Emmerich. . Deutsche Röstmeisterschaften bei Probat erstmals mit öffentlicher Verköstigung. Meistertitel geht nach Köln an Benjamin Pozsgai.
- Bei der zweiten Deutschen Meisterschaft wurde erstmals auch eine öffentliche Verkostung angeboten
- Die zehn Röster mussten alle mit der costa ricanischen Bohne Jaguar rösten
- Das Schlürfen ist beim professionellen Cup-Tasting wichtig, weil sich so der Kaffee auf alle Rezeptoren verteilt
Drei Tage lang war Emmerich wieder der Nabel der Kaffeeröstwelt. Der Deutsche Chapter der europäischen Spezialitätenkaffeevereinigung (SCAE) lud zum zweiten Mal zu den Probat-Werken ein, um den zweiten Deutschen Röstmeister zu ermitteln. Am Ende wurde Benjamin Pozsgai aus Köln der neue Meister. Platz 2: Erik Brockholz aus Hamburg; Platz 3: Duc Dung Nguyen aus Düsseldorf.
Lutz Reinhart-van Gülpen war dabei
Mit dabei war auch ein Lokalmatador. Lutz Reinhart-van Gülpen, der es aber nicht aufs Podest schaffte: „Mir geht’s vor allem um den Austausch unter den Kollegen.“ Sein Röstplan sei gut aufgegangen. Die Konkurrenten hätten aber auch ganze Arbeit geleistet. Da gebe es keine Ausreißer nach unten.
Die zehn teilnehmenden Röster mussten am Mittwoch bei einer vorgegebenen Kaffeebohne eine Qualitätskontrolle durchführen, wie Steffen Müller aus dem Vorstand des SCAE erklärte: „Das ist sehr anspruchsvoll. Es geht darum, wie schnell und zuverlässig die Teilnehmer Defizite ermitteln können.“ Dann wird ein Röstplan erstellt und der vierköpfigen Jury vorgelegt. Donnerstag ging’s an die großen Röstmaschinen. Nun sollten die Röster ihren Plan in die Tat umsetzen. Freitag stand die Verkostung an, das sogenannte Cupping. Die Juroren nahmen feinste Nuancen wahr. Ein Koffein-Schock war nicht zu erwarten, sie spuckten das gute Zeug wieder aus.
Das öffentliche Cup-Tasting verläuft nach einem ganz bestimmten Prozedere, wie auch die Profis Kaffee testen würden: Erstmal wird das geröstete Kaffeepulver in den Tassen
trocken geschnuppert. Einen Unterschied wird der Laie hier kaum erkennen. Dann wird 93 Grad heißes Wasser aufgegossen. Und nochmal die Nase dran halten. Jetzt lassen sich leichte Unterschiede riechen, obwohl sich in allen Tassen die Bohne Jaguar aus dem Tarrazu-Hochland in Costa Rica befindet – nur eben unterschiedlich geröstet. Nach vier Minuten darf die Kruste gebrochen werden. Ein fast heiliger Akt unter den Röstern. Man dringt mit dem Löffel nur knapp unter die Oberschicht ein, hält dabei die Nase nah an den Kaffee und rührt drei Mal oberflächlich. Jetzt steigen kräftige Aromen empor. Traumhaft.
Nun wird probiert. „Mutter hat immer gesagt, nicht schlürfen. Hier ist Schlürfen Pflicht“, erklärt Steffen Müller. Indem die Luft mit eingezogen wird, verteilt sich der Kaffee auf alle Rezeptoren: süß vorne, sauer an den Seiten, bitter hinten. Tatsächlich gelingt es den Röstern aus einer Bohne mal süßere, kräftigere, bitterere, saurere oder samtigere Kaffees zu rösten.
Zu Gast bei der erstmals öffentlichen Verkostung war auch Markus Unkrig, der in seinem Mu-Café selbst Kaffee röstet: „Ich will hier alles aufsaugen, was ich mitnehmen kann.“ „Das sind Künstler, die Röstmeister“, sagte Franz Tersluisen, der 30 Jahre Probat’ler war.
Und das sagte Wim Abbing, der Geschäftsführer der Probat-Werke: „Als Weltmarktführer im Maschinen- und Anlagenbau für die Kaffeeindustrie sind wir natürlich stolz darauf, nach 2015 auch in diesem Jahr wieder Gastgeber der Deutschen Röstmeisterschaft sein zu dürfen. Die umfangreiche Ausstattung unseres Showrooms mit innovativster Rösttechnologie bietet dabei das ideale Umfeld für das wichtigste nationale Event der Rösterbranche.“