Emmerich/Kleve. . Im Prozess gegen den wegen Mordes angeklagten Inders sagten ein Rettungssanitäter aus Emmerich, Polizeibeamte – und der Sohn des Opfers aus.
- „Wir sind sofort rein gerannt, die Haustüre stand auf“, sagte ein Rettungssanitäter (57) jetzt aus
- Vor Ort habe er eine verletzte Frau vorgefunden, die auf dem Boden lag und „nur noch jammerte“
- Der Angeklagte sei blutverschmiert gewesen, an den Händen, als auch am T-Shirt, so ein Polizist
Es handele sich vermutlich um einen Familienstreit, wohl mit Verletzten, erfuhr am 2. Juli 2016 das Rettungsteam. Von ihrer Leitstelle geschickt wurden die Sanitäter zu einer Wohnung an der Straße Am Helenenbusch 11 in Emmerich.
„Wir sind sofort rein gerannt, die Haustüre stand auf“, sagte jetzt der 57-jährige Rettungssanitäter vor dem Landgericht Kleve aus. Vor Ort habe er eine verletzte Frau vorgefunden, die auf dem Boden lag und „nur noch jammerte“. Sie hatte eine gefährliche Stichverletzung – wenig Stunden später starb sie nach Notoperationen (die NRZ berichtete).
Vor dem Landgericht Kleve muss sich seit Dezember ein Inder verantworten, und zwar unter anderem wegen Mordes. Der Mann, so die Anklage, soll seine Ex-Freundin aus Eifersucht in dieser Nacht mit einem Fleischermesser attackiert haben, ebenso ihren Freund. Der hatte den Angriff überlebt, war nach drei Tagen aus dem Klever Krankenhaus entlassen worden.
Sanitäter nahm Täter mit ins Haus
„Eine Zeugin hatte mir gesagt, dass der Täter weg läuft“, sagte der Sanitäter aus, der als Zeuge vor Gericht geladen war. Da sei er hinterher, habe ihn festgehalten und gebeten, das Messer auszuhändigen. „Das hat er auch getan“, erinnerte sich der Rettungssanitäter.
Der Angeklagte, den er widerstandslos mit zurück ins Haus nahm, habe ihm gegenüber zugegeben, dass er zugestochen habe. „Auf mich wirkte er eher traurig, nicht irgendwie stolz auf seine Tat“, meinte der Zeuge, der die lebensgefährlich verletzte Frau dann ins Krankenhaus gefahren hatte, zu Richter Jürgen Ruby. Nach den Notoperationen sollte er das Opfer zur Weiterbehandlung nach Essen bringen. Dazu kam es aber nicht mehr. Sie verstarb noch im Rettungswagen, trotz Wiederbelebungs-Versuchen.
Als Zeugen wurden zudem Polizeibeamte geladen, die mit dem Fall zu tun hatten. Wie ein 46-jähriger Beamter, der als erster nach den Sanitätern am Tatort eingetroffen war. Der Angeklagte sei blutverschmiert gewesen, sowohl an den Händen als auch am T-Shirt, schilderte der Polizist die Situation damals in dem Haus.
Als ein 38-jähriger Polizist aus Kleve kurze Zeit später als Verstärkung kam, sei der Mann, der nach Alkohol gerochen habe, schon gefesselt gewesen. Wieder ein anderer Beamter, der gegen 5 Uhr morgens in der Klever Polizeiwache die Blutprobe bei dem Inder in der Zelle überwacht hatte, schilderte ihn dort als „ruhig und gefasst“.
„Mir geht es ganz gut“
„Mir geht es ganz gut“, antwortete der 17-jährige Sohn des Opfers, der ebenfalls als Zeuge erschienen war, auf die Frage des Richters. Immerhin hätte er seine Mutter und die Wohnung verloren, in der die Familie gelebt hatte, so Ruby. Der Schüler war zwar nicht in der Tatnacht zugegen, berichtete aber, dass seine Mutter und der Mann häufig gestritten hätten, auch handgreiflich.
Er selber habe ihr zuletzt am Muttertag beigestanden, als der Angeklagte ihr gegen den gebrochenen Fuß getreten hätte – und sei selbst von ihm gewürgt worden.
Der Prozess geht am Montag, 30. Januar, um 10 Uhr weiter.