Duisburg-Rheinhausen. Was ein Strauch, der den Bergheimern den Weg wies, und auch die Kirche mit den Straßennamen zu tun haben, erklärt Heimatforscher Klaus Sefzig.
In der früheren Stadt Rheinhausen, sprich, von Winkelhausen im Norden bis in die Eisenbahnsiedlung im Süden, gibt es laut Klaus Sefzig rund 800 Straßen. Der 84-Jährige bezieht sich dabei auf Aufzeichnungen seines Heimatforscher-Kollegen Heinz Cleef aus den Jahren 1951-1953. Bekanntlich hat Cleef um die 400 Namen samt Erklärung zusammengetragen (Link siehe Textende), dabei in Sachen Namensfindung auch so manch ungewöhnlichen Herkunft herausgefunden. Sefzig hat weitere Recherchen angestellt und nennt viele Beispiele.
Im Friedfeld, eine alte Flurbezeichnung
Im Ährenfeld. Diese Straße liegt in der bekannten Klanklang-Siedlung und erinnert auch an das ehemalige weite, flache Feld an der Moerser Straße bis zum Friedhof. Die Straßenbezeichnung „Im Friedfeld“ entstammt einer alten Flurbezeichnung gleichen Namens in dortiger Gegend, die, man darf wohl behaupten, einige Jahrhunderte alt ist. Der Name „Im Friedfeld“ ist mit der Kirchengeschichte Hochemmerichs, und zwar insbesondere mit Gebräuchen bei Beerdigungen, in Verbindung zu bringen. Ehemals gehörten die Gemeinden Bergheim und Oestrum auch die Gemeinden Schwafheim, Vinn und Essenberg zum Kirchspiel Hochemmerich.
Bekanntlich ist der Trompeter Friedhof erst in den Jahren 1913 bis 1914 angelegt worden. Das Herannahen eines Trauerzuges aus der Richtung Bergheim wurde von einem vorauseilenden Boten dem Kirchenküster gemeldet, der die Glocken zu läuten hatte. Die Meldung geschah in der Regel so rechtzeitig, dass im Augenblick der Meldung der Trauerzug das „Friedfeld“ erreicht hatte. Erst beim Passieren des vor der Hochemmericher Grenze gelegenen Friedfeldes begannen die Kirchenglocken zu läuten. Kam die Meldung dagegen nicht rechtzeitig, so hielt der Trauerzug im „Friedfeld“ und setzte sich erst wieder in Bewegung, wenn die Glocken ihr Geläut anstimmten. Das Glockengeläut begleitete also den Trauerzug vom „Friedfeld“ bis zum Friedhof.
Am Strücksken
Am Strücksken, dieser Strauch oder Busch war um 1800 Hauptmerkmal der jetzigen Moerser Straße von Hochemmerich nach Oestrum. Et wor an et Strücksken. Das Strücksken, zeigte den Bergheimern bei starkem Nebel, oder durch Schneefall verwehten Weg, die Richtung und die Abzweigung nach Bergheim an. Das Strücksken hatte aber noch eine andere Bedeutung. Die Oestrumer, die vor Anlegung des Trompeter Friedhofes ihre Toten auf dem Friedhof in Hochemmerich bestatteten, gingen diesen Verbindungsweg. Und jedes mal, wenn der Leichenzug sich dem Strücksken näherte, läuteten die Glocken auf dem nahen Hochemmericher Kirchturm.
Beim Ausbau des Kreuzacker verschwand dieser Weg samt Strauch. Zur Erinnerung erhielt die gegenüberliegende Straße am 13. Februar 1953 den Namen „Am Strücksken“. Die benachbarte Flur „In der Klanklang“ dürfte wohl eine Bestätigung des eben Gesagten sein. Die Straße „In der Klanklang“ (entlang des Klanges; der Straßenzug liegt im rechten Winkel zum Friedhof) ist ein Überbleibsel des Essenberger Mühlenweges. Die beiden Namen „Im Friedfeld“ und „In der Klanklang“ haben also die gleiche kirchengeschichtliche Bedeutung.
Der Essenberger Mühlenweg begann am Deich
Weiter geht es in die Diergardtsiedlung: Hier wird eine Straße Mühlenweg genannt. Der Mühlenweg war bis etwa um 1900 ein Teil des früheren Essenberger Mühlenweges. Beginnend am Deich auf Essenberger Gebiet, verlief er über den jetzigen Mühlenweg und weiter in gerader Richtung über die jetzigen Straßenzüge „In der Klanklang“. Bergheimer Straße, Kreuzacker, Kahlacker und Bonnacker bis zur „Alten Mühle“ im Ortsteil Bergheim. Der Mühlenbetrieb wurde 1930 stillgelegt.
Seit 1772 unterlagen nachstehende Ortschaften einem strengen Mahlzwang: Asterlagen, Atrop und Rheinhausen (unter Rheinhausen ist die ehemalige kleine Bauernschaft in der Nahe der Eisenbahnbrücke zu verstehen), Bergheim, Bliersheim, Kaldenhausen und Budberg, Kapellen, Holderberg, Hochemmerich, Werthausen, Friemersheim, Rumeln, Hochfeld und Sittard, Schwafheim und Aldenbruch, Oestrum und Burgfeld, Vennickel und Rumeln. Der Mahlbezirk, hierunter auch Essenberg, war also äußerst groß und erstreckte sich fast über das ganze Gebiet der Grafschaft Moers.