gibt es in Elten zu wenige sozialschwache Familien, das Lager steht allen offen. Aber 75 Euro für fünf Tage können sich eben auch jene leisten, die nicht auf Rosen gebettet sind.

Michael Eis ist ein bisschen mit der AWo „verheiratet“

Michael Eis ist ein bisschen mit der AWo verheiratet. Er sagt selbst: „Ich lebe für die AWo.“ Seit 21 Jahren ist er im Jugendwerk der AWo tätig, deren Vorsitzender er auch ist. Seit zehn Jahren ist er Vorsitzender des

Die Seilbahn beim AWo-Zeltlager ist absolut beliebt.
Die Seilbahn beim AWo-Zeltlager ist absolut beliebt. © Diana Roos

AWo-Ortsvereins, der Fahrten und Fortbildungen organisiert und mit über 200 Mitgliedern der größte Ortsverein im Kreisgebiet ist. „Die zwölf Ortsvereine sind meist von Über-60-Jährigen besetzt. Nicht so in Elten. Da sind wir sehr jung“, so Eis. Liegt sicher auch am Zeltlager.

Eis’ Einsatz wird komplettiert durch die Funktionen Sachkundiger Bürger der SPD-Kreistagsfraktion, 2. Kassierer des SV Rindern, Kassierer und ehrenamtlicher Geschäftsführer des Fördervereins Frauenhaus Kleve sowie Mitglied etlicher Arbeitskreise, die mit den zuvor genannten Posten zu tun haben. Und dann betreut er auch noch seine Großmutter... Das ist allerhand.

Der Finanzbuchhalter verdient auch bei der AWo sein Geld

Bei so viel Engagement passt es ins Bild, dass der Finanzbuchhalter auch bei der AWo sein Geld verdient, nämlich als Verwaltungsleiter des AWo-Kreisverbandes in Kleve.

>>JEDER KANN PERSONEN ODER ORGANISATIONEN VORSCHLAGEN

Die NRZ und die gemeinnützige Freddy-Fischer-Stiftung schreiben zum vierten Mal den Solidaritätspreis aus. In diesem Jahr richtet sich die mit 7000 Euro dotierte Auszeichnung an Menschen oder Organisationen, die sich ehrenamtlich und nachhaltig in der Bildung von Kindern und Jugendlichen in der Region engagieren.

Jeder Leser, der eine Person oder Organisation für preiswürdig hält, kann uns diese nennen. Man kann sich auch selbst vorschlagen, die guten Beispiele sollen zur Nachahmung anregen. Die formlose, schriftliche Bewerbung sollte möglichst detailliert das Ehrenamt beschreiben. Wer will, kann auch ein Video drehen und beifügen. Einsendungen bis 15. März an die NRZ Emmerich, Steinstraße 10, 46446 Emmerich. Oder per Email an lok.emmerich@nrz.de. Stichwort: Solidaritätspreis.