TIERSCHUTZ. Marie-Christine Kuypers aus Kleve schrieb eine Diplomarbeit über Beschäftigungsmaterial für Mastschweine.

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© steve hill

KREIS KLEVE. Sie sind intelligent, neugierig, besitzen ein ausgeprägtes Erkundungsverhalten und wollen ab und zu einfach nur spielen. Deshalb brauchen Schweine Beschäftigung. Eine Kette als Spielgerät reicht nicht mehr - sagt die nationale Tierschutz- und Nutztierhaltungsverordnung. Das Beschäftigungsmaterial für Schweine muss "gesundheitlich unbedenklich, beweglich und veränderbar" sein.

"Das ist ein Kriterium, das viele Betriebe im Kreis Kleve nicht erfüllen", sagt Sylvia Heesen, Leiterin des Kreisveterinäramtes. Eine Lösung ist schwierig, da der Begriff "veränderbar" im Gesetz nicht näher definiert ist. Grund genug für eine wissenschaftliche Untersuchung, dachte sich Marie-Christine Kuypers und schrieb ihre Diplom-Arbeit über Beschäftigungsmaterial für Mastschweine.

Der Lohn für die Arbeit:

die Note sehr gut

80 Seiten fasst das Werk, das die 23-Jährige bei der Uni im niederländischen Leeuwarden einreichte. Dort studierte sie bis vor kurzem Tiermanagement mit dem Spezialgebiet Wildlife. Der Lohn für die Arbeit: die Note sehr gut.

Für Spiel und Spaß sorgt bei den Mastschweinen eine Rinne (siehe Kasten). Die Füllung des Objektes (Jutestreifen, Silaseil und Papierschnitzel) ist beweglich und veränderbar. Ein Maschendraht verhindert, dass die Tiere allzu leicht an das Material gelangen. "Das ist für die Schweine eine echte Herausforderung", so Kuypers. Eine einfache Kette, wie sie heute noch viele Mäster ihren Tieren in den Stall hängen, reicht nicht mehr aus, da sie nicht genügend Abwechslung bietet. Langweilen sich die Schweine, sind Verhaltensstörungen wie Kannibalismus die Folge - dann knabbern sie Ohren oder Schwänze ihrer Artgenossen an. "Leider hatte ich nur vier Monate Zeit. Deshalb ist das Material nicht ganz so stabil", gibt Marie-Christine Kuypers zu. "Die großen Schweine haben es nach einem Tag bereits weitgehend zerstört - die kriegen aber auch alles kaputt", erzählt Thomas Hagmann aus Neulouisendorf.

Sein Betrieb gehört zu 14 Versuchsstätten im Kreis Kleve, wo die Studentin das Beschäftigungsmaterial testete. Täglich vier Stunden lang stand Marie-Christine Kuypers in stinkenden Schweineställen, beobachtete die Tiere und holte sich zahlreiche blaue Flecken - Besucher in ihrem Stall finden die Tiere nämlich mindestens genauso spannend wie das Beschäftigungsmaterial.

Rund 800 Schweinemastbetriebe gibt es im Kreis. "Die meisten sind bemüht, das Haltungsumfeld für ihre Tiere zu verbessern. Deshalb ist die Rinne eine gute Idee, wie man mit kleinem Geld den Schweinen das Leben verschönern kann", so Sylvia Heesen. Für Marie-Christine Kuypers haben sich die Recherchen für ihre Diplomarbeit gelohnt. So fand sie Kontakt zu einer Firma, die sich mit Nutztierhaltung beschäftigt. Dort ist sie nun als PR-Mitarbeiterin beschäftigt.RINNE MIT FÜLLUNG Das von Marie-Christine Kuypers entworfene Beschäftigungsmaterial besteht aus einer umfunktionierten, 50 Zentimeter langen Regenrinne, die mit einem verzinkten Draht ummantelt ist. Die Füllung der Rinne setzt sich aus sechs Meter Jutestreifen, fünf Meter Sisalseil sowie Papierschnitzeln zusammen. Die Herstellung einer Rinne kostet rund 14 Euro und variiert je nach Materialien. Die Bauanleitung und weitere Informationen gibt es beim Kreis Kleve unter Tel: 0 28 21/8 52 29 oder E-Mail: vet-verwaltung@kreis-kleve.de. (ik)