Duisburg-Hochheide. Welche Auswirkungen hat die verschobene Hochhaus-Sprengung in Hochheide für die Taubenpopulation? Tierschützer sprechen von einer „Katastrophe“.
Die Nachricht hat hohe Wellen im Stadtteil geschlagen: Der dritte „Weiße Riese“ in Hochheide wird nicht 2024 gesprengt, das ganze Projekt verzögert sich um mindestens ein Jahr. Das hat auch Duisburger Tierschützer auf den Plan gerufen. Das Hochhaus an der Ottostraße steht schon lange leer – und hat sich zu einem beliebten Brutplatz für zahlreichen Tauben etabliert.
„Das ist eine totale Katastrophe“, sagt Anke Senter, Vorsitzende des Vereins „Stadttauben Duisburg“, im Gespräch mit der Redaktion. Tauben brüten bis zu achtmal im Jahr, legen dabei zwei Eier, erklärt die Expertin. Dass die Tauben jetzt ein Jahr länger am Hochhaus nisten können, verschärfe die Taubenproblematik im Stadtteil massiv. Seit 2022 käme der Verein nicht in das Hochhaus rein, um die Eier auszutauschen. Diese Methode könne die Population eindämpfen.
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Doch auch die Sprengung des Hochhauses brächte keine wirkliche Lösung für das Problem. „Wenn der Riese jetzt gesprengt wird, haben wir hunderte Tauben, die auf andere Orte ausweichen, etwa auf die privaten Balkone des bewohnten Hochhauses“, sagt Senter. „Und je länger die Sprengung jetzt dauert, desto mehr Tauben wird es gaben.“ Wie viele von den Tieren im Hochhaus nisten, kann die Tierschützerin nur schätzen. „Vermutlich um die 1000 Tiere. Neulich haben wir von außen ein paar Fotos gemacht, da waren 150 Tauben auf dem Haus.“
Sprengung des „Weißen Riesen“ in Duisburg: Tierschützer retten Küken
Kurz vor der Sprengung des zweiten „Riesen“ im September 2021 gab es im Hochhaus eine Tierrettungsaktion. Mitglieder der Vereine Stadttauben Bochum und Tiernotruf.de Düsseldorf durchsuchten dreieinhalb Stunden das Gebäude, 320 Wohnungen, 20 Etagen. Am Ende retteten die Tierfreunden 30 Taubenküken und konnten 18 Eier tauschen. Auch Anke Senter und ihre Mitstreiter hätten bereits dutzende Küken von den Balkonen des bewohnten Riesen gerettet.
Wie also mit der Taubenproblematik umgehen? „Es braucht hier ein richtiges Konzept. Das bringt alles nichts, wenn es für die Tiere keine Ausweichmöglichkeiten gibt“, sagt Senter. Schon vor geraumer Zeit kam im Stadtteil die Idee eines Taubenhauses auf. Ein Konzept, das der Rat der Stadt jedoch abgelehnt hat.
Stadt Duisburg: Brüten im „Weißen Riesen“ ist nicht möglich
Der Duisburger Stadtverwaltung ist die größere Taubenpopulation im Bereich Ottostraße/Kirchstraße bekannt. Eine Zahl, wie viele Tauben sich hier aufhalten, lasse sich jedoch nicht bestimmen – „da diese sowohl im Tagesverlauf, aber auch saisonal stark schwankend ist“, sagt Stadtsprecher Sebastian Hiedels.
In der Vergangenheit habe es bereits mehrere Termine zum Thema in Hochheide gegeben. Hiedels betont: „Das Hochhaus ist grundsätzlich verschlossen. Durch geschlossene Fassaden kann man das Brüten im Gebäude verhindern.“ Das heißt: Die Tauben nutzen hier vorwiegend die Brüstungen am dritten „Riesen“ zum zeitweiligen Aufenthalt sowie die Balkone in der Brutperiode. „Die Taubenpopulation beschränkt sich aber nicht nur auf die Hochhäuser, sondern auch auf weitere Bereiche des Stadtteils. Aktuell prüfen wir mögliche Maßnahmen zur Bestandsreduktion.“
„Weißer Riese“ in Duisburg-Hochheide: Zugang zum Haus ist nicht gestattet
Tierschützer zur Kontrolle in den „Riesen“ zu lassen, sei nicht möglich. Laut dem Stadtsprecher sei das Haus durch Vandalismus stark beschädigt – „vor allem auch die asbesthaltigen Bauteile, hinter denen Leitungen und Rohre (Edelmetalle) verbaut waren. Durch den unsachgemäßen Umgang gilt das Gebäude als kontaminiert.“ Ein Zugang ins Haus sei daher ausschließlich mit persönlicher Schutzausrüstung und durch sachkundige Personen gestattet.
Dass mit der Sprengung des „Riesen“ die Taubenpopulation nicht sinken wird, sieht die Stadt anders. „Nach der Sprengung des dritten Weißen Riesen gibt es weniger Nistmöglichkeiten, sodass davon auszugehen ist, dass die Vermehrungsrate nach der Sprengung rückläufig sein wird.“
>>> PILOTPROJEKT IN DER DUISBURGER INNENSTADT
- Seit Mai 2023 läuft in der Duisburger Innenstadt ein Pilotprojekt, mit dem die Verwaltung die Taubenpopulation reduzieren möchte. Die Stadt setzt dabei auf ein spezielles Futter.
- Dieses Futter sei nicht schädlich für die Tiere, könne aber die Eientwicklung unterbinden. Eine Vogelfutterstation ist seither im Bereich des Hauptbahnhofs installiert und befüllt.
- Bei einem guten Ergebnis, könnten auch in weiteren Stadtteilen entsprechende Futterstationen angebracht werden, unter anderem in Hochheide.