Rees. . Im Reeser Koenraad-Bosman-Museum Rees bewertete Galerist Heinz Janssen die Bilder sehr ehrlich. Viele Besucher traf die Wahrheit aber hart.

  • Diesmal fand Galerist Heinz Janssen in Rees nur „Mittelklasse“ vor – keine Bilder mit Klasse
  • 43 Gemäldebesitzer kamen ins Koenraad-Bosman-Museum, um ihre Bilder bewerten zu lassen
  • Ein Pferdeporträt, das mal 5000 DM kostete, ist für Janssen jetzt keine 400 Euro wert

Das Koenraad-Bosman-Museum Rees glich am Samstag einem übervollen Wartezimmer einer Arztpraxis. Geduldig und hoffnungsvoll warteten, viele „Patienten“ auf eine gleichlautende, positive „Diagnose.“

Die 10. Gemäldebewertung durch den in Kevelaer ansässigen renommierten Galerist Heinz Janssen zog, wie in den Vorjahren, viele Interessenten aus nah und fern an. Durch einen Rundfunkbeitrag des WDR aufmerksam geworden, reiste sogar aus Köln ein Ehepaar an. Insgesamt 23 Anmeldungen für eine Bewertung lagen dem Museum bereits zum Beginn der Aktion vor. Weitere 20 Besitzer meldeten sich spontan an.

Manche zogen enttäuscht ab

Fachkompetent nahm der Experte die im Privatbesitz befindlichen Exponate, aber auch wertlose Plagiate, im wahrsten Sinne des Wortes unter die Lupe, um sich ein „Bild“ vom Bild zu machen. Das Ergebnis seiner Expertisen vermittelte er den Besitzern offen, ehrlich, aber auch schon mal schonungslos. Dabei lagen Hoffungen und Enttäuschungen

© Thorsten Lindekamp

kurz beieinander.

„Entfernen sie zunächst den schäbigen Barockrahmen!“ Oder: „Das Bild können sie sofort in die Tonne stecken!“, vernahmen schon mal Besitzer nach seiner kurzen Begutachtung. Das zweite, von der Besitzerin vorgelegte Bild sei eine wertlose Schablonenmalerei. „Davon können sie zehn Stück kaufen“, erklärte ihr der Galerist.

Von der langen Geschichte über das wertvolle Familienerbstück ließ sich Heinz Janssen nicht beeinflussen. Ruhig und gelassen begründete er das Ergebnis seiner Begutachtung. „Vielleicht erzielen sie auf der Gemäldebörse 350 Euro.“

Für 5000 DM gekauft, heute maximal 400 Euro wert

„Vor vielen Jahren habe ich für das Bild 2000 DM gezahlt“, erzählte ein Besucher und hoffte insgeheim auf eine gute Wertsteigerung. Doch nach eingehender Betrachtung stellte Janssen fest, dass es wohl ein Kunstdruck sei, das auf Grund der Kennzeichnung mit 1000 Stück aufgelegt wurde. Aufgeregt und enttäuscht packte der Besucher auch seine übrigen, mitgebrachten Bilder zusammen.

Ilona Hövelmann aus Kellen hatte bisher keine Erfahrung mit einer Gemäldebewertung. „Ich habe so was noch nie gemacht.“ Sie war gespannt auf das Ergebnis. „Das Bild ist eine Radierung und stellt den Limburger Dom dar“, bemerkte der Galerist. „Es hat keinen hohen Wert, vielleicht ist Tebartz-van Elst daran interessiert“, scherzte er.

„Das vor Jahren zum Preis von 5000 DM erworbene Pferdeporträt lässt sich vielleicht an Pferdeliebhaber verkaufen“, vermutete Heinz Janssen. „Mehr als 400 Euro sind da nicht drin.“ So oder ähnlich klangen vielfach die Aussagen des Galeristen.

Der Galerist gab Ratschläge zur Verwendung der Bilder

Aber: Er gab den privaten Besitzern oftmals gut gemeinte Ratschläge über die weitere Verwendung ihrer Bilder, Empfehlungen für die im November stattfindende Gemäldebörse. Sowie Adressen von Galeristen, die möglicherweise an dem Ankauf der Bilder interessiert sind. Und nicht zuletzt: Für einige Exponate gilt auch weiterhin – der ideelle Wert lässt sich nicht in Euro aufwiegen!

„Die Gemäldebewertung in Rees mache ich gerne, weil ich es nicht haben kann, das wertvolle Bilder aus Unwissenheit der Besitzer an dubiose Händler gelangen“, begründete Janssen seine schon langjährige Aktion im Reeser Museum. Zum Mittag zog er das erste Resümee: „Mir fehlt bisher das ‘klasse Bild’, ich habe bis jetzt nur Mittelklasse gesehen. Vor Jahren wurden mir auch schon mal wertvollere Exponate vorgelegt.“

>> BILDER KÖNNEN IM MUSEUM BEI DER GEMÄLDEBÖRSE VERKAUFT WERDEN

Private Besitzer von Kunstwerken erhalten die Gelegenheit, am Samstag und Sonntag, 19. und 20. November, in der Zeit von 11 bis 17 Uhr ihre Exponate im Koenraad-Bosman-Museum zum Kauf anzubieten.

Die Anzahl der Bilder ist auf fünf pro Anbieter beschränkt. Eine Anmeldung ist bis Freitag, 6. November, erforderlich.

Die Ratschläge des Experten Heinz Janssen anlässlich der Gemäldebewertung sind sicherlich hilfreich.