Emmerich. . Die Deutsche Post in Emmerich setzt sechs sogenannte Streetscooter ein, die elektrisch betrieben werden. Zustellerin Alexandra Werle ist begeistert.

  • Die Deutsche Post hat das Fahrzeug speziell für ihre Bedürfnisse entwickeln lassen
  • Die Mitarbeiter müssen bei den vielen Stopps nicht mehr in den Abgasen stehen
  • Be- und Entladen von allen Seiten – Ladeklappen öffnen sich elektrisch unterstützt

Seit Anfang dieses Jahres ist es auf dem Gelände der Deutschen Post in Emmerich wesentlich ruhiger. Obwohl auf dem Parkplatz zum Aus- und Beladen reger Verkehr herrscht, ist das für Autos so typische Geräusch des Motors kaum zu hören.

Schaut man sich die in Reih und Glied parkenden Fahrzeuge einmal genauer an, erkennt man schnell den Grund für diese Stille: „Natürlich naturgemäß.“, „Go Green“, „Dieses Fahrzeug fährt mit Elektroantrieb“ – so lauten die Slogans, die einige der Wagen zieren. Daneben auf der Wagenklappe ein Fotoaufdruck einer ländlich idyllischen Kulisse: Eine grüne Weide mit Schafen, im Vordergrund Photovoltaikanlagen, im Hintergrund Windräder. Die Verbildlichung des Zusammenspiels von Natur und Energie. Genau das ist es, was die neuen alternativen Fahrzeuge der Deutschen Post repräsentieren sollen.

Sechs dieser umweltfreundlichen Elektrofahrzeuge, die Streetscooter, stehen der Poststation für die Bereiche Emmerich und Speelberg seit April, neben ihren normalen Fahrzeugen, zur Verfügung, dazu drei Ladestationen zum gleichzeitigen Aufladen von je zwei Fahrzeugen.

Eine der glücklichen Fahrerinnen des Streetscooters in Emmerich ist Alexandra Werle. Die 45-jährige ist von ihrem neuen Lieferfahrzeug begeistert. „Die Klappen lassen sich

Die Ladeflächen sind so ausgerichtet, dass man im Stehen Be- und Entladen kann. Das schont den Rücken. Alexandra Werle, Zustellerin der Deutschen Post in Emmerich, profitiert auch davon.
Die Ladeflächen sind so ausgerichtet, dass man im Stehen Be- und Entladen kann. Das schont den Rücken. Alexandra Werle, Zustellerin der Deutschen Post in Emmerich, profitiert auch davon. © FUNKE Foto Services

viel leichter öffnen, da sie elektrisch unterstützt sind. Das macht einiges aus. Auch der Einstieg ist durch die geringere Höhe nun erleichtert“, so die Zustellerin. Stolz berichtet sie von einer kürzlich besuchten Fortbildung: „Unter 20 Teilnehmern war ich die einzige, die ein solches Elektrofahrzeug fährt. Das fand ich schon interessant. Wir sind somit ja quasi Vorreiter.“

Diese innovative Vorreiterposition der Deutschen Post kann auch Britta Töllner, Pressesprecherin der Deutschen Post DHL Group, bestätigen. „Als wir unsere Idee in die Tat umsetzen wollten, konnte keiner ein solches Fahrzeug liefern, also entwickelten wir es einfach selbst, nach unserer Vorstellung.“

Nicht mehr in den Abgasen stehen

In Zusammenarbeit mit der Streetscooter GmbH und Institutionen der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen entstanden so die eigenen zukunftsweisenden Elektroautos. „Diese konnten wir mit unseren Kollegen gemeinsam ausarbeiten und dadurch auch deren Wünsche berücksichtigen. Wir haben daraufhin zum Beispiel die Ladekante der Ladeklappen angepasst, sodass man jetzt beim Be- und Ausladen aufrecht stehen kann. Das ist jetzt auch von allen drei Seiten des Fahrzeugs möglich.“, erklärt Britta Töllner. „Außerdem stehen wir beim Abladen nicht mehr in den Abgasen“, fügt Postbotin Alexandra Werle hinzu.

Dies war in der Vergangenheit mit das größte Problem der Zustellfahrzeuge. Beim ständigen Halten vor den Wohnsitzen der Kunden – durchschnittlich 300 Starts und Stopps – wird natürlich nicht jedes Mal der Motor ausgestellt. Somit stehen die Mitarbeiter der Deutschen Post am Tag schon einige Minuten in den Abgasen des Fahrzeugs. Mit dem elektrischen Streetscooter ist das nun kein Thema mehr, denn das alternative Lieferfahrzeug verspricht nahezu vollständige Emissionsfreiheit. Das kommt natürlich nicht nur den Mitarbeitern der Deutschen Post, sondern auch der Umwelt zugute, welche dem Konzern auch die Hauptmotivation zur Einführung des Elektroautos lieferte, denn der Paketmarkt boomt im Zeitalter von Smartphones und Online-Shopping. „Die Paketmengen steigen jährlich um zehn Prozent. Damit einhergehend auch die Emissionen durch unsere Fahrzeuge. 2007 haben wir uns dann das Klimaschutzziel gesetzt, bis 2020 30 Prozent unserer CO²-Emissionen weltweit zu reduzieren“, erläutert Töllner die Beweggründe für die Umstrukturierung, welche in Emmerich mit als erstes stattgefunden hat.

Maximal Tempo 80

Aktuell ist der Streetscooter hauptsächlich in ländlichen Gegenden vertreten, da das Fahrzeug speziell für die Verbundzustellung von Briefen- und Paketen gedacht ist. Mit genügend Ladevolumen, einer allen Sicherheitsstandards entsprechenden Ausstattung und einer Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h ist er daher primär für die Zustellung auf dem Land sowie in kleineren und mittleren Städten ausgelegt.

Für die größeren Städte ist aber eine abgewandelte Version in Planung. Dort soll ein größeres Elektrofahrzeug möglichst bald den aktuellen Bus der Post, den T5, ersetzen. Dieses wäre dann ausschließlich für die Auslieferung von Paketen in Innenstädten gedacht.

Heute fahren rund 1000 Streetscooter für die Deutsche Post DHL Group, überwiegend in Deutschland. Mittlerweile hat die Deutsche Post die Streetscooter GmbH gekauft, sodass sie nun fester Bestandteil des Konzerns ist. Es kommen überdies stetig mehr Anfragen anderer Firmen nach einem Modell der Streetscooter zur eigenen Verwendung. „Ob der Deutsche Post Konzern seine Elektrofahrzeuge aber weiter verkaufen will, entscheidet sich erst Ende des Jahres“, so die Aussage der Pressesprecherin.