Haldern. . Das 32. Haldern Pop Festival begeisterte am Samstag mit großartigen Konzerten. Die Hauptbühne war stark besetzt – zum Beispiel mit Father John Misty.

Drei Tage gehen so schnell vorbei. Was bleibt, ist dieses nachhaltige Glücksgefühl. Die Erinnerungen. Weißt Du noch, damals beim Haldern Pop Festival...

Ja, auch die 32. Auflage des Musikspektakels – präsentiert von der NRZ – war genial. Die Dichte an erstklassigen Künstlern war enorm. Am Samstag vermieste leider der Regen etwas die Stimmung. Aber nur etwas. Denn auf der Hauptbühne war Father John Misty (Joshua Tillman) derart einnehmend, dass man die Wassermassen vergaß. Dieser Prediger hat eine berührende Stimme und ergreifende Lieder im Repertoire. Irgendwo zwischen Folk, Country und Soul. Aber es sind seine Präsenz und der trockene Humor, die ihn zum perfekten Entertainer machen. Die Besucher, die nicht vor dem Regen geflüchtet waren, schienen hellauf begeistert. Köstlich, wie er die gelangweilte Pasta-Verkäuferin aufzieht. Oder: „Es ist sehr inspirierend aus professioneller Sicht einen Typen mit einem Guns’n’Roses-T-Shirt so tanzen zu sehen“ – und dann macht er den schnulzigen Hüftschwung nach. Muss man gesehen haben.

Das große Finale des Abends gehörte Deus. Die Belgier (20-jähriges Bühnenjubiläum) rockten den Festivalplatz richtig durch mit ihren exzessiven Gitarrenstücken. Eine für

Marcus Wiebusch machte auf seine Abschiedstournee Station in Haldern.
Marcus Wiebusch machte auf seine Abschiedstournee Station in Haldern. © FUNKE Foto Services

Haldern Pop-Verhältnisse opulente Lichtshow und handwerkliche Routine der Band schenkten sofort das Gefühl: Da steht eine echte Hauptattraktion auf der Bühne.

Nicht mehr allzu oft auf der Bühne wird Marcus Wiebusch stehen, der sich auf Abschieds-Solotournee befindet. „Das ist eines der letzten Konzerte in dieser Region. Haldern, alte Lady, vielen Dank“, sagte der Frontmann der Band Kettcar. Was ihn solo von seiner Stammband trennt? Bläser und ein deftigerer Bass. Ansonsten bleibt’s eingängige Rockmusik mit einer Botschaft, die beim Publikum super ankommt.

Tour of Tours - wie eine Haldern Pop-Alltstars-Band

The Slow Show hatten versucht auf der Hauptbühne die Magie des Vorjahres zu wiederholen. Erneut hatten die Leisetreter den Chor Cantus Domus und das Orchester Stargaze dabei. Die Musik wurde der großen Bühne entsprechend opulenter arrangiert. Doch pünktlich zu ihrem Auftritt schüttete es wie aus Eimern. Der Auftritt war fantastisch, aber für ihre Magie braucht es leider mehr Publikum. Aus Manchester stammend übernahm Sänger Rob Goodwin auch gleich die Verantwortung fürs Wetter, das für seine Heimat typisch ist.

Dass der Regen einige Festivalbesucher dauerhaft im Spiegelzelt verweilen ließ, sollte für sie kein Verlust sein. Wieder einmal sorgten hier einige Bands für großartige Erlebnisse. Tour of Tours zum Beispiel. Dieser Haufen – bestehend aus Honig, Ian Fisher, Tim Neuhaus, Town Of Saints und Jonas David -- hat sich gefunden. Irgendwie eine Haldern Pop Allstars-Band. Sie hatten so viel Spaß an dem Auftritt, dass der Funke sofort übersprang. Das Zelt tobte ob ihrer mehrstimmigen Stücke. Zum Finale, einer selten erlaubten Zugabe, gab’s einen Saloon-Song zum Mitsingen. Einmalig. Auch Delta Rae bei ihrer ersten Show in Deutschland überzeugten restlos. Ihr Country- und Folk-Rock mit Gospel-Einflüssen und pfiffigen Percussions kam bestens an. Das Sextett hat kollektiv eine starke Bühnenpräsenz. Großer Applaus.

The Districts sind gereift

Jung sind The Districts aus Philadelphia immer noch. Doch nach ihrem Spiegelzelt-Auftritt im Vorjahr zeigte sich die Rock’n’Roll-Band auf der Hauptbühne noch mal gereift. Denn die neuen Stücke bauen herrlich Stimmungen auf, treibend und mit viel Elan. Ein Prise Blues-Rock und gepfefferte gradlinige Gitarrenriffs sind das Salz in der Suppe. Am

Christian Friedel von Woods of Birnam. Der Schauspieler hat eine beeindruckende Stimme.
Christian Friedel von Woods of Birnam. Der Schauspieler hat eine beeindruckende Stimme. © FUNKE Foto Services

frühen Samstagnachmittag pilgerten schon viele Zuschauer vor die Hauptbühne, um das nicht zu verpassen. Da die Sonne zu dem Zeitpunkt noch schien, war die Stimmung herrlich.

Von den 60 Bands und Künstlern beim Haldern Pop Festival hätte eigentlich jede einen Bericht verdient. Doch die Zeitungsseite hat eben ihre Grenzen. Woods of Birnam, zum Beispiel, erntete viel Applaus im Spiegelzelt. Sänger Christian Friedel beeindruckte mit seiner hellen, eindringlichen Stimme. Der Hit „I Call Thee Hamlet“ ist aus dem Film „Honig im Kopf“ bekannt. Auch Douglas Dare fand mit seinen Elektro-Klängen, die seine starke, mit Hall versehene Stimme ummantelten, großen Anklang im Spiegelzelt.

Die Polizei vermeldet zum Haldern Pop keine Vorkommnisse.

Mit Sturmwarnungen mussten sich die Sicherheitskräfte befassen. Doch der Blick aufs Pilotenradar versicherte, dass keine Gefahr bestand. Ein harter Tag wurde für die Helfer noch der Sonntag. Regenbedingt wurde das Aufräumen zur „echten Maloche. Wir müssen jetzt die Kuh aus dem Dreck ziehen“, so Stefan Reichmann.

Ein Gesprächsthema war die junge Irin Soak. Die 18-Jährige war für viele eine positive Überraschung bei ihren Auftritten am Morgen in der Kirche und später im Spiegelzelt. „Atemberaubend. Stille kann echt was geiles sein“, sagte der im Kreis Wesel bekannte DJ Mike Lemanczyk nach dem Kirchen-Auftritt.

Mehr Bilder von den Bands gibt es hier. Und Impressionen vom Publikum gibt’s hier.