Elten. . Mit einem Sponsorenlauf brachten die Luitgardis-Grundschüler aus Elten 4000 Euro zusammen. Damit werden zwei Mädchen auf einem Internat in Tansania gesponsert – bis zum Abitur.

Das müsste man mal einem deutschen Jugendlichen in der Pubertät vermitteln: Ab aufs Internat, Wohnen und Schlafen mit 23 anderen Schülern in einem Raum, im Unterricht in einheitlicher Uniform erscheinen, nur zweimal, zu den Sommer- und Weihnachtsferien, nach Hause fahren – und am Ende, also nach einigen Jahren, mit dem Abitur in der Tasche einen Job suchen, um die Familie finanziell zu unterstützen! Genau in dieser Situation stecken zwei Mädchen aus Tansania. Florentina Jacobo Ezekiel (14) und Levina Thomas Andrea (19) allerdings freuen sich darüber, auf dem Pallotti-Mädchen-Gymnasium unter jenen Bedingungen leben zu dürfen.

Denn selbst die wären ohne fremde Hilfe kaum erfüllbar. Die Eltener Luitgardis-Grundschule sponsert Florentina und Levina. Bis zum Abitur. Die Schulkosten für Unterkunft, Kleidung, Nahrung und den Unterricht betragen 600 Euro jährlich. Für die meisten Einheimischen unerschwinglich bei einem Pro-Kopf-Einkommen von nur gut 500 Euro im Jahr. Von den Verhältnissen vor Ort überzeugte sich jüngst auch Bundespräsident Joachim Gauck – nebst Safari-Besuch in der Serengeti, versteht sich.

Kondition ausreizen

Luitgardis-Schulleiterin Anke Neubauer und der Vorsitzende des Eltener Vereins Dritte-Welt-Aktion Tansania, Henk Stolk, kamen zufällig im Rahmen des Martinsumzugs zusammen. „Die Idee war, nicht mehr Spenden zu sammeln für etwas Globales, sondern für Konkretes“, hob Neubauer hervor. Wenige Monate später strahlt sie mit Stolk über beide Backen: 4000 Euro sind eingenommen worden.

Rund hundert Eltener Erst- bis Viertklässler hatten sich im Mai an einem Sponsorenlauf rund um das Schulgelände beteiligt. Pro Runde der jungen Sportler gab es von einem meist familiären Sponsor eine Summe X ins Säckel. Die Einnahme wuchs und wuchs. Weil einige Kinder mit Feuereifer ihre konditionellen Fähigkeiten ausreizten. Und statt der erwarteten drei oder vier gleich elf oder zwölf Runden drehten. Am Ende legte der seit 1983 arbeitende Tansania-Hilfeverein aus Elten noch 700 Euro drauf, um auf die genannte runde Summe zu kommen.

Das Internatsgymnasium für 400 intelligente, aber finanziell ärmliche Mädchen im ländlichen Siuyu, an der auch die fast 80-jährige Reeser Schwester Jocunda Kutsch vor Ort beteiligt ist, ist eines von sieben Projekten, die die Dritte-Welt-Aktion Tansania unterstützt. Henk Stolk war im Juli 2012 mit seiner Tochter Susann vor Ort, um die von deutschen und irischen Schwestern 1995 gegründete und nach dem römischen Priester Vincenzo Pallotti benannten Schule zu begutachten. „Das Gymnasium zählt zu den Top 50 in Tansania. Jedes Jahr bewerben sich sechshundert Mädchen, nur hundert werden aus Platzgründen aufgenommen. Es gibt Tests, die man bestehen muss“, hebt Stolk hervor. Harte Regeln, die es in Deutschland nicht gibt.

Ebenso hält man in Ostafrika an der britischen Tradition der Schuluniform fest. Die soziale Herkunft soll keine Rolle spielen. Deshalb gibt es weiße Hemden, blaue Röcke, dunkelblaue Pullover und Schuhe für alle Schülerinnen.

Neubauer für Schuluniform

„Ich wäre voll dafür, dies auch bei uns einzuführen“, bekräftigt Luitgardis-Schulleiterin Anke Neubauer, „es gibt Schüler, denen wichtiger ist, was sie anziehen, als das, was sie im Heft stehen haben.“

Laurenz, Merle und Moritz aus der dritten Klasse gehören sicher nicht dazu. Sie hielten stolz die Bilder von Florentina und Levina hoch. Diese werden nebst einer Danksagung der beiden Ostafrikanerinnen in den Räumlichkeiten der Eltener Schule zu bewundern sein. „So wissen unsere Kinder immer, wofür sie das Geld erlaufen haben“, so Neubauer.