Bienen/Praest. . Für die Experten gibt es viel zu tun. Allein auf Emmericher Stadtgebiet bilanzierte der Kampfmittelräumdienst 1200 Verdachtsfälle, auf Reeser 860. Bisher. Denn noch ist die Untersuchung nicht abgeschlossen.
Für Mitte dieses Jahres war die Auftragsvergabe für den Deichneubau Planungsabschnitt Bienen-Praest (PA 4) eigentlich vorgesehen gewesen, nun ist als Zeitpunkt dafür der Jahresbeginn 2016 anvisiert. Grund für die Verzögerung sind die vielen Funde des Kampfmittelräumdienstes: Wurf- und Nebelgranaten, Leucht- und Signalmunition, Panzerfäuste sowie Gewehrteile und vieles mehr. „Allein auf Reeser Gebiet mussten sechs Sprengungen vorgenommen werden“, teilt Holger Friedrich, Geschäftsführer des Deichverbandes (DV) Bislich-Landesgrenze, mit.
Hochsensible Detektoren
Schon seit Ende Januar/Anfang Februar sind die Experten von der Düsseldorfer Bezirksregierung und der Fachfirma Röhll mit Sitz in Düren auf dem ca. 60 Hektar großen Gelände aktiv, um gefährliche Überreste aus dem Zweiten Weltkrieg unschädlich zu machen. Eine langwierige Aufgabe, weil es sehr viele Fundstücke sind, die geborgen werden mussten. Allein auf Emmericher Stadtgebiet bilanzierte der Kampfmittelräumdienst 1200 Verdachtsfälle, auf Reeser 860. Bisher. Denn noch ist nicht alles untersucht.
Lina Santa Maria, neu beim DV Bislich-Landesgrenze, legt Gebietskarten vor, die den PA 4 in den drei Ampelfarben zeigen. Grün steht für bereits untersucht, hierfür ist also die Kampfmittelfreiheit bescheinigt worden. Bei den roten Bereichen haben die hochsensiblen Detektoren angeschlagen, wobei aber die finale Untersuchung noch aussteht. Und gelb markiert sind jene Bereiche, die derzeit noch als landwirtschaftliche Fläche genutzt werden oder auf denen die Bodenmiete für den neuen Deich gelagert ist. Hier muss also noch untersucht werden. Gelb eingezeichnet sind aber auch die Flächen, die nicht zum Baustellenbereich gehören und daher auch nicht untersucht werden.
Die Deichkörper zeigen sich in zwei Farben. Die Spitze ist grün, darunter gelb. „Das liegt daran, dass die Detektoren nur eine bestimmte Tiefe, maximal zwei Meter, absuchen können“, erklärt Holger Friedrich. Erst später, wenn das obere untersuchte Erdreich abgetragen ist, kann auch die Aufstandsfläche des Deiches – der im PA 4 eine Länge von 3,9 Kilometern misst – abgesucht werden. Das kann aber teilweise erst dann geschehen, wenn bereits der neue Deich gebaut wird. „Natürlich geschieht das in sicherem Abstand, um Menschen nicht zu gefährden“, sagt Friedrich.
Weil man den mit NRW-Umweltmister Johannes Remmel vereinbarten Termin für den Abschluss der kompletten Deichsanierungen 2025 einhalten will, werden künftig mehrere Deichabschnitte parallel angegangen. Daher hat der DV nun auch Lina Santa Maria eingestellt. Die 29 Jahre alte Düsseldorferin, die Biologie und Hydrologie in Münster und Freiburg studiert hat, wird wie ihr Kollege Ingenieur Dennis Steffen für Planung, Neubau und Überwachung zuständig sein. Die Baustelle eingereicht wird frühestens zum 1. April – mit Beginn der Hochwasser freien Zeit. „Wir sind zuversichtlich, dass das klappt“, so Friedrich.
Zwar schlugen die Detektoren häufiger auf Emmericher als auf Reeser Stadtgebiet an. Der Großteil der Funde, die sich als Kampfmittel erwiesen, gab es allerdings im Bereich Bienen.
In Rees wurden bisher 102 Kampfmittel, 90 Kilogramm Munitionsteile und 54 Kilogramm Infanteriemuntion gefunden.
Sechs Kampfmittel fanden die Experten in Emmerich, dazu 30 Kilogramm Munitionsteile und 15 Kilogramm Infanteriemunition.