Emmerich/Kleve. . Angeklagter im Mord-Prozess räumt nun doch die Attacken in der Wohnung in Emmerich ein. Nachbarin schildert als Zeugin erschreckende Szenen.
- Er hätte viel getrunken gehabt und sei enttäuscht über das Verhalten seiner Ex-Freundin gewesen
- Das Messer hätte er aus Angst vor dem anderen Mann wieder an sich genommen, sagte der Inder
- Sie habe dem Inder gesagt, dass er nicht in die Wohnung zurückkommen solte, sagte eine Zeugin
Der zweite Verhandlungstag gegen den unter anderem wegen Mordes angeklagten Inder verzögerte sich zunächst um eine Viertelstunde. Der Inder, der in Handschellen von der JVA Kleve zur Schwanenburg gebracht worden war, wollte sich zunächst mit seinem Rechtsanwalt beraten. Dann, im Schwurgerichtssaal am Landgericht Kleve, gab er zur der Tat in der Nacht zum 2. Juli dieses Jahres in dem Mehrfamilienhaus am Helenenbusch 11 eine Erklärung ab.
„Ich habe das gemacht. Ich habe gestochen“, räumte er jetzt entgegen seiner Version zum Prozess-Auftakt am Montag ein. Er hätte sehr viel getrunken gehabt, sei enttäuscht und verletzt gewesen darüber, dass seine Ex-Freundin mit einem anderen Mann im Schlafzimmer gewesen sei, sagte der Anwalt im Namen des Angeklagten.
„Haben Sie richtig zugestochen“, wollte Vorsitzender Richter Jürgen Ruby wissen. „Kann sein“, übersetzte der Dolmetscher für den Inder, der sich nach der Attacke, auch gegen den neuen Freund der 42-jährigen Frau, nicht mehr genau erinnern konnte. Da sei alles dunkel gewesen vor seinen Augen. Wobei er wusste, dass es zu einem Kampf mit dem Mann gekommen war, wie er dem Richter gegenüber bestätigte.
Nackte Nachbarin suchte Hilfe
Dass er das Fleischermesser erst abgegeben, dann aber wieder an sich genommen hatte, begründete der Angeklagte mit „Angst vor dem anderen Mann“. Er habe nicht gewusst, ob ihn dieser damit angreifen würde, sagte der Inder aus, der in Rees gemeldet ist, und einige Zeit als Küchenhelfer in Dortmund gearbeitet hat. Während der seit 2012 in Deutschland lebende Mann die Messer-Attacke zugab, bei der der neue Freund der Frau an der Brust verletzt wurde und die Frau an den Stichfolgen noch in der Nacht starb, blieb er bei seiner Aussage: „Nicole wollte, dass ich zurückkomme in die Wohnung.“
Doch damit stand er ziemlich alleine da. Denn Richter Ruby ließ auch am zweiten Verhandlungstag noch einmal ein Telefongespräch ablaufen, in dem das spätere Opfer unmittelbar vor der Tat dem Angeklagten unmissverständlich zu verstehen gegeben hatte, dass er unerwünscht sei.
Das schilderte auch die unmittelbare Wohnungsnachbarin, bei der sich unter anderem die Ex-Freundin des Inders, auch ihr ältester Sohn, zu einer geselligen Runde aufgehalten hatten. Sie, die Nachbarin, hatte mitbekommen, dass der Inder, den die 42-Jährige kurz vorher aus ihrer Wohnungen geschmissen hatte, wieder zurück wollte. „Sie hat ihm aber gesagt, dass sie das nicht will“, sagte die 29-jährige Nachbarin aus.
Die, als sie später schon im Bett lag, das Treten gegen die Schlafzimmer-Türe gehört hatte. „Kurz danach kam Nicole nackt zu mir, brach verletzt im Flur zusammen“, erzählte die Zeugin. Die auf die Frage des Richters bestätigte, dass der jüngere Sohn der Frau Wochen zuvor im Flur von dem Angeklagten mit beiden Händen gewürgt worden sei.
„Der hätte nicht aufgehört, wenn nicht ein anderer Nachbar, der Türsteher ist, dazwischen gegangen wäre“, sagte sie.
Der Prozess wird am Mittwoch, 11. Januar, 10 Uhr, fortgesetzt.