Rees. . Seit 35 Jahren betreiben Blaz und Kata Sarcevic das Balkanstübchen. Erst im heutigen Museum, dann in der Neustraße. Am 13. Juni wird das Jubiläum gefeiert

Es war ein Gast aus den Niederlanden, der in seinem Fotoalbum das Balkanstübchen wiederentdeckte, vor dem er im Jahr 1981 mit seinem VW Käfer samt Wohnwagen einen Stopp einlegte. Sogar die Rechnung und Speisekarte hatte er aufbewahrt.

Im Juni 1980 waren Blaz und Kata Sarcevic nach Rees gekommen und mit ihnen lernten die Reeser die jugoslawische Küche kennen und bis zum heutigen Tag schätzen. Damals waren die beiden in das Imbissgeschäft des Bruders Ivo mit eingestiegen, das im heutigen Museum ansässig war. „Gewohnt haben wir über dem Geschäft“, erzählt Kata Sarcevic, Sohn Ilija war damals dreieinhalb Jahre alt. „Wie schnell die Zeit vergeht“ sagen heute Kata und Blaz, wie sie die Einheimischen liebevoll beim Vornamen nennen. Sie führen seitdem mit Leidenschaft ihr Imbiss-Lokal, auch wenn das Schicksal es nicht gut mit Blaz meint. Der 62-Jährige leidet seit acht Jahren an Amyotrophe Lateralsklerose (ALS), einer degenerativen Erkrankung des motorischen Nervensystems. Ein Leiden, das ihn in seiner Beweglichkeit zunehmend einschränkt. Doch die Familie hält - damals wie heute - zusammen. Die Kinder sind in ihrer Freizeit mit im Geschäft, unterstützen die Eltern, wo sie nur können. Denn jetzt im vierten Jahr wird auch der der Imbissstube gegenüberliegende Saal „Pilla Lola“ gut frequentiert. „Jeder, der hier gefeiert hat, war sehr zufrieden“, freut sich Kata Sarcevic. Ihre Töchter kümmern sich dort um den Service und die Dekoration. „Sie lieben unseren Betrieb und mögen den Kontakt zu den Gästen“, sagt der Vater nicht ohne Stolz. Doch da die Kinder berufstätig sind, der jüngste Sohn vor dem Abitur steht, sind sie erst am Abend verfügbar. Daher bleibt derzeit das Balkanstübchen in der Mittagszeit geschlossen und öffnet erst am Nachmittag. Delfa Ivancic, die mit Sacevic verwandt ist, arbeitet seit 34 Jahren hier, immer noch mit der gleichen Begeisterung. Und die ist auch bei den Gästen spürbar, die der Familie seit 35 Jahren die Treue gehalten haben. „Besonders freue ich mich, wenn Leute vorbeischauen, die weggezogen sind, oder als Kinder hier ihre Pommes bestellt haben. Wenn sie beispielsweise die Eltern in Rees besuchen, schauen sie vorbei“, erzählt Kata Sarcevic. „Wir müssen, wenn wir in Rees sind, unbedingt noch eine Pommes bei Tante Balkan essen“, hat die freundliche Gastronomin, die seit 35 Jahren die Speisen zubereitet, häufig gehört. Damals musste sie neben der Arbeit die Kinder großziehen. „Der Vorteil war, ich war immer im Haus und verfügbar. Das ist heute viel entspannter.“ Tochter Lucija, die zwölf Jahre älter als ihre Schwester Jelena und 16 Jahre älter als Bruder Antonio ist, hat sich schon sehr früh rührend um die jüngeren Geschwister gekümmert.

Viele Imbissbesitzer sind in den vergangenen 35 Jahren gekommen und gegangen. „Bei uns lief der Betrieb immer beständig. Vielleicht auch, weil wir alles selbst machen, selbst das Fleisch schneiden, würzen, panieren, auch selbst auf dem Gyrosspieß frisches Fleisch stapeln. Wir waren übrigens die ersten, die ihn in Rees eingeführt haben“, erinnert sich Blaz Sarcevic. Zum Jubiläum am 13. Juni soll es die beliebten Pommes-Mayo-Currywurst fast zu D-Mark-Preisen geben. Wie sie der Käfer-Fahrer in bester Erinnerung behalten hat.