Duisburg-Hochheide. . Der Caritasverband bezeichnet die Sanierung des Hochheider Hochhauses an der Hanielstraße und ihr eigenes Engagement als Erfolgsgeschichte.
Die Hochhaussiedlung „Weiße Riesen“, sie ist Dauerthema in und um Hochheide. Zwei der sechs 20-etagigen Hochhäuser sollen bekanntlich gesprengt werden. Die übrigen vier sind, zwar mit allerlei Leerstand, bewohnt, die Eigentümer haben sie saniert. Der eine mehr, der andere weniger aufwändig. Eines der eher aufwändig sanierten Gebäude steht an der Haniel-Straße, hat rote Balkone und folglich den Spitznamen „Roter Riese“. Die Sanierung liegt inzwischen runde zehn Jahre zurück, Grund genug für die Macher, einmal zurückzublicken, und auch eine Besonderheit hervorzuheben.
Dabei handelt es sich um Gabriele Strüver von der Duisburger Caritas, der guten Seele des „Roten Riesen“, später mehr zu ihr. Zunächst blickt aber der Caritasverband der Diözese Münster zurück auf die Geschichte des Hauses und auch auf sein Engagement. „Vor knapp zehn Jahren sah nicht nur der ganze Bau düster grau aus, es verloren sich auch nur noch zwölf Mieter darin. Der Keller war für sie praktisch ,no-go-area’ wie der ganze Stadtteil bei Dunkelheit. Wohnungslose hatten ihn okkupiert“, heißt es von der Caritas aus Münster.
Menschen aus 137 Nationen leben hier
Häufig prekär lebende Menschen aus 137 Nationen hätten eine Mischung gebildet, „die schließlich so heftig explodierte, dass die Ausschreitungen von der Polizei kaum noch zu beherrschen waren“, berichtet Caritas-Fachbereichsleiterin Orla-Maria Wunderlich. Das hätte den Blick der Stadt endlich auf den vergessenen Stadtteil am linken Rheinufer gelenkt, und mit der Firma kapitalpartner aus Stuttgart habe sich ein Investor für das Hochhaus gefunden. „Er hatte die Erfolgsidee: Er bat die Caritas um eine soziale Begleitung der neuen Mieter“, freut sich die Caritas, seinerzeit angesprochen worden zu sein.
Nach dem Ende der Sanierung sei der Quadratmeterpreis mit fünf Euro sehr niedrig angesetzt worden, so dass fix neue Mieter gefunden waren. Dazu gebe es einen besonderen Service, ein Concierge-Dienst biete allen Bewohnern Sicherheit. „Tagsüber wechseln sich drei Mitarbeiter der Caritas, die zuvor arbeitslos und eher chancenlos waren, am Empfang ab, nachts wacht hier eine Security-Firma.“
Ungesehen komme niemand ins Haus und hoch gehe es auch nur mit dem Fahrstuhl - die Treppenhäuser würden den Mietern vorbehalten bleiben, schreibt die Caritas. Besondere fachliche Qualifikationen müssen die Concierge-Mitarbeiter nicht mitbringen, menschliche Kompetenz sei gefragt. Denn hier kämen alle Lebenslagen zusammen. Menschen allen Alters würden im Roten Riesen wohnen, Familien und Alleinstehende, mit und ohne Migrationshintergrund.
Die gute Seele des Wohnturms
Gabriele Strüver, sie ist laut ihrer Vorgesetzten von der Caritas Garant dafür, dass das Zusammenleben in dem 60 Meter hohe Haus funktioniere. Sie erzählt vom Alltag im Hochhaus: „Concierge-Mitarbeiter helfen den Kindern bei den Hausaufgaben, immer bietet sich die Gelegenheit zu einem kurzen Schnack, der Paketdienst freut sich, dass er nicht darauf hoffen muss, dass der Empfänger tatsächlich zu Hause ist, die Post gibt ihre Sendungen gebündelt ab und nimmt die Briefe der Mieter gleich wieder mit.“ Würde die Zeitung mal nicht wie gewohnt pünktlich vom Mieter abgeholt, sei sie gleich alarmiert und hake nach.
Auch wenn aktuell 20 Wohnungen leer stünden, bezeichnet der Caritasverband den Roten Riesen als Erfolgsmodell. Warum Wohnungsgesellschaften nur selten von diesem Konzept lernen würden, versteht Orla-Maria Wunderlich nicht.
Sie dächten oft, dass Mitarbeiter aus der Mieterverwaltung die Aufgaben übernehmen könnten, die Gabriele Strüver ausfüllt. Aber man könne nicht an einem Tag die Mahnung für die Miete schicken und sich am nächsten als hilfreicher Ansprechpartner anbieten. Auch ein Hausmeister sei nicht kompetent für Quartiersarbeit in der Höhe. „So ragt der Rote Riese erst einmal weiter einsam in den Himmel.“