Duisburg-Rheinhausen. . Rolf Hembach ist der Macher der Rudolf-Römer-Sternwarte. Der Blick in die Zukunft sieht eher düster aus, es fehlt unter anderem an Geld.

Wer Rolf Hembach ärgern möchte, der muss einfach nur zwei Buchstaben austauschen und aus der Astronomie die Astrologie machen. Hat funktioniert: Der Mann mit dem weißen Bart hebt drohend den Zeigefinger. Mit dem esoterischen Zukunftshokuspokus der Astrologen will der Vorsitzende der Rudolf-Römer Sternwarte nichts zu tun haben. Rolf Hembach ist Wissenschaftler durch und durch.

Die Lehre von den Sternen und die Erforschung des Kosmos beschäftigen den Rheinhauser, seit er als Schüler zum ersten Mal vor der Tür der Sternwarte im Dachgeschoss des Krupp-Gymnasiums stand. Genau dorthin begleiten wir ihn. Zwar können wir an diesem hellichten Nachmittag keinen Sternenhimmel sehen, aber symbolisch blickt Rheinhausens eifrigster Hobby-Astronom mit uns in die Zukunft der Sternwarte. Die ist leider nicht so rosig wie der Himmel, als die Sonne es bei unserem Besuch doch noch kurz durch die Wolken schafft.

Ein Freizeitforscher redet Klartext

Vor Hembachs geistigem Auge tut sich stattdessen ein schwarzes Loch auf. „Finanziell geht es uns genauso mies wie der Stadt Duisburg“, spricht der leidenschaftliche Freizeitforscher Klartext. Sein Verein, der 1971 von engagierten jungen Menschen gegründet wurde, ist in die Jahre gekommen. „So wie den meisten anderen auch, fehlt uns der Nachwuchs.“ Die Mitgliederzahl schwankt zwischen 40 und 50 und der Verein muss sich mittlerweile allein aus den Beiträgen finanzieren.

„Wir bekommen überhaupt keine öffentlichen Gelder mehr.“ Auf Dauer kann das so nicht funktionieren. Ein Beispiel: Aktuell ist das Herzstück der Sternwarte, das große Teleskop aus den 60ern, durch einen Pilz in Mitleidenschaft gezogen. Durch das Dach ist Feuchtigkeit eingedrungen. Wenn der Schaden nicht behoben wird, so Hembach, wird das Teleskop irgendwann nicht mehr nutzbar sein. Jetzt ist die Frage, wer die Reparatur bezahlt.

„Niemand sonst ist so verrückt“

Der Vereinschef träumt davon, eine Stiftung zu gründen, um Rheinhausens Tradition der Astronomie mit einem finanziell stabilen Rückgrat zukunftsfähig zu machen. Fehlt bloß noch ein Mäzen, der das wissenschaftliche Sternen-Projekt mit seinem Ersparten ins nächste Jahrhundert schicken möchte.

Da wäre jetzt vielleicht doch ein Astrologe hilfreich, um mal flugs in die Zukunft zu schauen, ob ein solcher Geldsegen in Sicht ist. Rolf Hembach verdreht die Augen, rückt die Brille gerade und steckt seine Nase lieber ins Astronomische Jahrbuch, das er als Grundlage für das Veranstaltungsprogramm 2019 der Sternwarte nutzt.

Geldprobleme hin oder her – natürlich wird der Verein auch in diesem Jahr wieder jede Menge Spannendes rund um die himmlischen Phänomene anbieten. „Wir müssen unser Wissen doch an die Menschen weiter geben“, sagt Rolf Hembach, der fast alle Vorträge selber hält und im Grunde so etwas ist wie die personalisierte Sternwarte. Auch, wenn er das nicht laut sagen würde, stemmt er den Laden doch seit mehr als 50 Jahren mit so viel Leidenschaft wie kein anderer. Rolf Hembach formuliert das lieber so: „Niemand sonst ist so verrückt, so viel Zeit und Geld in eine Sache hineinzustecken.“

Ohne diese Arbeit könnte der Mann, dessen Eltern früher in Rheinhausen einen Spielwarenladen hatten, vermutlich nicht ruhig schlafen. In seinen Adern fließt der wissenschaftliche Forscherdrang und der Wunsch, all das, was über den irdischen Horizont hinausgeht, zu begreifen. Die Neugier treibt ihn an. Dennoch hat auch Rolf Hembach nur zwei Hände und einen Kopf.

Der „Fernrohrführerschein“ pausiert

Deshalb hat er sich gemeinsam mit seinen Mitstreitern vom Verein entschieden, dass der „Fernrohrführerschein“, den es vier Jahrzehnte lang gegeben hat, pausieren muss. „Wir müssen einfach Abstriche machen, sonst schaffen wir unsere Arbeit nicht mehr.“ 2019 ist für die Sternenfreunde das Jahr der Ordnung. Der Schwerpunkt liegt auf der Sichtung und Archivierung der vielen astronomischen Schätze, die die Sternwarte geerbt oder geschenkt bekommen hat.

Vieles davon stapelt sich hoch oben unter dem Dach des Krupp Gymnasiums und in zwei weiteren Schulräumen. Außerdem ist da noch die Bibliothek, für die der Verein einen Raum im Kultur- und Freizeitzentrum nutzt. „Ganz ehrlich, seit 2012 sind wir nicht mehr dazu gekommen, die Bücher vernünftig in Ordnung zu bringen“, sagt Hembach. Die Rede ist von mehreren tausend Exemplaren. „Ich möchte, dass die Leute endlich wieder zu uns kommen und die Bibliothek nutzen können.“ Deshalb werden die Mitglieder nun die Ärmel hochkrempeln und das Chaos lichten.

Die Sache mit dem Glückscent

Ja, natürlich, auch hier wäre Geld hilfreich. Rolf Hembach zuckt mit den Schultern, schließt die Sternwarte ab und steigt zurück auf den Boden der Tatsachen. Abwärts geht es schneller. Und dann passiert es: Draußen vor der Tür liegt ihm plötzlich das Schicksal zu Füßen. Zwischen den Pflastersteinen blinkt etwas auf. Ein Glückscent, den Hembach vor lauter Sternwarte im Kopf gar nicht gesehen hätte. Wirklich wahr! Wir heben das kupferne Geldstück auf und drücken es ihm in die Hand. Na bitte, das ist unsere Sternstunde, nicht alles muss Wissenschaft sein. Der Glückscent ist bestimmt ein gutes Omen für 2019! Der Rest steht in den Sternen.

Programm und Kontakt

Spannende Himmelsschauspiele erwarten die Rheinhauser Astronomen auch für 2019. Zum Beispiel die Totale Mondfinsternis am 21. Januar oder der Merkur vor der Sonne am 11. November. Das komplette Programm der Rudolf-Römer-Sternwarte ist noch nicht fertig, aber Rolf Hembach verweist für Januar schon mal auf das Projekt „100 Stunden Astronomie“. Die Sternwarte Duisburg öffnet vom 10. bis 14. Januar, es gibt Vorträge zu verschiedenen Themen, bei klarem Himmel sind Beobachtungsabende geplant und die Organisatoren stehen Besuchern Rede und Antwort.

Mehr Information und Kontakt: Rudolf-Römer-Sternwarte, Observatorium Krupp-Gymnasium, In den Peschen 79, 02065/75012, Internet: http://astronomie-in-duisburg.kulturserver-nrw.de