Duisburg-Rheinhausen. . Eine dreieinhalb Fußballfelder große Fläche im Hinterland von Oestrum soll als Baudenkmal eingetragen werden. Stadt nennt Gründe.

Grasen auf dem rund dreieinhalb Fußballfelder großen Areal im Hinterland von Rheinhausen-Oestrum bald wieder die Schafe? Oder stehen dort eher, wie von der Emmericher Sparkassen-Tochter S-Grund geplant, 42 Ein- und Zweifamilienhäuser? Die Wahrheit für die Zukunft der Fläche zwischen Asberger Straße, Auf dem Wiel und der Straße Burgfeld liegt womöglich irgendwo dazwischen. Nach gut zwei Jahren mit intensiven archäologischen Untersuchungen steht eines jetzt fest: Es handelt sich um eine historisch wertvolle Stelle, deren Geschichte bis ins 1. Jahrhundert zurückzuverfolgen ist.

Dass südlich des Bodendenkmals „Vicus Asciburgium“, das auf Moerser Gebiet liegt, weitere Funde aus der römischen Kaiserzeit auftauchen könnten, war von Experten längst vermutet worden. Bevor die Emmericher Bauherren mit dem Aushub beginnen konnten, war seit 2015 neben den städtischen Denkmalschützern auch eine Fachfirma aus Moers vor Ort. Um festzustellen, dass sich hier bis zum 1. Jahrhundert ein Kastell befunden habe, welches dann allerdings aufgegeben worden war. Eine Zivilsiedlung habe dort bis zum Ende des 2. Jahrhunderts bestanden.

Teil des Niedergermanischen Limes

Vier Din A4-Seiten ist die Zusammenfassung der Experten lang, unter anderem wurde festgestellt, dass die Fläche Teil des Niedergermanischen Limes (Welterbe der UNESCO) ist. Seit der Aufgabe der römischen Siedlung sei die Fläche nicht mehr überbaut worden und habe somit große Bedeutung für die Geschichte des Menschen. Man geht davon aus, dass Asciburgium der erste urkundlich erwähnte Ort auf Duisburger Stadtgebiet ist. „Daher ist eine herausragende Bedeutung in der Geschichtsbetrachtung und für die Stadt selbst festzustellen“, so die Archäologen

Auch eine wissenschaftliche Bedeutung stellten die Experten fest. „Die im Boden erhaltenen, durch Schichtung in eine zeitliche Abfolge zu bringenden Strukturen stellen eine Primärquelle für die geschichtliche Erforschung der linksrheinischen Landschaft Duisburgs als ehemaliger Teil der römischen Grenzlandschaft dar.“ Da das Areal am Burgfeld „Vicus Asciburgium Süd“ ein räumlich abgetrennter Teil der bereits bekannten römischen Siedlung „Vicus Asciburgium“ darstelle, sei es von höchster wissenschaftlicher Bedeutung.

All diese Erkenntnisse sorgen laut Aussage der Stadtverwaltung nun dafür, dass dieses ortsfeste Bodendenkmal laut §2 des Landes-Denkmalschutzgesetzes gelistet werden soll. Die zuständige Rheinhauser Bezirksvertretung hat der entsprechenden Beschlussvorlage bereits zugestimmt, die endgültige Entscheidung trifft der Kulturausschuss in seiner Sitzung am 13. September.

Städtebauliche Entwicklung

Also Schafe statt Eigenheime? Die Frage, wie es denn mir der Fläche weitergeht, beantwortete die Stadt wie folgt: „Aktuell wird der städtebauliche Entwurf überarbeitet, um bestmöglich die Befundsituation zu berücksichtigen. Sobald der Entwurf vorliegt, wird dieser von Archäologie, Stadtplanung und Entwicklungsträger abgestimmt.“ Ziel ist laut Aussage aus dem Rathaus, eine städtebauliche Entwicklung zu ermöglichen und gleichzeitig die Belange der Bodendenkmalpflege zu berücksichtigen.