RHEINCENTER. Sorgenkind der Innenstadt wurde wachgeküsst. Nach dem Umbau ist das Einkaufszentrum fast komplett belegt. Heute eröffnet C&A. Stadt und Händler hoffen auf Magnetwirkung für City.
SCHLAMMSCHLACHTEN UND EIN GLÜCKLICHES ENDEDie Idee, in der Innenstadt ein "Warenhaus" zu errichten, stieß der damalige Stadtdirektor Franz Kulka 1988 an. Er hatte damit gerechnet, dass das Kaufcenter drei, vier Jahre später fertig sein würde. Doch die Genehmigungen verzögerten sich, und es gab Zoff im Rathaus. Zunächst entschied sich der Rat 1994 mit 18 zu 17 Stimmen für den Architekten Werner Helmus aus Kevelaer, nachdem sich wenige Tage zuvor der Bauausschuss für den Mitbewerber Jürgen Wennekers aus Emmerich ausgesprochen hatte. Eine politische Schlammschlacht war die Folge. 1995 Kurskorrektur im Rat. Wennekers erhielt nun doch den Zuschlag, weil sich die Mehrheitsverhältnisse von der SPD zur CDU verschoben. Grundsteinlegung am 2. Oktober 1997 auf dem Gelände der früheren Fröbelschule, am 26. November 1998 Richtfest. Am 5. September 1999 eröffnete das RC, am 15. Oktober 1999 offiziell. Das RC wurde 2005 von der PEG an die Rheinparkcenter GbR verkauft - Eigentümer blieb die niederländische Familie Wessels. Die Folge war eine Investition von ca. 2 Mio. Euro in den Umbau. Ein Planungsfehler wurde korrigiert: Die Passage, heute Mall (eröffnet am 1.10.), führt nicht mehr in den ruhigen Hottomannsdeich, sondern in die belebte Kaßstraße.EMMERICH. Das RheinCenter (RC) war viele Jahre lang ein Sorgenkind in der Innenstadt. Schnell galt das 1999 eröffnete Kaufzentrum wegen seiner Leerstände als Fehlplanung. Nicht einmal zu 70 Prozent war es belegt. Doch der Umbau und die damit verbundene, wichtige Anbindung des RC an die Fußgängerzone Kaßstraße änderten alles. "Das war der Dreh- und Angelpunkt", erklärt RC-Manager Thomas Euwens. Das RheinCenter meldet jetzt 'volles Haus'.
Gestern eröffneten Takko und Twinkle, heute ist C&A an der Reihe. Damit bleibt bei 6 000 Quadratmetern im RC gerade mal ein Leerstand von 90 Quadratmetern. "Wir haben jetzt ein funktionierendes RheinCenter", ist RC-Manager Thomas Euwens erleichtert.
Wichtig, aber nicht entscheidend sei die Umgestaltung der Kaßstraße mit neuer Pflasterung und Möblierung gewesen, so Euwens. "Für Mieter zählen aber vor allem die Bevölkerungszahl und der Kundenfluss in der richtigen Straße." Wie auf der Kaßstraße, die zur 1a-Lage Emmerichs gehört. Dass das RC der Innenstadt Impulse gibt, daran glaubt Euwens fest.
Nicht nur der Center-Manager freut sich über den Erfolgskurs. Auch die Stadt ist erleichtert. Aus mehreren Gründen. Denn die Politik ließ sich nicht gerne ins Stammbuch schreiben, in den 1990er Jahren mit der Genehmigung des RC-Baus vielleicht eine falsche Entscheidung gefällt zu haben. Seinerzeit war gestritten worden, ob Emmerich ein RC benötigt. Zunächst gab der Leerstand den Zweiflern Recht.
Herbeigesehnt wurde von Politik und Einzelhändlern ein Magnet: C&A mit "Women" und "Kids-Store" soll es sein. Einen "Leuchtturm" hatte vor ca. zwei Jahren auch ein Einzelhandelsgutachten der Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung (GMA) gefordert. Das Gutachten bemängelte einen fehlenden Magneten und hatte Defizite bei Oberbekleidung offengelegt. Mit C&A und dem Multi-Labelstore Kruse, der erst im November öffnet, werden diese Lücken geschlossen.
Die Kaßstraße und das RC haben fast keine Leerstände mehr. Bleibt noch die gebeutelte Steinstraße. Doch die könnte von dem Aufwärtstrend der City und der neu gestalteten Promenade profitieren. Wer ein Geschäft eröffnen will, dem bleibt nur die Steinstraße.
Das Stahlgerüst für die Glas-überdachung am RC über dem Platz Hinter dem Schinken wurde gestern errichtet. Noch nicht in Betrieb ist der RC-Aufzug zum Parkdeck, der RC-Eingang Hinter dem Schinken blieb gestern noch geschlossen.