Emmerich. . Heiko Korten bietet Haus auf der Steinstraße zum Verkauf an. Er hat genug von Bürokratie und Sieben-Tage-Backen. Probleme, Fachpersonal zu finden.
- Heiko Korten will die Bäckerei auf der Steinstraße schließen, sobald er alles geregelt hat
- Bäckermeister beklagt, dass das Finanzamt immer mehr Dokumentation und Bürokratie verlange
- Das Café im niederländischen Doetichem will er auch veräußern, es soll aber weiterlaufen
Wenn Heiko Korten nachts in aller Ruhe seine Brötchen backt, dann ist er in seiner Welt. Aber eine Bäckerei zu betreiben, das erfordert noch viel mehr. Inzwischen zu viel, findet der 55-Jährige. Zu viel für das, was am Ende dabei herum kommt.
Heiko Korten stellt das Haus an der Steinstraße 22 zum Verkauf und wird sein Backparadies Korten schließen, sobald alles geregelt ist. „Als ich die Entscheidung getroffen hatte, fühlte ich Erleichterung. Sieben Tage die Woche zwölf Stunden arbeiten, das ist zu viel. Da hat man keine Lust auf gar nichts mehr“, sagte Korten der NRZ.
Vor 22 Jahren Haus gekauft
1994 hat der Bäckereimeister das Haus gekauft und die Bäckerei eröffnet. In den letzten Jahren sei der wirtschaftliche Druck gestiegen. Die Steinstraße werde auch nicht mehr belebter. Es gibt hier zudem drei Bäckereien, wobei die Konkurrenz den Filialisten angeschlossen ist. Auch das steigende Backwarenangebot der Discounter bekomme er zu spüren.
Vor allem sei es schwierig, Fachpersonal zu finden, gelernte Bäcker, so dass vieles an ihm hängen bleibe. Selbst verlässliche Fahrer seien rar gesät, womit aber auch andere Unternehmer zu kämpfen hätten.
Was Korten stört, sind die zunehmenden Anforderungen. Etwa in punkto Lebensmittelkontrolle. Diese Herausforderungen seien in dem alten Haus nicht immer leicht zu meistern. Und das Finanzamt verlange immer mehr Dokumentation und Bürokratie: „Man steht als Unternehmer quasi unter Generalverdacht.“ Ab 1. Januar müssten Händler zudem eine Blackbox für die Kasse anschaffen, die alle Aktivitäten erfasse. Er habe auch gehört, dass demnächst die Kasse per Datenfernübertragung dauerüberwacht werden könnte.
Heiko Korten sucht neuen Job
Seit Weihnachten steht das Gebäude bei den bekannten Immobilien-Portalen im Netz zum Verkauf. Erste Interessenten waren vorher schon im Laden, der beabsichtigte Verkauf hat sich schon herum gesprochen. Diejenigen, die interessiert sind, zeigten vor allem die Absicht, hier Wohnungen zu schaffen.
Heiko Korten schätzt, dass er in drei bis fünf Monaten alles abgewickelt haben könnte. Inklusive der Teilzeitkräfte und der beiden Auszubildenden zählt das Backparadies zwölf Mitarbeiter. Den beiden langjährigen Mitarbeiterinnen habe er vorsorglich gekündigt, um die Fristen einzuhalten. Für die Azubis werde er eine Ersatzstelle finden: „Die sind gut. Da findet sich was.“
Korten betreibt auch noch ein recht gut laufendes Café in Doetinchem, das aber als eigenständiger Betrieb zu sehen ist. Die Emmericher Bäckerei beliefert das Café sozusagen wie einen Kunden. „Das Café möchte ich verkaufen. Das soll weiter laufen“, sagt der 55-Jährige, der sich dann lieber einen Job sucht, der ihm mehr Luft zum Leben gibt. Auch ein Branchenwechsel sei denkbar: „Ich muss nicht mehr nachts arbeiten. Es gibt Arbeit ohne Ende“, ist er überzeugt.