Rees. . Weihbischof Wilfried Theising zelebrierte Festgottesdienst zum 100. Geburtstag des Seligen. Selbst in Gefangenschaft sei dieser innerlich ganz frei gewesen, urteilte er.

Am 18. Februar 1915 wurde Karl Leisner in Rees geboren und getauft. Zu Ehren seines 100. Ge-burtstags hatte die Gemeinde St. Irmgardis Rees für Samstagabend in die Pfarrkirche St. Mariä Himmelfahrt zu einem Festgottesdienst mit Weihbischof Wilfried Theising eingeladen. Gestaltet wurde der Festgottesdienst vom Kirchenchor, dem Jungen Chor Rees und dem Bläserensemble Rhein Ruhr.


„Schön, dass sie sich auf den Weg gemacht haben“, begrüßte Pater Rajakumar Santiagu die zahlreich erschienenen Gläubigen. Er wür-digte Leisner als einen „Mann, der sich nicht verbiegen ließ. Ein Mann, der uns Reesern ganz be-sonders am Herzen liegt“. Auch Theising begrüßte die Gläubigen und hob Leisners weit über die Grenzen von Rees, Kleve und Xanten hinaus. „Welt-weit gibt es Menschen, die den seligen Karl Leisner verehren“, betonte Theising.

Auch fast 70 Jahre nach seinem Tod habe Leisner „nichts von sei-ner Anziehungskraft verloren“, so der Weihbischof in seiner Predigt und stellte die Frage in den Raum, „was genau das faszinierende an seiner Gestalt“ sei. Für Theising ist es seine ganz besondere Einstel-lung. Selbst in Gefangenschaft sei er innerlich immer ganz frei gewe-sen. „Man konnte ihm seine Frei-heit nicht nehmen“, betonte er und verwies Leisners die enge Verbun-denheit mit Gott, die ihn sogar noch kurz vor seinem Tod dazu brachte, Vergebung für seine Fein-de zu fordern. „Segne auch, Höchster, meine Feinde“ lautete Leisners letzter Tagebucheintrag vom 25. Juli 1945.

Leisner sei in den wenigen Jahren seines Lebens „ein Vorbild für uns alle, wenn es darum geht, die Widrigkeiten anzunehmen“, so der Weihbischof weiter. Mit einem Herz voller Liebe und voller Versöhnung.

Auch heute noch, so der Weihbischof, geschehe in der Welt fürch-terliches Leid. Es werde getötet und verschleppt. In Teilen der Welt regiere die pure Willkür. Doch auch in dieser Zeit gebe es Menschen, die Liebe im Herzen tragen. Menschen, wie Karl Leisner. Nicht zuletzt deshalb sei das, was Leisner getan habe, heute noch genauso aktuell wie damals. Manche, so Theising, werden sich fragen, warum er nicht einfach geschwiegen habe. Schließlich brachte man mit dem Widerstand auch seine Freunde und die Familie in Gefahr. Theising betonte, dass Leisner „sein Leben nicht verschwendet“ habe. Er sei ein wahrer Christusnachfolger gewesen und habe deshalb letztlich sein Leben auf eine neue Weise wiederbekommen. „In den Augen der Welt mag es verrückt sein“, so der Weihbischof, „in den Augen des Glaubens ist es eine Tat der Lie-be“.