Rees-Haffen. . Kiesunternehmen Hülskens trägt seinen Teil zum Projekt „Polder Lohrwardt“ bei. Radweg wird gebaut, dem Land kostenlos ein moderner Deich übergeben.
- Hülskens startet im November mit dem Bau eines 1,2 Kilometer langen Radweges auf dem neuen Deich
- Reckerfeld kann bei dramatischem Hochwasserstand rund 5,5 Millionen Kubikmeter Wasser aufnehmen
- Im nächsten Jahr wird ein Zugang für Schiffe geschaffen, um das Reckerfeld verfüllen zu können
Eine Spaziergängerin führt bei herrlichem Wetter ihren Vierbeiner aus. Hunderte Wildgänse, durch Schüsse aufgeschreckt, flattern am Windrad vorbei und setzen zur Landung auf der Wasserfläche des Abgrabungsgebietes Reckerfeld an. Eine idyllische Atmosphäre. Die können bald auch Radfahrer genießen. Denn die Firma Hülskens, Eigentümer des etwa 40 Hektar großen Sees, startet im November mit dem Bau des 1,2 Kilometer langen Radweges – auf dem drei Kilometer langen Drei-Zonen-Deich, den das Kiesunternehmen Land und Deichverband gerade übertragen hat.
Verkauf an Landwirte geplant
„Im April werden wir den Radweg an die Stadt Rees übergeben“, sagt Rudolf Koss, Geschäftsführer bei Hülskens und für Technik zuständig. Wahrscheinlich wird dann Bürgermeister Gerwers, der sich über den touristischen Mehrwert sicher freut, das rote Band zerschneiden – vielleicht eingebettet in ein Fest für Bürger, „je nach Wetter“, meint Prokurist Wolfgang Spittka.
Die Hülskens-Manager sind schon stolz darauf, dass sich ihre Firma tatkräftig am Hochwasserschutz für die Region beteiligt. Denn gerade erst hat auch NRW-Umweltminister Johannes Remmel für einen verbesserten Hochwasserschutz den Vertrag zwischen allen Beteiligten, auch dem Deichverband Bislich-Landesgrenze, im Rathaus Rees unterzeichnet.
Das Reckerfeld könnte dank des neuen, jetzt ans Land übergebenen hochmodernen Ringdeiches, der einen Gegenwert von zehn Millionen Euro hat, bei einem dramatischen Hochwasserstand rund 5,5 Millionen Kubikmeter Wasser aufnehmen – dafür müsste der bestehende Deich am Rhein irgendwie geöffnet werden. „Im nächsten Jahr werden wir dort einen Zugang für Schiffe schaffen, weil das knapp 15 Meter tiefe Reckerfeld ja von uns vertragsgemäß verfüllt wird“, erläutert Rudolf Koss. Gut 20 Jahre sind dafür vorgesehen. Dann, betont der Hülskens-Geschäftsführer, würden bis an den neuen Deich rund 80 Hektar teilweise ökologisch hochwertige landwirtschaftliche Fläche zur Verfügung stehen. Koss: „Die werden wir vermutlich an Landwirte verkaufen!“ Interesse dafür dürfte vorhanden sein.
Doch bis es soweit ist, fließt noch viel Wasser rheinabwärts. Wobei man bei Hülskens auch in die Zukunft blickt. Rheinaufwärts, gleich oberhalb des Reckerfeldes, sei der Deich in einem Teilbereich bekanntlich in sanierungs-bedürftigem Zustand. Hier könnte sich Hülskens sehr gut vorstellen, ein ähnliches Projekt in Zusammenarbeit mit Land und Deichverband umzusetzen – ein zurückgelegter neuer Deich würde von Hülskens gebaut, die Firma kiest aus, und der Polder Lohrwardt könnte erweitert werden. Gedankenspiele seien das nicht mehr nur, es wären schon Gespräche mit allen Beteiligten geführt worden, erläuterte Spittka. Ob Hülskens den Zuschlag erhalten würde, sei natürlich noch offen.
Mit Blick aufs Reckerfeld hat sich die Kiesfirma aus Wesel jedenfalls mächtig ins Zeug gelegt. Klar wolle man auch Geld verdienen, so Koos, aber Hochwasserschutz – „Ich wohne hier auch in der Region“ – und Mehrwert für die Bevölkerung lägen der Firma, die auch noch unterhalb der Rheinbrücke die bereits beantragte ‘Reeser Welle’ auskiesen möchte, ebenso am Herzen.
Dass bei Kiesfirmen heute unterm Strich die Ökobilanz stimmen muss, wissen beide. Und heben nicht ohne Grund hervor, dass die 800 000 Tonnen Material für den Deich-Neubau aus dem Abgrabungsfeld selbst stammen. Sonst hätten über 60. 000 Lkw-Bewegungen stattfinden müssen.