Rees. . Gut 150 Bürger(innen) kamen ins Kolpinghaus, um mit Politikern und Bürgermeister über lokale Themen zu sprechen. Im Fokus: die Freibad-Schließung.
- Nach Meinung von Bürgermeister Christoph Gerwers ist das Bad einfach nicht mehr bezahlbar
- Einige Bürger bezweifelten die Zahlen, die wohl für die Schließungspläne ausschlaggebend sind
- CDU-Politiker Dieter Karczewski prophezeite Steuererhöhungen, falls das Freibad nicht geschlossen wird
Ist das Freibad noch zu retten? Nach Meinung von Bürgermeister Christoph Gerwers nicht – aus finanziellen Gründen, weil der Unterhalt für das alte Bad einfach nicht mehr bezahlbar sei. Das betonte Gerwers jetzt auch noch einmal vor gut 150 Bürgern, die zum Talk mit Herbert Böing „Bürger fragen – Politiker antworten“ ins Kolpinghaus gekommen waren.
Mit so vielen Teilnehmern hatte man dann trotz des brisanten Themas eher nicht gerechnet. So wurden zusätzlich Stühle herangeholt – trotzdem mussten einige sogar stehen.
Einen leichten Stand hatte Gerwers nicht, was zu erwarten war. Auch nicht auf dem Podium, auf dem neben Dieter Karczewski (CDU) noch Peter Friedmann (SPD), Helmut Wesser (Grüne) und Heinz Schneider (FDP) saßen. Bis auf den CDU-Politiker distanzierten sich alle anderen zunächst einmal von den akuten Schließungs-Plänen, forderten stattdessen, wie auch aus dem Publikum zu hören war, ein Konzept – und zu allerst konkrete, belastbare Zahlen, auch mit Blick auf einen Neubau.
Ein Bürger aus Haldern hatte etwa moniert, dass das vorliegende Zahlenwerk, das offensichtlich Grundlage für die Schließungspläne sei, „nicht überzeugend ist“. Die seien korrekt, verteidigte sich Gerwers, wies zudem darauf hin, dass alle Zahlen im nächsten Betriebsausschuss öffentlich diskutiert werden würden. Und wiederholte immer wieder, nur durch Dieter Karczewski unterstützt, dass das Bad einfach für Rees unbezahlbar wäre.
Kritik an fehlendem Konzept
„Das Freibad ist ein Alleinstellungs-Merkmal der Stadt. Und muss erhalten bleiben“, kritisierte etwa Jürgen Pinzke die Pläne. Die Idee, das Hallenbad als Übergangslösung zu nutzen, ließ er nicht gelten. „Das schafft die Filteranlage gar nicht“, meinte er alleine mit Blick auf Belastungen durch Sand und Sonnencreme. Außerdem wären die Ankleideräume nur für 30 Personen geeignet.
Andere Bürger hielten der Stadt vor, kein Konzept für eine eventuelle Weiternutzung des Freibades zu haben. Zudem fragten viele, warum das Bad heute so desolat da stünde und in der Vergangenheit einfach nichts an notwendigen Investitionen getätigt worden sei.
„Rees ohne Freibad geht gar nicht“, fand nicht nur der SPD-Politiker Friedmann, erntete dafür jede Menge Applaus. „Die Schließung des Bades war nie Thema. Und ein Übergang, bis das Naturbad kommt muss sein“, legte Helmut Wesser von den Grünen nach.
Rückendeckung erhielt Bürgermeister Gerwers ausschließlich vom CDU-Politiker. „Ich finde es auch nicht toll, das Bad zu schließen. Aber klar ist auch: Wenn wir es nicht zu machen, müssen die Grundsteuern erhöht werden“, so seine düstere Prophezeiung.
Für die Bürger spielte das keine Rolle. Sie befürchteten, dass Rees bei einer Freibad-Schließung überaltere, weil keine jungen Familien mehr in die Stadt ziehen würden. „Wir haben preiswertes Bauland, gute Schulen und einen hohen Wohnwert“, konterte der Bürgermeister.
Klar wurde auch, dass sich an dem Abend die Begeisterung für ein Naturbad am Reeser Meer in Grenzen hielt – nicht nur wegen der langen Planungszeit, sondern auch wegen möglicher Belastungen durch Algen und Bakterien.
„Es ist ja noch nichts entschieden. Das wird der Rat tun. So oder so“, reagierte Christoph Gerwers auf die sachliche, aber unmissverständliche Kritik seitens der Bürger an seinen Schließungsplänen. Der Rat tagt übrigens am 20. Dezember.