Rees. . Heinz Belting hat über die Mariä-Himmelfahrt-Kirche geforscht. Seine neueste Publikation widmet sich ihren Schutzpatronen und ihren Glocken.

  • Heinz Belting fasste auf 40 Seiten seine Forschung über Glocken und Namenspatrone zusammen
  • Die Idee kam dem Heimatforscher bei einem Rundgang durch die Glockengießerei Krassmeyer
  • Glocken wurden kein Kanonenfutter, sondern kamen 1949 wohlbehalten wieder nach Rees zurück

Ein Déjà-vu gab es für Heinz Belting bei seiner Forschung über und die Glocken der St. Mariä-Himmelfahrt-Kirche zu Rees. Der Reeser entdeckte sich im Kreise der Don-Bosco-Jugendgruppe (unter Leitung von Hans Lehmann) auf einem Foto, das im Herbst 1956 aus Anlass der „Begrüßung“ von drei neu für die Pfarrkirche angeschafften Glocken geschossen worden war.

Dieses Foto fand allerdings keine Aufnahme in seiner 40-seitigen, reich bebilderten Publikation „Die Mariä-Himmelfahrtkirche zu Rees – Ihre Patrone und ihre Glocken“, das er nun vorlegt.

Recherche über drei Monate

Drei Monate hat der 81-Jährige recherchiert und geschrieben. Die Idee dazu kam ihn in Innsbruck bei einer Führung durch die Glockengießerei Krassmeyer. „Der Seniorchef hat so begeistert von den Glocken erzählt, dass ich auch mal wissen wollte, wo bei uns in Rees die Glocken hängen“, scherzt der Heimatforscher.

Seine Recherchen führten ihn nicht nur ins Reeser Stadtarchiv, sondern auch ins Westfälische Glockenmuseum nach Gescher und zur dortigen Glockengießerei Petit & Gebr. Edelbrock. Außerdem brachte es ihn in Kontakt mit Michael Gerding, dem Glockensachverständigen des Bistums Münster. Entstanden ist eine kleine Forschungsarbeit, in der der Autor auf die 5000-jährige Geschichte der Glocken im Allgemeinen und die Reeser im Speziellen eingeht sowie auf die Schutzpartrone, die damit in unmittelbarem Zusammenhang stehen. Denn: Glocken tragen in aller Regel deren Namen.

„Glocken“, so schreibt Belting, „üben seit jeher eine gewisse Faszination aus. Man schrieb ihnen magische Bedeutung zu und die Fähigkeit, durch ihr Geläut Himmel und Erde miteinander zu verbinden.“ Das gehe auch aus den im Mittelalter angebrachten Inschriften hervor. „Da werden Heilige um Hilfe angerufen, die Glocke solle Unwetter vertreiben und vor Krieg und Missernte schützen.“

Größte Glocke ist die Marienglocke

Die größte der insgesamt fünf Reeser Glocken ist die Marienglocke, die 1789 vor Ort gegossen worden sein muss. Denn damals konnte man so schwere Glocken – die Marienglocke wiegt 2060 Kilogramm – noch nicht transportieren. Um diese Glocke ranken sich besondere Geschichten. So sollen Bürger aus Bergswick sie ruiniert haben.

Das jedenfalls besagt eine Anekdote, die Kaplan Johann Jakob Sluyter in der Kirchenchronik (Band 2, Blatt 269) niedergeschrieben hat. Demnach wurde das Geläute bei Beerdigungen nicht von kirchlichen Angestellten übernommen, sondern durch Nachbarn des oder der Toten.

Bürger aus Bergswick sollen dabei die größte der Reeser Glocken so ungestüm geläutet haben, dass diese gleich zweimal einen Riss bekam. „Grund genug, den Nachbarn das Läutrecht zu entziehen“, so Belting. Er fand auch heraus, dass die Marienglocke von 1789 wegen dieses „Unfalls“ schon eine Vorgängerin gehabt haben muss. Deren Entstehungszeit ließ sich nicht mehr herausfinden, wohl aber, dass die Nachfolgerin aus dem Metall ihrer Vorgängerin gegossen worden ist.

Denkmalglocke ist sehr alt

Die Marienglocke nennt man wegen ihres hohen Alters auch Denkmalglocke. Gleiches trifft auch auf die Cyriakusglocke zu. Beide Glocken, die Marienglocke wie auch die Cyriakusglocke waren 1941 beschlagnahmt und nach Hamburg geschafft worden. Dort sollten sie eingeschmolzen und daraus Kanonen gefertigt werden. Dieses Schicksal blieb ihnen erspart und sie konnten 1949 wider nach Rees zurück geführt werden.

Wer mehr über die Glocken, ihre Inschriften, ihren Einsatz, ihren Klang und vieles mehr erfahren möchte, dem sei das Din-A-4-Heft empfohlen.
Das Heft ist zum Preis von acht Euro erhältlich in der Bücherecke Rees, Dellstraße 14 und bei Optik und Akustik Belting, Dellstraße 11 in Rees.