Emmerich. . In der Jugendamtsleitung steht wohl ein Wechsel an. Vorwürfe von Ex-Mitarbeiterin. Mediationsbüro wurde eingeschaltet. Bürgermeister Diks hält sich bedeckt

Es war ein sechs Seiten langer Brief, der Anfang November bei der Stadt sowie bei allen Ratsfraktionen im Briefkasten lag. Und das Schriftstück hat es in sich. Eine ehemalige Mitarbeiterin des Jugendamtes erhebt schwere Mobbing-Vorwürfe gegen das Leitungstrio des Fachbereiches.

Aus der Schusslinie

„Wir konnten den Brief nicht ignorieren“, sagt Bürgermeister Johannes Diks gegenüber der NRZ. Man habe den Sachverhalt extern untersuchen lassen: „Ein Mediationsbüro hat die Vorwürfe aufgearbeitet.“ Die Politik sei über daraus resultierende Maßnahmen informiert worden, so Diks. Aber gegenüber der Presse gibt sich der Bürgermeister bedeckt: „Personalentscheidungen sind vertraulich zu behandeln. Ich habe meine Mitarbeiter zu schützen. Ich möchte mich nicht weiter dazu äußern.“

Diks bestätigt nicht, was nach NRZ-Informationen beschlossene Sache sein soll. Der Jugendamtsleiter bleibt nicht auf diesem Posten, bekommt eine andere Aufgabe.

Klar ist auch, dass jener Fachbereichsleiter für Jugend, Schule und Sport ohnehin länger ausfällt – aus Gründen, die der NRZ bekannt sind, die aber nichts mit den Vorwürfen zu tun haben. Indirekt ist er damit aus der Schusslinie genommen. Allerdings wird das Problem irgendwann so oder so öffentlich geklärt werden. Nämlich dann, wenn ein neuer Fachbereichsleiter oder eine Leiterin präsentiert wird. Völlig offen scheint auch zu sein, ob die Anschuldigungen für die zwei weiteren Führungsmitarbeiter Folgen haben werden.

Die Ex-Mitarbeiterin führt an, dass sich die Bedingungen im Jugendamt seit Jahren verschlechtert hätten. Und die Verantwortung dafür sehe sie beim Leitungstrio. Auch zwei weitere Ex-Mitarbeiterinnen seien wegen dieser Probleme gegangen. Und es werden Beispiele genannt, in denen auch andere Kolleginnen Opfer von Mobbing gewesen sein sollen.

Der Jugendamtsleiter habe sie und Kollegen persönlich angegriffen, sie angeschrien. Wenn die Verfasserin des Briefes schwieg, habe er ihren Blick als Provokation oder „negativ“ bewertet. Es werden Beispiele recht detailliert geschildert.

Auch schreibt die Ex-Mitarbeiterin von der Situation, nachdem im Fachbereich bekannt war, dass sie gekündigt hatte: Sie sei behandelt worden „als hätte ich zeitgleich die Pest, Lepra und sonstige hochgradig ansteckende Krankheiten. Die letzte Zeit glich daher eher einem Spießrutenlauf“.

„Die Gesamtentwicklung im Jugendamt ist in den vergangenen Jahren mehr als demotivierend für die Mitarbeiter“, heißt es in dem Brief weiter: „Autonome Entscheidungen dürfen nicht mehr getroffen werden, das heißt, eigene Fachlichkeit ist nicht mehr wichtig.“

Abschließend heißt es in dem Brief: Es werde bedauert, „dass ehemalige Kollegen sich zu den Missständen im Jugendamt Emmerich bereits zu früheren Zeiten an unterschiedlichen Anlaufstellen geäußert haben und leider nichts passiert ist“.

Ob die Vorwürfe gerechtfertigt sind oder nicht, kann die NRZ nicht beurteilen. Und auch der Bürgermeister äußert sich dazu nicht.

Fakt ist allerdings, dass es in dem Fachbereich eine hohe Personalrotation in den vergangenen Jahren gab, was in dem Brief auch beschrieben wird.