Emmerich. . Vor drei Jahren ergab die Elternbefragung eine klare Mehrheit für die Gründung einer Gesamtschule. Nun plädieren Eltern dafür, die Realschule zu erhalten.
- Rat verweist die Eingabe von zwei Eltern zum Erhalt der Hanse-Realschule an den Fachausschuss
- Diskussion hat Fahrt aufgenommen, weil offenbar mehr Eltern ihre Kinder auswärts beschulen
- Schaffeld (SPD) kritisiert Populismus, Ulrich (CDU) will Bedarf nach Realschule geprüft wissen
Einstimmig, bei zwei grünen Enthaltungen, hat der Rat die Eingabe der Eltern Kühnen und Schneider, deren Kinder in die zweite Klasse gehen, an den Schulausschuss verwiesen. In ihrer Eingabe bitten die Eltern Bürgermeister und Rat, den Bedarf für den Erhalt der Hanse-Realschule eventuell durch eine Umfrage zu prüfen und gegebenenfalls den alten Ratsbeschluss, die Realschule auslaufen zu lassen, zu kippen.
Nicht in Stein gemeißelt
„Es ist schade, dass eine so erfolgreiche Schule wie unsere Realschule geschlossen wird“, schreiben die Eltern. Sie sind der Ansicht: „Eine Stadt braucht Schulvielfalt.“ Zwei Jahre Gesamtschule hätten sie nicht überzeugt. Eltern, deren Kinder eine halbwegs brauchbare Realschulempfehlung der Grundschule hätten, würden ihre Kinder meist erfolgreich am Gymnasium anmelden. Deshalb bezweifeln die Eltern, dass die Gesamtschule jemals eine Oberstufe bilden könne.
Nahrung hat die neue aufgeflammte Schuldebatte dadurch erhalten, weil einige Eltern ihre Kinder am Schulzentrum in Rees angemeldet haben. Hans-Joachim Büscher, Vorsitzender der Realschul-Elternpflegschaft, unterstützte in der Einwohnerfragestunde die Eingabe, auch für die Bürgerinitiative „Freunde der Realschule“.
Eine ganze Klasse aus Emmerich würde auf der Reeser Realschule beschult, angeblich 20 bis 25 Kinder. Daraus leitete Büscher ab, dass es einen Bedarf nach einer Realschule in Emmerich gebe. Büscher wollte dann vom Bürgermeister wissen, ob der Bürgerwille respektiert werde. Peter Hinze (SPD) erinnerte daran, dass es vor drei Jahren eine Elternbefragung gegeben habe. Von 700 befragten Eltern hätten nur 34 ihre Kinder in der Realschule anmelden wollen: „Die überwältigende Mehrheit war für die Gesamtschule. Auf diesem Weg sind wir hier.“ Die Abstimmung sei lange her, entgegnete Büscher. Es könne nicht sein, dass eine Ratsentscheidung „in Stein gemeißelt“ sei.
„Kann man das noch ändern?“ fragte Büscher und bekam von Hinze ein klares „Nein! Es gibt dafür keine gesetzliche Regelung. Der Weg ist vorgeschrieben. Die Bezirksregierung hat festgelegt, dass Realschule und Hauptschule auslaufen.“ Natürlich ändere sich der Kreis der Eltern, aber es mache keinen Sinn, alle drei Jahre den Elternwillen zu befragen.
Die Politik nahm dann die Diskussion im Fachausschuss schon ein wenig vorweg. Herbert Kaiser (Grüne) hegte den Verdacht, die Gesamtschule solle „kaputtgeredet“ werden wie die Hauptschule Elten. Herbert Ulrich (CDU) sagte, es sei immer möglich, ein Verfahren neu aufzurollen. Die CDU sehe sich in ihrer Kritik bestätigt, damals nur einen Elternjahrgang befragt zu haben. Es gehe nicht darum, die Gesamtschule schlecht zu reden, sie müsse vielmehr ein „Erfolgsmodell“ werden. „Es geht darum, ob es neben der Gesamtschule, deren Bestand wir garantieren, eine kleine, zweizügige Realschule als Ergänzung unseres Schulangebotes geben soll. Das sollte man zumindest prüfen.“ Die Verwaltung soll nun eruieren, wie viele Kinder tatsächlich weiterführende Schulen in Rees oder Kleve besuchen.
Andrea Schaffeld (SPD) wollte gegenüber den Eltern nicht den Eindruck erwecken, als könne es zu einem neuen Meinungsbildungsprozess kommen: „Das hielte ich für unredlich.“ Vielmehr müsse die Gesamtschule erst einmal „durchwachsen“. Das Konzept müsse die Chance bekommen, sich zu bewähren. Andrea Schaffeld und Gerd Bartels (BGE) fanden beide, dass die Debatte „populistische“ Züge habe.
Wenn so viele Eltern zur Ratssitzung kämen, „weiß ich, dass sie mit der Schullandschaft unzufrieden sind“, meinte Thomas Meschkapowitz (Embrica).