Elten. Niederländer haben Teile der deutschen Schützengräben bei Elten rekonstruiert. Historicus: „Deutsche und niederländische Offiziere tranken oft Kaffee zusammen“
Kampfgebiet war es nicht. Im Gegenteil. Im Byvanck, einem nahegelegenen niederländischen Waldgebiet, das dem Eltener Baron Lochnerr von Hüttenbach gehört haben soll, trafen sich mitten im Ersten Weltkrieg deutsche und niederländische Offiziere. „Die haben da nicht nur Kaffee getrunken“, meint Zweers zu wissen. Nach der gemütlichen Runde ging’s für die Deutschen zurück in ihre nahegelegenen Stellungen auf deutscher Seite: 84 Bunker und drei Schützengräben hatten des Kaisers Truppen gut neun Kilometer von Nordosten aus (Nähe Beek) in südwestliche Richtung bis an die Bahnlinie gebaut, zudem drei beinahe parallel laufende Schützengräben ausgehoben. Zwei dieser Stellungen haben die Niederländer vor zwei Jahren rekonstruiert, dafür Bäume entfernt und die Gräben gesäubert.
NL-Militär wohnte auf Bauernhöfen
Edwin Zweers, Lehrer am Rietveldlyceum in Doetinchem und zudem Historicus, kennt sich – „Anders als die Bevölkerung beiderseits der Grenze“, so Zweers – mit der Geschichte rund um Elten im Ersten Weltkrieg aus. „Geschossen wurde hier nie“, erzählt der 43-jährige Geschichtslehrer.
Gut 4000 Soldaten des 7. Armeecorps Münster, meist alte und bereits verwundete, so der gebürtige Stokkumer, seien 1916 in den Raum Emmerich verlegt worden, um die Verteidigungsanlage am Eltener Berg zu bauen. „Die Deutschen hatten Sorge, dass die Engländer mit Schiffen über den Rhein bis ins Ruhrgebiet vordringen könnten“, sagt Zweers.
Auf Seiten der neutralen Niederlande habe man aber kaum Truppen in Grenznähe zusammen gezogen. „Da gab’s vielleicht ein paar Hundert in der Umgebung, die auf Bauernhöfen stationiert waren“, meint der Historiker. Deutsch-feindlich sei man in dieser Zeit sowieso nicht gewesen, weiß er. Im Gegenteil: „Auf die Engländer war man wegen deren Brutalität im südafrikanischen Burenkrieg nicht gut zu sprechen.“
Für einen Angriff mit den Briten gegen das Kaiserreich hätte man sowieso nicht genug Truppen gehabt. Die seien alle in der niederländischen Kolonie, dem heutigen Indonesien gewesen, sagt Zweers, während er durch die gut sichtbaren, am Waldrand gelegenen Schützengräben geht.
Wie die Bunker, von denen es auf niederländischer Seite noch zwei geben soll, waren die ehemaligen Stellungen etwa 2,30 Meter tief und etwa zwei Meter breit. Im Sommer, weiß der Stokkumer, überwuchern Farne und Brombeeren die Zeugnisse einer vergangenen Zeit.
Die Bunker, die 100 Meter entfernt voneinander standen, wurden nach dem Krieg gesprengt. „Von den damals hier ansässigen deutschen Firmen Neumann und Hagemann, im Auftrag der französischen Besatzung“, sagt der Vorsitzende des „Heemkunde Kring Bergh“, also dem Heimatverein jenseits der Grenze.
Dass die Geschichte des Ersten Weltkrieges vergessen scheint und sprichwörtlich über viele Jahre Gras über die baulichen Zeugnisse gewachsen ist, findet er schade. Zumindest die 1000 Mitglieder des Heimatvereins können sich bald besser informieren. Zweers: „Dann erscheint darüber ein großer Bericht im neuen Vereins-Magazin.“