Rees. . Michael Hüging-Holemans vom Reeser Kiesunternehmen ist enttäuscht – und sieht Jobs in Gefahr. Warum sich die Kiesgegner bestätigt fühlen.

  • „Das ist eine Bestätigung unserer Aufklärungsarbeit“, freut sich Leo Rehm von der Bürgerinitiative Eden
  • Enttäuscht über die große Ablehnung ist Michael Hüging-Holemans vom Kiesunternehmens Holemans
  • Sponsoring steht auf dem Prüfstand, wenn bald nicht mehr ausgekiest werden kann, sagt der Manager

Ideen gibt es schon, um die ehemaligen Baggerlöcher nachhaltig zu nutzen. Man denke nur ans Reeser Meer – auch wenn es irgendwie doch nicht vorwärts gehen will mit einer Nutzung. Aber sollen überhaupt weitere Flächen abgegraben werden? Die ganz große Mehrheit der Reeser, nämlich 78 Prozent, ist absolut dagegen. Auf die Frage „Sollen weitere Auskiesungen im Stadtgebiet genehmigt werden?“ sprachen sich 14 Prozent klar für weitere Auskiesungs-Genehmigungen aus.

Sieben Prozent haben zum Thema keine Meinung, ein Prozent machte keine Angeben. Das ist das Ergebnis der Umfrage im Rahmen des NRZ-Bürgerbarometers. „Ein schönes Ergebnis. Und die Bestätigung für unsere Aufklärungsarbeit“, freut sich Dr. Leo Rehm von der Bürgerinitiative Eden, die sich seit 2004 gegen weitere Auskiesungs-Genehmigungen engagiert.

Das Umfrage-Ergebnis spiegelt die politische Stimmung wider

Enttäuscht über die große Ablehnung äußert sich hingegen gegenüber der NRZ Michael Hüging-Holemans, Geschäftsführender Gesellschafter des in Rees ansässigen Kiesunternehmens Holemans. „Das Ergebnis der Umfrage spiegelt aber die politische Stimmung hier wider“, ärgert sich der 56-Jährige über die negative Haltung eben auch in der Bevölkerung.

Dabei habe doch die Kiesfirma den landschaftlichen Mehrwert geschaffen, aus seiner Sicht die betroffenen Gebiete ökologisch aufgewertet, was heute viele Menschen aus so sehen, findet der Unternehmer. Das würde eine Forsa-Umfrage bestätigen, die die Kies-Industrie am Niederrhein in Auftrag und die Ergebnisse gerade eben veröffentlicht hat.

Kiesunternehmen beschäftigt in Rees 50 Mitarbeiter

Der Manager versteht die Ablehnung auch deswegen nicht, weil doch Rohstoffe in den nächsten Jahren, etwa für den Bau der Betuwe-Linie, aber auch für den Straßenbau in der Region, gebraucht würden. „Soll das Material denn von weit her hierher gefahren werden“, fragt er die Kritiker. Holemans wecke nicht, sondern decke Bedarf an Sand und Kies.

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. © Miriam Fischer

„Unser Unternehmen beschäftigt alleine in Rees rund 50 Mitarbeiter und dürfte vielleicht sogar der größte Gewerbesteuer-Zahler sein“, erwähnt Michael Hüging-Holemans. Falls die Reeser Welle, die Holemans als Junior-Partner mit der Kiesfirma Hülskens als letzte überhaupt noch mögliche Fläche ausbaggern möchte, nicht genehmigt werde, hätte das natürlich Folgen für den Standort.

„Die Halderner haben durch die Kiesfirma besonders profitiert“

Wie es zurzeit aussieht, kann das Unternehmen noch etwa bis 2020 hinter Haus Aspel auskiesen, „dann war es das auf hiesigem Stadtgebiet“, sagt er. Dass die Auskiesung laut NRZ-Barometer übrigens gerade in Haldern die meiste Ablehnung erfährt, wundere ihn schon sehr. Hätten die Halderner doch richtig viel profitiert vom Unternehmen, nicht nur beim Neubau des Sportplatzes.

Gemeint ist das Holemans-Sponsoring, etwa für den Halderner Volkslauf und das Umweltbildungszentrum Wahrmanshof, „das wir fasst ausschließlich finanzieren. „Das alles steht natürlich auf dem Prüfstand, wenn wir hier nicht mehr auskiesen können“, stellt er klar.

„Das Sponsoring soll die Menschen beeinflussen“

Für die „Eden“-Sprecher Melanie Gronau und Leo Rehm will Holemans mit seinem Sponsoring, gerade für Sportvereine, „Meinung kaufen und beeinflussen“. Was ja bei jüngeren Menschen teilweise gelingen würde, kommentieren beide die Tatsache, dass sich laut Bürgerbarometer-Umfrage die über 50 bis 70-Jährigen deutlich stärken gegen weitere Auskiesungs-Genehmigungen aussprechen.

„Unsere Aufklärungs-Arbeit über das Ausmaß der schon vorhandenen Auskiesungs-Flächen trägt jedenfalls Früchte“, schreiben sich Gronau und Rehm den Erfolg mit Blick auf die Umfrage auf ihre Eden-Fahne. So könne man auf der Internetseite des Vereins auch aktuelle Luftaufnahmen über die Wasserflächen anschauen. „Genug ist genug“, betont Melanie Gronau.

Den von der Kiesindustrie immer wieder genannten gesellschaftlichen Mehrwert habe es jedenfalls nie gegeben, ärgert sich Zahnarzt Dr. Rehm, auch mit Blick auf das Reeser Meer. „Das waren und sind alles nur Luftschlösser“, meint Rehm, meint damit den einmal angedachten Freizeitpark „Bad Himmelblau“ ebenso wie das jetzt anvisierte Naturfreibad. „Der einzige, der von den Baggerlöchern profitiert“, so der 63-Jährige, „ist die Kiesfirma.“

„Düsseldorf muss endlich etwas unternehmen“

Rehm beklagt jedenfalls, dass es immer noch keine belastbare Abwägung der Vor- und Nachteile durch die gewaltigen Auskiesungen auf dem Stadtgebiet gebe. „ Düsseldorf ist gefordert, endlich etwas zu unternehmen“, appelliert er an die Verantwortlichen. Zwar werde immer über ökonomische und ökologische Vorteile gesprochen, „aber es fehlt immer noch eine hydro-geologische Untersuchung für die Flächen“, sagt Rehm, „um mögliche negative Auswirkungen der Auskiesungen aufs Grundwasser aufzeigen zu können.“

Dass es die gibt, und mögliche Folgeschäden durch die Abgrabungen entstehen, daran haben beide Eden-Sprecher keine Zweifel, nicht zuletzt mit Blick auf die Starkregen-Schäden in Haffen und Mehr Mitte des Jahres. „Wir machen jedenfalls weiter“, unterstreichen die beiden „Überzeugungstäter“ – um ihre Heimat zu erhalten.

>>Männer stehen Kiesabbau positiver gegenüber

Die Halderner sind am häufigsten der Ansicht, dass keine weiteren Auskiesungs-Genehmigungen mehr gewährt werden sollen. Nur zehn Prozent der Befragten meinen, dass ein weiterer Kiesabbau ok ist, so das Ergebnis der Umfrage im Rahmen des NRZ-Bürgerbarometers.

Männer haben sich etwas häufiger als Frauen dafür ausgesprochen, dass der Kiesabbau weitergehen sollte. Befragt wurden 400 Haushalte.

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