Klein-Netterden. . Elisabeth und Josef Boßmann haben Emmerichs erste Milchtankstelle auf ihrem Hof errichtet und vermarkten ihr Erzeugnis nun auch selbst.
Emmerich ist um eine Tankstelle reicher. Allerdings fließen hier weder Diesel noch Benzin. Sondern frische Rohmilch vom Bauern. Elisabeth und Josef Boßmann haben an ihrem Hof in Klein-Netterden eine Milchtankstelle eingerichtet. Neuerdings gibt’s hier 24 Stunden am Tag den Liter Milch für einen Euro. Fürs erste sei das Kundenaufkommen nicht schlecht, so Josef Boßmann.
Abkochen der Rohmilch empfohlen
Die Idee brachte der älteste Sohn Dennis mit von der Messe Euro Tier in Hannover, wo der Hersteller der Milchzapfanlage, die Firma Risto aus Marienheide, für die Geräte warb. Die Familie dachte lange darüber nach, ob man diesen neuen Weg gehen möchte. „Man muss ja auch investieren, den Bauantrag für die Hütte stellen, einen Architekten einbinden, das Veterinäramt einschalten und so weiter“, schildert Josef Boßmann.
Der kleine Familienbetrieb nahm Kontakt zu anderen Landwirten in Hamminkeln oder Xanten-Birten auf, die bereits so einen Milchtank haben: „Die berichten, dass es gut läuft.“ Dazu kommt die Tatsache, dass frische Rohmilch nur vom Erzeuger direkt vermarktet werden darf – oder eben sonst ihren Weg in die Molkerei findet. Somit hält sich die potenzielle Konkurrenz im Rahmen. Außerdem sei die Lage an der Dürkolfstraße – geht vom Kapellenberger Weg ab – in Klein-Netterden nicht schlecht: Nah an der Stadt, aber auch nah an der Autobahn. Also wagten sich die Boßmanns. „Der Verbraucher will heute mehr Produkte direkt vom Erzeuger bekommen“, glaubt Josef Boßmann einen Trend ausgemacht zu haben.
Man kann die unbehandelte Rohmilch zwar so trinken, es wird aber empfohlen, sie vor dem Genuss abzukochen. 4,2 bis 4,5 % Fett enthält die boßmann’sche Milch im Schnitt; Eiweiß 3,5 %. „Wir haben täglich 40 Liter in dem Milchtank“, sagt Elisabeth Boßmann: „Was übrig bleibt, kommt ins Tierfutter. Die Anlage wird täglich gespült. Und nach jedem Zapfgang werden die Leitungen durchgespült.“ Geeicht ist die Zapfanlage auch. Alle 20 Minuten wird die auf etwa fünf Grad gekühlte Milch automatisch gerührt.
Das Ehepaar Boßmann macht in seinem kleinen Betrieb noch alles selbst. Die Söhne helfen nach Feierabend aus. Gut 40 Kühe werden hier noch von Hand gemolken.
Der Automat nimmt Geldscheine bis zu 20 Euro an. Aber keine Ein- und Zwei-Cent-Münzen. Die Mindestabnahmemenge ist 0,2 Liter. Wer vor Ort die vorhandenen Flaschen befüllt, kauft die Flasche automatisch. Es gibt keine Pfandflaschen. Man kann auch eigene Behältnisse füllen.
Die Flasche beim Zapfen am besten schräg an die Düse halten, damit die Milch in der Flasche nicht schäumt – es ist ja kein Bier, wo das vielleicht sogar erwünscht ist. Und dann den Knopf gedrückt halten, um die Flasche zu befüllen. Das geht recht fix.