Duisburg-Rheinhausen. . Spurensuche im Businesspark. Auf dem Gelände gibt es viele Werkezu entdecken. Etwa eine Kunstbaustelle, auf der heute Models posieren.

Beginn einer Spurensuche. Wir stehen im Hof des Landschaftsbaubetriebs Carmody und Eimers an der Spitze der Dr.-Detlev-Karsten-Rohwedder-Straße. Sebastian Eimers wartet schon. Die Hausnummer fehlt, der Poller mit der „75“ wird grade erneuert - wer sich nicht auskennt im Businesspark Niederrhein, muss sich den Weg hierher erarbeiten.

Fast meint man, ein listiges Kichern zu hören. Über der Pforte thront ein Metallsaurier, geschmiedet aus Industrieschrott. Heute hat er gute Laune, aber es gibt Tage, da ritzt das Vieh den Lkw mit seinem scharfkantigen Schnabel zur Begrüßung die Plane auf. Der Alltag macht es ihr nicht leicht, der Symbiose von Kunst und öffentlichem Raum. Das Gelände in Asterlagen ist da ein gutes Beispiel.

Ein Gelände im Wandel der Zeit

Eimers hat es eilig. Oder vielmehr: er hatte. Der Kalender ist voll, eigentlich müsste er schon beim nächsten Termin sein. Daraus wird nun aber nichts, gemeinsam erkunden wir sein Reich, die Außenanlagen des Gewerbegebiets. Ein Stück Stadt, das im Laufe der Zeit einigen Wandel erlebte. Anfang der 1990er wurde aus den Zechen Bauland, seither wuchs der Industriepark Niederrhein. Heute steckt er voller Geschichte und Geschichten, und einige erzählen von der Kunst.

Gute Kontakte zur Kulturszene

Für diese zeichnete ursprünglich die DPE als Projektentwickler verantwortlich, die zur Deutsche Bank Gruppe gehört. Mitte der 1990er begann sie, den Gewerbepark für die Stadt zu vermarkten. Der kunstaffine Ingenieur Andreas Thiede kümmerte sich um die Gestaltung der Flächen. Thiede hatte gute Kontakte zur Kultur, erinnert sich Eimers. Und so begann ein äußerst fruchtbares Zusammenspiel zwischen Kunst und Business. Kreative konnten Ideen umsetzen - der Businesspark gewann an ästhetischem und finanziellem Wert.

Heute arbeiten in Asterlagen rund 50 Firmen. Die Fläche gehört einer Miteigentümergesellschaft, laufende Kosten werden geteilt. Und hier kommt die Firma Carmody und Eimers ins Spiel. Sie pflegt im Auftrag des Verwalters, der IMC Feldhaus, die Grünanlagen und kümmert sich um Reparaturen.

Wer rund geht, begegnet vor allem den Bildhauern Odo Rumpf, Johannes Terbach und Volker Kiehn. Ein paar Werke wurden von neuen Anliegern dazu gekauft. Ins Auge fällt einer von Rumpfs rostigen Metallsauriern; eine schier unzerstörbare Riesenskulptur, die mit spitzen Zähnen das Gebäude der BSG bewacht. Wenig weiter ziehen Stahlross und Ritter Blicke auf sich. Dagegen fristen andere Exponate ein Schattendasein. Um einige hat sich nie wieder jemand gekümmert, bei manchen ist nicht mal mehr zu ermitteln, von wem sie stammen. Eimers weist auf ein Sandsteinobjekt. „In sowas investiert keiner mehr eine Schraube.“

Künstlerische Abstürze

Dazu kommt ein gewisser Schwund. Eine Zeit lang machten sich hier Metalldiebe zu schaffen. Werke wurden nachts abtransportiert, zerkleinert und verkauft. Ein Los, das etwa das Ensemble Edelstahlstreben traf, das über das Gelände verteilt das Sonnensystem abbildet. Nur dass sich das nicht mehr nachvollziehen lässt; die Stahlplatte, die das Werk als Ganzes präsentierte, ist weg. Ähnlich erging es dem Mercator-Tor, eigentlich eine Sonnenuhr. Auch hier montierten Diebe das Element ab, das Betrachtern die Planeten-Ausrichtung erklärte.

Kunstgeschichte(n): Wir stehen auf dem Brachland, auf dem das chinesische Handelszentrum hochgezogen werden soll. Noch ist da nur Gestrüpp – mittendrin: ein seltsames Ensemble. Überreste von Odo Rumpfs Kunstbaustelle. Früher entstanden hier Werke und Performances - geblieben sind ein paar Säulen, ein umgekippter Stahl-Bagger. Heute ist die Freiluft-Werkstatt ein beliebter Treffpunkt für Modefotografen. Wenn mal wieder die Models posieren, laufen in den Firmen ringsum die Handys heiß.

Wenig weiter tanzen bunte Skulpturen, in einem Stahltorso pocht ein Herz aus Glas. Aus einem Brunnen ragt eine Fischflosse empor, nochmal Johannes Terbach. Am Ufer des Teichs entdeckt man dann ein Flugzeug, das aussieht, als sei es soeben zu Boden gegangen. Ein künstlerischer Absturz, diesmal bewusst herbeigeführt.