Lobith/Elten. . Es gibt viele Ideen. Beispielsweise schwimmende Inseln aus Styropor. Aber auch noch einige dicke Fragezeichen beim Freizeitprojekt Carvium Novum in Lobith. Erst die Hälfte des Gebietes ist ausgekiest. Fietspad, Brücke und die ersten beiden Wachtürme sind realisiert.

Noch ruht still der See am Eltenseweg im beschaulichen Lobith. Aber in einigen Jahren könnte sich das Gewässer in ein maritimes Freizeitparadies verwandeln.

Die Begeisterung für das Projekt ist Jos Lamers, Wethouder (Beigeordneter) in Eltens niederländischer Nachbargemeinde Rijnwaarden, anzumerken. „Wir haben die ursprüngliche Planung für Carvium Novum mit drei großen Inseln geändert“, erzählt Lamers. Eine sollte nur mit Ferienwohnungen bestückt sein. Inzwischen jedoch spuken in den Köpfen lauter kleine, treibende Eilande mit Häuschen und Sonnenschirmen drauf. Mittels eines Propellers können sich die Inselchen sogar drehen – das verspricht herrlichen Freizeitspaß – sofern die Sonne scheint.

Nächster Clou ist das Baumaterial: recyceltes Styropor, auf Niederländisch Piepschuim, weil es so schön quietscht, wenn man Piepschuim aneinander reibt. In regionalen Werkstätten sollen Langzeitarbeitslose und Gehandicapte die robusten Blöcke für etwa 50 Häuschen zuschneiden. „Die halten 100 Jahre“, ist Jos Lamers überzeugt. Doch das ist noch nicht alles. Zwei Landzungen sollen mit einem schwimmenden Fietspad, auch aus Piepschuim, verbunden werden.

Bereits angelegt wurde ein schöner Radweg. Er wird am 21. Mai um 15 Uhr offiziell eingeweiht. Auch eine Brücke und zwei Wachtürme wurden bisher realisiert. Die Türme ähneln dabei eher ägyptischen Pyramiden als den römischen Beobachtungsposten am Limes und sind mit acht Metern auch nur halb so hoch.

Jedoch die Treppenstufen erst einmal hinaufgestiegen, bieten sich herrliche Ausblicke, beispielsweise auf den Eltenberg oder das Lobither Idyll. Jos Lamers, von Haus aus Landwirt, hat von seiner Terrasse aus beide Türme im Blick. Aus Kostengründen sind sie nicht aus Backstein, sondern werden aus dem ausgebaggerten Mutterboden aufgeschichtet. Ein halbes Dutzend solcher begrünter und künstlerisch gestalteter Erhebungen in Sichtweite sollen es einmal sein. Außerdem ein römischer Garten, Gastronomie, Camperplätze, Parkplätze und Spielgeräte für die Kleinen. Ideen gibt es viele. Das Konzept ist ausgelegt für 50- bis 100 000 Besucher pro Jahr und damit maßvoller als die allerersten Pläne, die manch braven Lobither eher verschreckt haben.

Rijnwaarden will an mehreren Stellen seine Attraktivität steigern. Das Pfund, mit dem die 11 000 Einwohner große Gemeinde wuchern kann, ist die herrliche Naturlandschaft zwischen Rhein und Altrhein, die Ruhe. Direkt neben dem Altrheinarm bekommt Carvium Novum Konturen. Für die erste Phase stehen 1,1 Mio. Euro zur Verfügung, darunter auch für touristische Projekte in De Bijland und an der Europakade in Tolkamer. Die Projekte werden von der Provinz Gelderland und der Firma A. Wezendonk Pannerden BV finanziert, die Gemeinde muss mal gerade 50 000 Euro zuschießen – und bekommt dafür auf dem Silbertablett ein paar Attraktionen frei Haus serviert.

Die Gemeinde hatte Wezendonk seinerzeit den Zuschlag zur lukrativen Abgrabung von Sand und Kies erteilt, sofern sich dabei auch positive ökonomische Effekte für die Region ergeben, Arbeitsplätze also und eine sinnvolle Folgenutzung. Infolge der schleppenden Baukonjunktur geriet das Projekt dann aber ins Stocken, jetzt scheint sich die Auskiesung für den Unternehmer wieder zu rentieren. Also geht es auch mit Carvium Novum wieder aufwärts. Etwa die Hälfte des 60 Hektar großen Projektgebietes ist schon ausgekiest. „Ich denke, dass wir 2020 fertig sind“, hofft Jos Lamers.

Aber ob der Römerpark ein Erfolg wird, hängt davon ab, ob Wezendonk einen Betreiber findet, der die Ideen dann auch umsetzt. „Das Schlimmste wäre ein Super-Naturpark“, sagt Lamers. Fürwahr nicht die schlechteste Alternative.

Das Eltener CDU-Ratsmitglied Albert Jansen steht in engem Kontakt zum Gemeindehaus in Lobith. Jansen bleibt zunächst einmal nichts anderes übrig als die weitere Entwicklung abzuwarten: „Wenn das Konzept steht, muss man sehen, welche infrastrukturellen und verkehrlichen Auswirkungen sich daraus für Elten ergeben.“