Rees. . In der Bürgerversammlung wurde die architektonische Planung der Firma Hüls für das Niag-Gelände und den Posthof mehrheitlich begrüßt. Noch gab es nichts Konkretes zu Gewerbeansiedlungen
Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten. Dass dieses nicht geschah, war die große Überraschung bei der Bürgerversammlung zum Thema Niag- und Postgelände-Bebauung im Reeser Bürgerhaus. Denn den hat Hüls Baukonzepte augenscheinlich getroffen.
Auf sehr großes Interesse seitens der Bevölkerung, insbesondere der Geschäftswelt, stieß die Repräsentation von Projektentwickler Andreas Hüls und seiner Architektin Isil Arslan. Moderatorin Elke Frauns verstand es, die Fragen der Besucher einzufangen und konkrete, sachbezogene Antworten einzufordern. Zuvor allerdings hatten die Planer das Wort, die mit der Idee, das Delltor als Entrée zum Quartier ehemaliges Postgelände zu gestalten, großen Beifall fanden. Hier soll Innenhofatmosphäre geschaffen werden – mit Anbindung an den Kettenbergswall und das neue Quartier Am Stadtgarten. Auch der Bebauung in Anlehnung an die historischen Fassaden der Rheinstadt, der Stadtmauer-Optik, die Gestaltung mit kleinen Gassen und Arkaden zollten den Bürgern Respekt ab.
„Damit habe ich nicht gerechnet“, flüsterte eine Geschäftsfrau anerkennend ihrem Nachbarn zu. „Hier wird uns eine hochwertige, extrem anspruchsvolle und teure Qualität geboten, die architektonisch eine Bereicherung für Rees darstellt“, kommentierte Simon Vos, Immobilienmakler und Bauträger. „Mir gefällt besonders die Aufenthaltsfläche am Delltor. Diese als Eingang in die Stadt zu gestalten, kann als großer Fortschritt gesehen werden. Hier sollten die Anrainer der Dellstraße die Chance nutzen und sich herausputzen.“
Dass keine Tiefgarage vorgesehen ist, bedauerte ein Besucher. „Durch die ebenerdigen Parkplatzarkaden gehen Flächen verloren, die man begrünen könnte.“ Andreas Hüls sprach Klartext: „Eine Tiefgarage werden wir auf keinen Fall bauen. Das ist zu teuer und würde Wohnungs- und Gewerbemieten erheblich in die Höhe treiben.“
Stadtbrandmeister Hans-Gerd Thiel lobte ausdrücklich die geplante Architektur, die erkennen lasse, dass sich die Planer sehr viel Gedanken gemacht hätten. Nun gelte es, die richtige Mischung für Gewerbeansiedlungen zu finden.
„Wenn hier 29 Wohnungen entstehen, kann sich die Anzahl an Neubürgern positiv auf denHandel niederschlagen, derart, dass sich insgesamt 3000 qm für Gewerbenutzung rechnen?“ fragte ein Zuhörer. Eine Frage, die schwer zu beantworten war. Überhaupt brannte die Frage nach der Ansiedlung von kleinen Läden und/oder großen Supermärkten und Geschäften vielen unter den Nägeln. Doch hierzu gebe es, so Andreas Hüls, noch keinerlei Planung.
Während die Barrierefreiheit eine immer größere Rolle spiele und auf Grund des demografischen Wandels sich der Handel hier neu aufstellen müsse, etwa mit breiteren Gängen, kann sich Hüls vorstellen, dass bestehende Lebensmittelhändler umsiedeln. Benedikt Reichmann hingegen warnte davor, dass die Stadt ausblute, wenn die ansässigen Geschäftsleute in das neue Zentrum wechselten. „Die Innenstadt ist die Mutter, das Zentrum die attraktive Geliebte, zu der man sich hingezogen fühlt.“
Zwei Zuhörer kritisierten, dass die Planung vordringlich auf Senioren abgestimmt sei, für junge Leute hingegen Ideen fehlten. Insgesamt waren die Zuhörer angenehm überrascht von dem Konzept mit einem großen Anteil an Wohnfläche.