Duisburg-Rheinhausen. . Das EDM-Festival an der Villa Rheinperle fand erstmals auch an einem Samstag statt. Die Besucher bekamen „Tomorrowland“ im kleineren Maßstab.

Drinnen heile Welt, draußen die Realität. Beim „Luft und Liebe“-Festival an der Villa Rheinperle am Samstag kamen nicht nur die EDM (Electronic Dance Music) Fans auf ihre Kosten, sondern vor allem die Pfandsammler vor den Toren des Festivalgeländes. Aus Sicherheitsgründen durften Flaschen, natürlich, nicht mit in die Hippie-Hochburg gebracht werden. Die Veranstalter hatten sich aber trotzdem große Mühe gegeben, den Bereich um die vier Bühnen einladend und gemütlich zu gestalten.

Entsprechend dem EDM-Trend aus Belgiens „Tomorrowland“, auf den auch schon das „Parookaville“ in Weeze aufgesprungen ist, präsentierte sich das Festival als kleines, geschlossenes Dorf. Viele Fressbuden mit entsprechend hippen Gerichten, Falafel zum Beispiel, jede Menge Alkohol und sogar Zigaretten – den Besuchern mangelte es an nichts.

Sehen und gesehen werden

Zum Glück, denn die vielen Tanzwütigen waren die eigentlichen Stars des Festivals. „Sehen und gesehen werden“ ist sowieso das inoffizielle Credo der EDM-Szene, entsprechend aufgebrezelt kamen auch die Besucher daher. Bei den Damen war, sehr im Sinne der Veranstalter, der Hippie-Look im Trend, die Herren der Schöpfung setzten eher auf Fitnesshipster. Und wer sich schon so rausgeputzt hatte, wollte sich natürlich auch zeigen, zum Beispiel auf einer der vier Tanzflächen. Mit genug Alkohol intus fanden die Gäste dann auch an der monotonen Musik ihre Freude und ließen die Tanzflächen glühen.

Beste Stimmung auf dem Festivalgelände. Bei den Damen lag der Hippie-Look im Trend.
Beste Stimmung auf dem Festivalgelände. Bei den Damen lag der Hippie-Look im Trend. © Oleksandr Voskresenskyi

Auf den aufwändig gestalteten Bühnen gaben sich DJ’s mit komplizierten Namen die Klinke in die Hand, natürlich szenetypisch mit einer ganzen Entourage, die sich hinter dem Mischpult die Beine in den Bauch standen und das Publikum hin und wieder mit einem „Woohoo“ anheizten. Mit der Grazie eines altersschwachen Elefanten hämmerten die Bässe über das Festivalgelände und ließen keinen Zweifel daran: Wer Musik hören und nicht bloß im Brustkorb fühlen will, ist heute fehl am Platze.

Noch einmal die Freiheit feiern

Kleine Fluchten gab es aber selbst bei „Luft und Liebe“. Vor der Oldie-Bühne konnten die Gäste zum Beispiel zu Diskoklassikern wie „YMCA“ tanzen, natürlich auch mit ordentlich viel Bass darunter, aber anders konnten sich die einzelnen DJ’s auch nicht gegen die Musik der anderen Bühnen behaupten.

Über jeden Zweifel erhaben war dafür aber die Kulisse des Festivals. Die alten Industriellenvillen verliehen dem Festival einen Charme, der für die Einzigartigkeit des Festivals sorgte, auch wenn der Maßstab des Genreprimus „Tomorrowland“ vielleicht ein bisschen größer sein mag.

Das große Zelt, das der Veranstalter vorsorglich für den Falle eines Wolkenbruchs aufgebaut hatte, wurde nicht benötigt, die Sonne strahlte über dem Duisburger Logport. Und auch über den vielen Jungesellinnen, die das Festival auserwählt hatten, um vor den Ketten der Ehe noch einmal die Freiheit zu feiern.