Duisburg-Rheinhausen. „Sehr traurig“: Miglena von Bönninghausen schließt ihr Schreibwarengeschäft „Malstift“ in Duisburg-Rheinhausen. Warum und wann der Laden zumacht.
Miglena von Bönninghausen steht inmitten des kleinen Ladens an der Krefelder Straße in Rheinhausen und lässt den Blick durch ihr Schreibwarengeschäft „Malstift“ schweifen. Kleine Stofftiere türmen sich in den Regalen bis unter die Decke, zahlreiche Produktständer mit Karten, Spielzeug, Schulheften, Stiften und Radiergummis füllen den Raum. „Ich hatte eigentlich vor, bis zu meiner Rente hier zu arbeiten und vielleicht sogar noch darüber hinaus“, sagt die 55-Jährige. Das war von Anfang an ihr Traum, als sie vor zehn Jahren das Geschäft von den Vorbesitzern übernommen hatte. Doch nun soll alles vorbei sein, denn: Am Ende des Jahres schließt sie ihr Geschäft für immer.
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„Ich fühle mich nicht mehr wohl“, begründet von Bönninghausen das Aus des Rheinhauser Schreibwarengeschäfts. Der Grund dafür liegt in dem, was sie an ihrem Beruf immer am meisten geliebt hat: Der Kontakt mit den Kunden. „Das respektlose Verhalten der Leute mir und meinen beiden Mitarbeiterinnen gegenüber hat stark zugenommen“, erklärt sie und nennt Beispiele: „Wenn ich darum bitte, nicht mit einem Eis den Laden zu betreten oder nicht alles anzufassen, werde ich von manchen direkt als Rassistin beschimpft.“
Hinzu käme, dass sich Kunden von der „Malstift“-Inhaberin beispielsweise bei der Füllerauswahl ausgiebig beraten lassen, das Produkt am Ende aber doch im Internet bestellen. „Das sagen sie nach der Beratung auch so. Ich finde, das ist eine Unart. Ich arbeite nicht fürs Internet“, klagt sie.
Rückläufige Verkaufszahlen: Duisburger Einzelhändlerin leidet unter dem Online-Handel
Wie viele andere Einzelhändler auch leide sie wegen des Online-Handels ohnehin schon unter stark rückläufigen Verkaufszahlen. „Ich bin froh, dass mein Mann und ich beide arbeiten. Alleine könnte ich die Familie mit dem Laden nicht ernähren“, gibt sie zu. Auch in Supermärkten und Drogerien würden mittlerweile Schreibwaren günstig verkauft werden. Als Konkurrenz sieht sie die Läden jedoch nicht, denn sie sagt: „In diesen Geschäften fehlt unsere Expertise zum Verkauf bestimmter Produkte, genau wie im Internet. Wir werden doch eigentlich gebraucht, gerade wenn ein Kind seinen ersten Füller bekommen soll.“
Zudem ärgert sie sich: „Wir Einzelhändler sind nicht die, die die Umwelt verschmutzen. Ich bekomme vier- bis fünfmal im Monat Ware. Wenn ich sehe, wie viele online bestellte Pakete hier in den Hausfluren liegen, wie oft der Paketbote mit dem Auto am Tag hier die Straßen rauf und runter fährt, dann sind es nicht wir, die Dreck verursachen.“
Der Umwelt zuliebe kämen auch viele ihrer Kunden zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Ihnen werde es fehlen, wenn erneut ein Einzelhandelsgeschäft in ihrem Stadtteil Rheinhausen schließt, ist sich von Bönninghausen sicher. „Wo kann man denn hier in Rheinhausen noch schön schlendern? Früher gab es noch schöne Cafés und mehr Geschäfte.“
Manche ihrer Stammkunden hätten die Schreibwarenhändlerin bereits zum Weitermachen überreden wollen, um nicht noch ein Geschäft in Rheinhausen zu verlieren, berichtet sie aus Gesprächen mit ihren Stammkunden. „Sie habe ich immer gerne bedient“, stellt die gebürtige Bergheimerin klar. „Für sie tut es mir sehr leid, aber ich möchte mich einfach nicht mehr von Kunden von oben herab behandeln lassen.“ Von Bönninghausen sei am Anfang „sehr traurig“ gewesen, als sie den Entschluss traf, ihr Geschäft aufzugeben. „Mittlerweile habe ich es aber akzeptiert und das Leben geht irgendwie weiter.“
Keinen Nachfolger für Rheinhauser Schreibwarengeschäft gefunden
Für von Bönninghausen bedeutet das die Rückkehr in ihren ursprünglichen Beruf als Buchhalterin. „Ich freue mich auf die neue Aufgabe“, sagt sie überzeugt. Einige Angebote habe sie bereits erhalten, um einen Job wirklich bemühen, will sie sich jedoch erst ab September. Dann startet auch der Ausverkauf in ihrem Geschäft an der Krefelder Straße. „Meine Mitarbeiterinnen sind sehr traurig. Eine von ihnen hat bisher auch noch keine neue Anstellung gefunden und wird arbeitslos bleiben, wenn sich in den nächsten Monaten nichts ergibt“, sagt sie.
Von Bönninghausen habe bereits versucht, einen Nachfolger für das Schreibwarengeschäft zu finden, um so das Geschäft aufrechtzuerhalten und ihren Mitarbeiterinnen die Chance auf eine Weiterbeschäftigung sichern zu können, doch ohne Erfolg. Sie sei gespannt, welches Geschäft vielleicht schon im kommenden Jahr die Räume ihres Schreibwarenladens übernehmen wird. „Möglicherweise ein Döner- oder Handyladen, davon haben wir in der Stadt ja noch nicht genug“, meint von Bönninghausen scherzhaft.