Duisburg-Rheinhausen. . Der Bahnhof Trompet ging im 19. Jahrhundert in Betrieb. Eine Modernisierung ist überfällig. Es gibt noch nicht mal eine Rampe. Ein Ortstermin.
Für Katrin Langert ist es ein guter Tag. Nur fünf Minuten Verspätung Richtung Duisburg - laut und deutlich hallt die Anzeige über das menschenleere Gleis. Langert, zum Glück kein furchtsamer Typ, steht allein mit ihrem Fahrrad in der anbrechenden Dunkelheit. Als Berufspendlerin kennt sie die Situation zu gut; die Nordwestbahn ist bekannt für Ausfälle und Verspätungen, zuletzt führte dies zu einer Abmahnung durch den VRR und zu Muskelspielen der örtlichen Politik. „Als Fahrgast“, sagt Langert, „weiß man halt nie, woran man ist.“ Die junge Frau verkehrt täglich zwischen Düsseldorf und Duisburg-Trompet. Das kostet Nerven. Und Muskelkraft!
„Das Schlimmste ist, dass ich mein Rad ständig schleppen muss“, sagt Langert. Wenn sie morgens ankommt, gilt es, zwei steile Treppen zu überwinden - einmal runter, durch die Unterführung und wieder rauf. Langert nervt das. Aber sie kann sich zumindest helfen. Kürzlich hat sie einer Seniorin den Rollator hinaufgetragen. „Anders wäre sie da nicht hochgekommen. Auch wer einen Kinderwagen schiebt, hat ein Problem.“
Kein Ort für ängstliche Gemüter
Früher Nachmittag am Bahnhof Trompet. Die alte Anlage, seit Mitte des 19. Jahrhunderts in Betrieb, ist bis heute eine wichtige Station für die Menschen im Viertel. Dies gilt umso mehr, seit die Cölve-Brücke auf unbestimmte Zeit gesperrt ist. Seither, knapp zwei Jahren schon, ist der Busverkehr eingeschränkt. Ab Juli soll der SB42, die Pendler-Linie nach Duisburg, ganz eingestellt werden (wir berichteten).
Bei Anfragen verweisen DVG und Stadt unisono auf den Bahnhof Trompet. Aber der gilt selbst bei passionierten Bahnfahrern als Katastrophe, auch wenn eine Bahnsprecherin auf Anfrage betont, dass er bei Rankings zuletzt besser abgeschnitten habe. Dreckig, von mangelhafter Funktionalität, kaputt und mit Graffiti vollgeschmiert, so urteilten die VRR-Tester vor einigen Jahren. Seither, erzählen uns Fahrgäste, seien gerade mal die Fahrkartenautomaten erneuert worden.
Das Empfangsgebäude steht schon lang leer. Außerdem ist das Gelände schlecht beleuchtet. Gerade in der dunklen Jahreszeit ist der Bahnhof kein Ort für ängstliche Gemüter. Und erst recht keiner für Menschen, die nicht gut zu Fuß sind oder etwas transportieren müssen. Zu einem der beiden noch vorhandenen Gleise, Richtung Xanten, ist bis heute kein barrierefreier Zugang vorhanden. Außerdem existiert nur ein Eingang via Winkelstraße/Neustraße. Wer den Bahnhof von der anderen Seite erreichen will, muss Umwege in Kauf nehmen. Aber das, beobachtet Katrin Langert, macht natürlich kaum jemand.
„Das ist eine Katastrophe!“
Sie sieht ständig junge Leute, die über die Gleise laufen. „Da muss vermutlich erst was passieren, bevor etwas gemacht wird.“ In diesem Moment kommt ihr Zug. Die junge Frau schultert ihr Rad. Ab nach Hause!
„Wenn man nicht quer über die Gleise läuft, muss man bis über die Cölve-Brücke. Das ist echt weit weg“, bestätigt Andreas Sulzer. Er schließt gerade sein Fahrrad auf. Auch Sulzer ist Berufspendler: Er wohnt in Schwafheim und arbeitet in Mülheim. Alles in allem findet er die Anbindung „ganz okay.“
Das sieht Dr. Jörg Schefels anders. Auch er steigt in Trompet auf das Rad um - als Arzt pendelt er täglich in die City. „Das ist eine Katastrophe!“ Seit November kommt kaum ein Zug pünktlich, oft fielen mehrere hintereinander aus. „Und meine Patienten warten.“ Die angepriesene App hilft nicht, auch dem eingesetzten Schienenersatzverkehr kann Schefels nichts abgewinnen. „Mit dem Bus fahren Sie 70 statt 45 Minuten.“ Und überhaupt: „Das Gebäude stammt aus der Zeit der Weltwirtschaftskrise“, spottet er. „Dabei gab es hier sogar mal ein Café.“ Schefels wirkt genervt. Aber was soll er machen? Umsteigen aufs Auto ist keine Alternative. „Die A40 - eine Katastrophe. Und die Neuenkamper Brücke ist kaputt. Da sind ständig Staus wegen der Lkw-Waage.“
>>>> Modernisierung ist geplant <<<<
Laut einer Sprecherin der Deutschen Bahn sehen aktuelle Pläne vor, den Bahnhof Trompet im Rahmen der so genannten „Modernisierungsoffensive 3 „umfangreich zu modernisieren und barrierefrei auszubauen.“
Ein Realisierungszeitraum, heißt es weiter, ließe sich allerdings „noch nicht seriös benennen“, da für die Arbeiten Sperrpausen notwendig seien, die zunächst genehmigt werden müssten.
>>>> Bahn will marodes Gebäude loswerden <<<<
Es ist nahezu ein Jahrzehnt her, als der damalige Pächter der Bahnhofsgaststätte in Trompet von einem Tag auf den anderen raus musste. Das Gebäude würde verkauft, alles müsse sehr schnell gehen, hieß es damals. Inzwischen ist auch der letzte Buchstabe vom Trompet-Schriftzug von der Fassade gefallen, das Gebäude befindet sich in einem jämmerlichen Zustand. Wird es jetzt verkauft? Ein vor wenigen Tagen von der zuständigen Bahn-Abteilung Bundeseisenbahnvermögen (BEV) veröffentlichtes Exposé deutet darauf hin.
In dem Papier ist das 3692 Quadratmeter große Gelände beschrieben, ebenso das ehemalige Empfangsgebäude (Wohnfläche: 232 Quadratmeter, Nutzfläche gesamt: 368 Quadratmeter). Das Haus besteht aus zwei Vollgeschossen, einem Anbau und einem nicht ausgebautes Dachgeschoss. Neben drei Gasträumen gibt es unter anderem zwei abgeschlossene Wohnungen. Den Bauzustand des Baus von 1928, der nicht unter Denkmalschutz steht, bezeichnet das BEV als „wirtschaftlich überaltert“. Für alle Gewerke seien Instandsetzungsarbeiten dringend erforderlich. Es gebe massive Feuchtigkeitsschäden, die Ölheizung sei kaputt. Das BEV nimmt bis zum 15. März Angebote entgegen, „Verhandlungsbasis freibleibend 750.000 Euro“.
Die Verkaufspläne habe die Rheinhauser CDU auf den Plan gerufen, die gerne gewusst hätte, ob die Stadt Interesse am Kauf hat. Eine entsprechende Anfrage hat CDU-Fraktions-Chef Ferdi Seidelt kurzfristig dem zuständigen Dezernent Andree Haack zukommen lassen. Es gelte zu klären, ob die Stadt mit der Größe der angebotenen Fläche rechts neben dem Bahnhofsgebäude zufrieden ist, dort könnte der seit Jahren von der Politik gewünschte Park&Ride-Parkplatz entstehen (wir berichteten mehrfach).
Kaufpreis „ambitioniert“
Ferdi Seidelt: „Sollte sie ein größeres Stück haben wollen, muss sie sich etwas einfallen lassen. Wichtig ist mir, dass die Stadt innerhalb der Angebotsfrist reagiert.“ Den für das Areal angestrebten Kaufpreis hält der Kommunalpolitiker übrigens für „ambitioniert“.