GLÜCKWUNSCH. Norbert Gies, ein Optimist und Gestalter, vollendet heute sein 80. Lebensjahr.
Der Mann ist ein Optimist. "Muss ich doch sein", sagt Norbert Gies, krempelt das Hosenbein hoch und zeigt auf eine Schwellung. In fast biblischem Alter ereilte Gies noch schweres Unheil: Trümmerbruch im rechten Unterschenkel, an dem er zehn Monate laborierte und dreimal operiert wurde. Der Professor in Bocholt habe ihm gesagt: In drei Monaten können Sie wieder laufen und Auto fahren. Die Prognose stimmte! Rechtzeitig zu seinem 80., den er heute feiert, ist Norbert Gies wieder einigermaßen auf den Beinen. Zur Krücke greift er nur noch auf holprigen Pfaden.
Zuhause bei Norbert Gies am Großen Wall: Das einstige Gärtnerhaus hängt voller Bilder. "Alles Erinnerungen", sagt der Hausherr und zeigt auf ein Gemälde über dem tiefen Sofa. Der Vater hatte es bei dem Klever Künstler Paul Theissen in Auftrag gegeben. Es zeigt eine Birkenallee, die zum Eltenberg führt. "Wo gibt es das heute noch? Alles asphaltiert." Auf einer Ablage im Wohnzimmerschrank stehen Fotos. Eines zeigt ihn - eingerahmt zwischen Vater Leo und Sohn Felix.
Die Familie - sie spielte für Norbert Gies immer eine große Rolle. "Ich hatte eine herrliche Kindheit in einem phantastischen Elternhaus in Hönnepel. Bei uns gab es viel Hausmusik, später in Duisburg haben wir sogar richtige Hauskonzerte gegeben. Es war ein harmonisches, liberales Elternhaus." Obwohl Einzelkind, sei er nicht verwöhnt worden. Vater und Mutter waren Lehrer.Die Zeiten waren auch nicht nach Verhätscheln. Mit 14 war er fast schon erwachsen, Luftwaffenhelfer in einem Krieg, der Kindheit und Illusionen brutal raubte. Als blutjunger Leutnant wurde er entlassen. Seit einer Verwundung feiert er einen zweiten Geburtstag: am 18. April. Da wurde er im Rosengarten in Forst an der Neiße durch einen glatten Oberarmdurchschuss verwundet, die Munition blieb in der "Hundemarke" auf der Brust stecken.
Nach dem Krieg machte Gies 1947 in Emmerich das Abi-tur, die Briten erkannten das Notabitur am Duisburger Steinbart-Gymnasium nämlich nicht an. Auf dem Abiturzeugnis stand als Berufswunsch: Tierarzt. "Das wäre eine Katastrophe geworden. Tierliebe allein reicht mir nicht. Ich muss was machen, was gestalten können." Und das tat er. Zuerst in seinem Beruf. Für die Hamburger Firma Rüppell vertrieb der Kaufmann europaweit Edelhölzer, ehe er dem Lockruf des Emmericher Bürstenfabrikanten Fritz Reinhart-van Gülpen und dem Charme seiner späteren Ehefrau Inge, geborene Heiming, erlag.
Norbert Gies ist ein Bürger par excellence, vielfach geehrt und ausgezeichnet. 25 Jahre war er Direktor des Bürgervereins (BVE), 33 Jahre Sitzungspräsident. Ende 2008, wenn der BVE 185 wird, will er eine Chronik vorlegen. Seit 13 Jahren mischt er bei der BGE mit, ist im Rat Alterspräsident, und ebenso lange kämpft er für eine verträgliche Betuwe-Route. Die nun aufkeimenden lokalen Protestaktionen finden seine Sympathie, "kommen aber leider viel zu spät". Das Vertrauen in Minister, Mehdorn & Co. ist geschwunden. "Vor 2020 kommt das 3. Gleis nicht, alles andere ist dummes Geschwätz." Da ist Gies eben kein Optimist mehr, sondern Realist. Aus Wissen und Erfahrung.HIER WIRD GRATULIERTWer Norbert Gies heute zum 80. gratulieren möchte, ist von 11 bis 13 Uhr in der "Societät" willkommen. Und da Gies nicht nur Glückwünsche und Spenden für den "Christophorus" im Christoffeltor entgegen nimmt, um eine unvorhergesehene Lücke zu schließen, sondern auch gerne gibt, hat er zum 4. Mal zu einem Geburtstag den "Ettens Mannenkoor" für ein festliches Konzert in Verbindung mit der Vorabendmesse am 19. Mai um 17 Uhr in St. Martini verpflichtet. Danach lädt er einige gute Freunde zum Spargelessen ein.