Duisburg-Rheinhausen. In den Kellerräumen der Bezirksbibliothek in Duisburg-Rheinhausen gibt es eine bemerkenswerte Sammlung. Was sich hinter den Türen verbirgt.

„Es ist ein Schatz, der noch gehoben werden muss“, erklärt Jutta Flaßhove, Leiterin der Bezirksbibliothek Rheinhausen schon auf dem Weg in die Schatzkammer, die in den weitläufigen Kellerräumen der Bibliothek liegt. Ein paar Windungen und Brandschutztüren später steht sie stolz und auch ein wenig ehrfürchtig vor den stählernen Archivwänden. Hier lagern Hunderte Emotionen, Erinnerungen und schöne Momente. „Kinderbücher sind etwas ganz Besonderes. Sie spiegeln immer den Zeitgeist der Epoche wider und beleuchten die Themen, die die Gesellschaft bewegt haben“, erklärt sie.

Und schon gehen die Augen auf Entdeckungsreise, bleiben an Lederstrumpf, Grimms Märchen, Mio mein Mio oder auch Harry Potter hängen. Alles Titel, die es seinerzeit auf die Nominierungsliste des deutschen Jugendliteraturpreises geschafft haben. Ordentlich nach Jahrgängen geordnet. Schon Flaßhoves Vorgängerin Sabine Thom hatte ihr Herz an die ungewöhnliche Sammlung verloren und jahrzehntelang zur Komplettierung beigetragen.

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„Man sieht hier ganz genau, dass einige Bände von Sabine Thom auch gebraucht hinzugekauft wurde, da die Duisburger Zentralbibliothek sie damals entliehen und wahrscheinlich nicht zurückbekommen hat“, erläutert sie die unterschiedliche Beklebung auf den Buchrücken.

Jugendliteraturpreis: Sammlung in Duisburg unterscheidet vier Kategorien

Unterschieden wird seit 1958 in vier Kategorien: Bilderbuch, Kinderbuch, Jugendbuch und Sachbuch. Toll zu beobachten sind die Schwerpunkte, die sich in den einzelnen Dekaden herauskristallisiert haben. Während in der 60er Jahren Abenteuerthemen, Geschichten über Pioniere oder fremde Länder dominierten, finden sich in den 80ern eher Themen wie Drogenmissbrauch oder Arbeitslosigkeit. Die jüngeren Exemplare, die ihren Weg ins „Who is Who“ der Jugendliteratur geschafft haben, heißen passenderweise „Tiere, Fleisch und ich“, „Flucht“ oder „Mohnblumen aus dem Irak“.

Die Bezirksbibliothek in Duisburg-Rheinhausen beherbergt in ihren Kellerräumen eine ungewöhnliche Sammlung: Zahlreiche Werke, die es auf die Nominierungsliste für den Jugendliteraturpreis geschafft haben.
Die Bezirksbibliothek in Duisburg-Rheinhausen beherbergt in ihren Kellerräumen eine ungewöhnliche Sammlung: Zahlreiche Werke, die es auf die Nominierungsliste für den Jugendliteraturpreis geschafft haben. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Gerade ältere Leseratten geraten beim Bestaunen dieses außergewöhnlichen literarischen Kleinodes immer wieder in Erstaunen. Vor allem, wenn man auf die grüne Jahrgangsbanderole schaut und sich beispielsweise wundert, dass Babar, der lustige Elefant, schon 1958 der absolute Hit im Kinderzimmer gewesen ist oder Theo Tess und Quentin von „Was ist Was“ schon 1988 erklärt haben, wie Internet funktioniert.

Büchersammlung in Duisburg-Rheinhausen: Zwischen Twilight und Mary Poppins

Das erste Buch der Reihe erschien übrigens bereits 1963 und Babar wurde 1931 geschrieben. „Manche Titel geraten natürlich in Vergessenheit. Mittlerweile hängt das ganz stark davon ab, ob sie verfilmt wurden“, erklärt die Chefin und zeigt beispielsweise auf Stephenie Meyers Twilight-Roman. Auch die Geschichte von Mary Poppins hätte es ohne Julie Andrews wahrscheinlich nicht in die Herzen mehrerer Generationen kleiner Mädchen geschafft.

Die Vergabe des Deutschen Jugendbuchpreises erfolgt allerdings nicht anhand von Verkaufszahlen. Eine Fachjury schaut sich die aktuellen Kandidaten an und kommt dann zu einem Ergebnis. Auch in diesem Jahr wird es wieder spannend, wenn am 20. Oktober auf der Frankfurter Buchmesse die Gewinner bekannt gegeben werden. Dann ist klar, welches Siegerwerk die Rheinhauser Sammlung komplettieren wird.

Bezirksbibliothek Rheinhausen hat Fördergelder für zusätzliche Stelle beantragt

Wer sich jetzt mit Feuereifer ans Lesen der prämierten und nominierten Jugendliteratur machen möchte, der muss sich ein wenig gedulden. Denn der Schatz ist ja, wie eingangs erwähnt, bereits entdeckt, aber noch nicht gehoben. „Ich habe Fördergelder für eine zusätzliche Stelle beantragt, damit die komplette Sammlung in den Bibliothekskatalog aufgenommen werden kann, aber das wurde bislang nicht bewilligt“, erklärt Jutta Flaßhove die Misere. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.