Duisburg-hochemmerich. . Mieterin wehrt sich dagegen, die Kosten für die Sanierung einer Altbauwohnung zu übernehmen. Bauverein: „Sie hat zu wenig geheizt und gelüftet“

Nach zwanzig Minuten in der Wohnung von Marina Krenser meldet sich die Allergie. Schimmelpilz! Erinnerungen werden wach an die eigene Karriere als Mieterin einer Altbauwohnung mit lange unentdecktem Wasserschaden unter dem Parkett und den üblen gesundheitlichen Folgen. Während draußen der Frühling noch auf sich warten lässt, blüht der Schimmel aktuell an der Duisburger Straße 14 in wirklich jedem Zimmer der mittlerweile leer geräumten Erdgeschosswohnung. Die Rheinhauserin steht im ehemaligen Wohnzimmer und legt die Hände schützend auf ihren Bauch. Sie ist im fünften Monat schwanger. Das war der Grund dafür, dass Marina Krenser und ihr Lebensgefährte Hals über Kopf auszogen. Vor dem Gesundheitsrisiko, das sie sich als Erwachsene zugemutet hatten, wollen sie ihr Kind bewahren.

Doppelt Miete zahlen

Aktuell zahlen beide einen hohen Preis für diese Entscheidung. „Wir müssen die Miete für zwei Wohnungen gleichzeitig aufbringen.“ Ende März läuft zwar der Vertrag für die Rheinhauser Wohnung aus, aber das Thema Ausgaben hat sich damit nicht erledigt. „Wir sollen den Schimmel auf unsere Kosten beseitigen lassen“, sagt die Mieterin fassungslos. Noch dazu bangt sie um die Rückzahlung ihres Genossenschaftsanteils, für den sie 2014 bei der Wohnungsanmietung Geld gezahlt hat, das sie jetzt dringend für das Baby bräuchte. Aber wie das so ist beim Thema Schimmel in Mietwohnungen – um die Schuldfrage wird meist lange gerungen.

Beliebtes Standardargument: Die Mieter lüften und heizen zu wenig. Marina Krenser schüttelt den Kopf. „Glauben Sie mir, da kann man noch so perfekt heizen und lüften, das ist so alt hier, das bekommen sie nicht schimmelfrei.“ Als sie die Wohnung in der Nähe des Hochemmericher Marktes damals besichtigte, hatte die Vormieterin einen Luftentfeuchter in der Küche stehen. „Das habe ich zwar gesehen, mir aber nicht so viel dabei gedacht.“ Im Sommer zog sie ein, im ersten Winter schimmelte es in der Küche. Ein Schaden, den der Bauverein damals beseitigte. „Das haben die nicht fachmännisch gemacht“, meint ihr Lebensgefährte, der in der Baubranche arbeitet und gelernt hat, dass bei einem flächenmäßig großen Schaden auch der befallene Putz entfernt werden muss. Laut seiner Aussage, wurden die Sporen nur mit Chemie abgetötet und dann überstrichen.

Die Sache mit der Heizung

Der Schimmel kam wieder. In der Küche – und in allen anderen Räumen. Zwischenzeitlich sah es so aus, als ob eine Ursache für die enorme Luftfeuchtigkeit in der 60 Quadratmeter Wohnung gefunden wurde. Der Abfluss der Badewanne war undicht. „Da fehlte ein Dichtungsring“, sagt Marina Krenser und zeigt auf ihrem Handy ein Foto vom Abflussrohr, in dem eine große Lücke klafft.“ Ein Teil des Wassers ist so stets unter der Badewanne gelandet. Aber nachdem dieser Schaden durch den Vermieter behoben worden war und das Paar die Wohnung in Eigenregie renoviert hatte, ging es im vergangenen Winter wieder los. Schimmel, überall. „Als ich dann erfahren habe, dass ich schwanger bin, sind wir ganz schnell raus hier.“

Für Volker Seemann ist der „Fall Krenser“ einer von vielen. Das Thema Schimmel begleitet den Geschäftsführer des Rheinhauser Bauvereins seit mehr als einem Vierteljahrhundert. Zu seinem 25-jährigen Dienstjubiläum erschien 2015 ein Artikel in einer Wochenzeitung, in dem Seemann als sozialer „Helfer in der Not“ beschrieben wird. Einer, der sich stets an den Prinzipien des genossenschaftlichen Wohnungsbaus messen lässt – dem Grundsatz, dass die Menschen „bezahlbar, sicher und energetisch zeitgemäß“ in ihrem Domizil leben können.

Am Telefon klingt der Geschäftsführer des Bauvereins nüchtern. Die Akte hat er vor sich. Darin stünden Messwerte, die belegen würden, dass die Mieterin zu wenig geheizt habe. „Das ist nun mal ein Altbau, da brauchen Sie 20 Grad, sonst wird das nichts.“ Dass schon die Vormieterin Probleme mit Schimmel gehabt habe, sei ihm nicht bekannt. Und: Ja, natürlich müsse Frau Krenser den Schaden selber beseitigen. Schließlich habe das Thermometer nur 16,3 Grad gezeigt. „Viel zu kalt.“

Marina Krenser ist erschöpft. „Das war nachdem ich ausgezogen bin. Eine leere Wohnung braucht keine 20 Grad.“ Sie will sich nun Rat beim Mieterschutzbund in Rheinhausen holen. Und sie hofft, dass sich Sabine Uhlemann bei ihr meldet, über deren Schimmelstreit mit dem Bauverein wir 2017 berichtet haben. Die Mieterin, so stand es in unserer Zeitung, konnte belegen, dass Baumängel verantwortlich für die feuchten Wände der Wohnung an der Hermannstraße waren. Am Ende gab es eine Einigung mit dem Bauverein. Vielleicht ist das ja auch im Fall Krenser möglich.

>>>Anlaufstelle Mieterschutzbund>>>

Viele Mieter wissen nicht, dass sie sich mit ihren Problemen an den Mieterschutzbund wenden können. „Aber ich bin da doch kein Mitglied“, hat auch Marina Krenser gesagt. „Dann kann man ganz einfach beim ersten Beratungsgespräch Mitglied werden“, erklärt Peter Heß, Geschäftsführer des Mieterschutzbundes für die Region Niederrhein, der auch eine Beratungsstelle in Rheinhausen hat.

88 Euro kostet der Jahresbeitrag aktuell, bezahlt werden kann das Geld zur Not auch in Raten. Dafür bekommen die Mitglieder Hilfe von Experten, die sich mit sämtlichen Problemen rund um die Miete auskennen. „Wir können nur Mietrecht, aber das richtig.“ So formuliert es Peter Heß mit einem Augenzwinkern. „Für die Leute rechnet sich das. Der Mitgliedsbeitrag ist günstiger als die Kosten für einen Anwalt.“ Der sich im schlechtesten Fall mit Mietrecht nicht mal richtig gut auskennt.

Kontakt zum Mieterschutzbund Duisburg: 0203/29 62 19. Die Beratungsstelle Rheinhausen hat ihren Sitz an der Krefelder Straße 31. Nach vorheriger Anmeldung gibt es hier persönliche Beratung. Terminvereinbarung ist auch online möglich: www.msb-mbn.de.