Homberg. . Das „Gut Haniel“ in Duisburg-Homberg stammt aus dem Jahr 1836. Teile des im Jahr 1999 sanierten Hofes stehen nun zum Verkauf .
Um es zu finden, muss man schon ein bisschen herumkurven. Nach dem Abbiegen von der Moerser Straße auf die Baumstraße kommen nach der Prachtvilla einige Zechenhäuser und ein Stück weiter die baulichen Reste der früheren Zeche Rheinpreußen. Der Hof, um den es hier geht, ist dann doch ein bisschen versteckt. Und sieht in Teilen so aus, als wäre er gerade erst gebaut worden, direkt daneben schließt sich eine verfallene Halle an, von der der Putz zu bröseln scheint. Angekommen auf „Gut Haniel“, einem Hof in U-Form, der allerlei Geschichte birgt und auch so manche Perspektive. Steht doch ein Teil des Hofes zum Verkauf. Drei Schlafzimmer, Bad, 155 Quadratmeter Wohnfläche, Preis: 249.900 Euro. Später mehr zu Gegenwart und möglicher Zukunft des Denkmals.
„Gut Haniel“, Baumstraße 16a-d, steht auf der Denkmalliste der Stadt. Zusammen mit den Bauten der Zeche Rheinpreußen (Malakowturm und ehemaliges Verwaltungsgebäude) ist die Anlage laut Aussage des Denkmalamtes von großer orts- und wirtschaftsgeschichtlicher Bedeutung. Das heißt, wer hier aus- oder umbauen will, hat sich an entsprechende Vorschriften zu halten.
Wie kam es überhaupt zum Engagement des legendären Ruhrorter Großindustriellen Franz Haniel (1779-1868) in Homberg? Laut Aufzeichnungen der Denkmalbehörde hatte dieser bereits frühzeitig den Plan, auch die linksrheinischen Kohleflöze erreichbar und abbaubar zu machen. So kaufte er 1828 bei einer öffentlichen Versteigerung den 460 Morgen (das entspricht 115 Hektar) großen Homberger Bruch. Das Waldgelände reichte von der Duisburger Straße bis an die heutige Kirchstraße und wurde lediglich von einer Waldschneise (heute Rheinpreußenstraße/Lauerstraße) durchquert. An dieser Schneise beginnend ließ Haniel 1836/37 parallel zur Duisburger Straße ein etwa 200 Meter breites Waldstück roden und baute einen Gutshof. Mit der Errichtung der Direktorenhäuser wurde 1905 die Zufahrt von der Moerser Straße zur Baumstraße verlegt.
Nach der Gründung der Rheinpreußen GmbH im Jahr 1936 zog sich Haniel aus dem Bergbau und den neugegründeten Chemischen Werken zurück. Geblieben ist von Haniel neben der Direktorenvilla, hier sitzt heute der Chemieproduzent- und Händler PCC, auch ein Park samt überdimensionalem Franz-Haniel-Denkmal. Und auch der teilweise zum Verkauf stehende Hof ist eben noch da.
Der Südflügel dient als Lager
Der Bau besteht, so erklärt es der Moerser Immobilienmakler Carlo Jendral, aus einem Süd-, einem West- und einem Ostflügel. „Im West- und im Ostflügel gibt es jeweils fünf Eigentumswohnungen, von denen jetzt eine zum Verkauf steht“, erklärt der Makler. 1999 wurde das „Gut Haniel“ aufwändig saniert, daher gelten die Wohnungen als Baujahr 1999. An den Südflügel hat sich in Sachen Umbau bislang niemand gewagt. Er ist laut Carlo Jendral inzwischen wieder verkauft worden an jemanden, der Wohnungen einrichten will. Was sich ob des Denkmalschutzes und der hier zwangsläufig entstehenden sehr großen Wohnungszuschnitte jedoch als äußerst schwierig zu realisieren scheint. Aktuell würde der Bau als Lager genutzt und in Stand gehalten.
Das Problem, dass Wohnungen womöglich auch zu groß sein könnten, scheint Jendral und seinen Kollegen des Immobilienladens Moers an der Baumstraße 16 a-d zu begegnen. „155 Quadratmeter sind schwer zu verkaufen, aktuell sind kleinere Wohnungen eher gefragt. Und eine Familie mit zwei Kindern kauft trotz des schönen Innenhofes für knapp 250.000 Euro wohl doch eher ein Haus.“ Das schwierig zu vermarktende Pflaster Homberg und die Lage in der Nähe von Busdepot, Rheinpreußen-Ruinen und Chemiewerk würden da ihr Übriges tun.
Wobei Jendral eine Lanze bricht für den historischen Bau. „Es ist absolut ruhig hier“, sagt er. Zweifel, die schmucke Wohnung schon bald vermittelt zu haben, hat der Makler nicht. „Die Nachbarschaft funktioniert prima, viele Eigentümer sind bereits seit 1999 hier.“ Er muss es wissen, schließlich war er bereits bei der Vermarktung der Wohnungen vor 19 Jahren beteiligt. „Damals waren alle Wohnungen sehr schnell verkauft.“