Bocholt/Rees. . Der 59-Jährige steht nicht mehr für eine vierte Amtszeit zur Verfügung: „Die Schlagzahl war zu hoch“. Vor seiner Bocholt-Zeit setzte er in Rees viele Akzente.
Stadtbaurat Ulrich Paßlick (59) hat sich entschieden: Er hört auf. Er wird sich im Juni nicht erneut zur Wiederwahl stellen. Seit fast 24 Jahren leitet Ulrich Paßlick (parteilos) das Bocholter Baudezernat. Der gebürtige Münsteraner war zuvor achteinhalb Jahre Bauamtsleiter in Rees und begleitete beispielsweise die Ortskernsanierung, die Wohnumfeldverbesserung sowie die Projekte Bürgerhaus am Markt und Rheinpromenade. Mit 27 Jahren war der Stadtbaurat 1984 Deutschlands jüngster Bauamtsleiter.
32 Jahre seien genug, sagt Paßlick nun. Er habe jetzt die Wahl gehabt, nicht mehr anzutreten oder weiterzumachen, bis er mit fast 66 Jahren in Pension gehen könne: „Ich hätte noch sieben Jahre voll ins Geschirr gehen müssen. Die Entscheidung war also: ganz oder gar nicht, eine halbe Wahlzeit gibt es nicht.“
An vorderster Front
Die 32 Jahre „Dauerbelastung an vorderster Front“, so Paßlick, hätten sich aber auf seine Gesundheit ausgewirkt und sein Körper habe ihm signalisiert, dass „die Schlagzahl zu hoch“ gewesen sei.
Paßlicks Amtszeit – es ist seine dritte – endet offiziell am 30. November. Und das Großprojekt Kubaai ist wie kaum ein anders mit Paßlicks Namen verknüpft. Was wird daraus? Der Stadtbaurat betont, Kubaai liege ihm „selbstverständlich am Herzen“. Aber es sei auf einem guten Weg und laufe über 15 Jahre lang. Er selbst, so der Stadtbaurat, hätte es sowieso nicht zu Ende führen können.
Die Fraktionschefs sind zum Teil überrascht von Paßlicks Ausstieg. Die freundlichste Reaktion kommt von Grünen-Sprecher Michael Lemke: „Ich glaube, er tut sich etwas Gutes. Ich glaube auch, sein Weggang ist nicht positiv für die Stadt.“
Für CDU-Fraktionschef Herbert Panofen hat sich Paßlicks Schritt angedeutet, als sich der Stadtbaurat seine Studienzeit auf seine Pension habe anrechnen lassen – was im Übrigen sein gutes Recht gewesen sei. Paßlick habe in Bocholt „Zeichen hinterlassen“, lobt Panofen, „Dinge, die durchaus vorzeigbar sind“, etwa die Shopping-Arkaden und auch das künftige Kubaai.
In den vergangenen 24 Jahren sei „eine Menge Positives passiert“, urteilt SPD-Fraktionschef Peter Wiegel, den Paßlicks Schritt überrascht hat. Die Entscheidung verdiene Respekt.
Durch Paßlicks Ausscheiden erhalte die Verwaltung und die Politik „eine neue Chance“, sagt Stadtpartei-Chef Dieter Hübers. Er habe Paßlick „als Fachmann sehr geschätzt“. Der Stadtbaurat habe es aber „versäumt, die Politik und die Bevölkerung ausreichend in seine Projekte einzubinden“. Und: „Die Kommunikation ließ sehr zu wünschen übrig. Darüber hinaus hat er sich über die finanziellen Auswirkungen seiner Objekte keinen Kopf gemacht.“
Burkhard Henneken reagiert ebenfalls überrascht auf die Entwicklung. „Ich hätte nicht damit gerechnet“, sagt der Chef des Liberalen Bündnisses. Paßlick habe Visionen gehabt, auch wenn er selbst, so Henneken, beispielsweise das Kubaai-Projekt „nicht nachvollziehen“ könne.
Wie geht es weiter? „Wir haben intern noch nicht darüber gesprochen“, sagt CDU-Sprecher Panofen. Man müsse sich die „Strukturen ansehen“ und auch überlegen, die Stelle auszuschreiben.
Grünen-Sprecher Lemke erklärt, Paßlick sei „ein Mensch mit Visionen“ und Bocholt brauche so jemanden und nicht jemanden, der „nur die Bauverwaltung verwaltet“. Burkhard Henneken (Liberales Bündnis) freut sich: „Jetzt ist der Weg frei für einen jungen Baudezernenten.“