Biologin Daniela Scharf führt bei einer VHS-Exkursion durch die wilde Natur des Asterlager Gewerbeparks, wo bis 1988 Schlacke abgekippt wurde
Bis 1988 wurde im jetzigen Asterlager Gewerbepark noch Schlacke des Rheinhauser Krupp-Werkes abgekippt. Damals noch, um ein Baggerloch zu verfüllen, das bis in die 1950er-Jahre dort existierte. Inzwischen hat sich auf der eigentlich nährstoffarmen Fläche ein Biotop entlang der Dr.-Alfred-Terrhausen-Allee hinter der Sportklinik gebildet. Bei einer Exkursion der Volkshochschule (VHS) zeigte Diplom-Biologin Daniela Scharf nun den Artenreichtum dieser sogenannten „ruderalen“ Pflanzen, die ohne viele Nährstoffe auskommen.
Tausengüldenkraut am Wegesrand
Ausgerüstet mit Kameras und Handbüchern streiften 30 Teilnehmer mit ihr über die große Fläche, auf der sich 2018 eine chinesische Logistik-Firma (wir berichteten) ansiedeln will. „Ich würde dieses Gebiet in die Route der Industriekultur mit aufnehmen“, sagt Daniela Scharf. Das eigenwillige Biotop ist schließlich auch irgendwie ihr „Arbeitsplatz“, den sie seit 1992 kennt.
Am Wegesrand weht das gelbe Tausendgüldenkraut, daneben wächst Johanniskraut. „Früher wurde es als Heilmittel gegen Prellungen und Depressionen verwendet“, erzählt die Biologin. Damals, als die Medizin noch viel mit Kräuterhexerei zu tun hatte. Die Teilnehmer zerbröseln die Blüten und merken, wie sich eine rote Flüssigkeit bildet. Unweit davon steht ein Nussbaum. „Dessen Samen hat wohl der Eichelhäher hierhin verbracht“, vermutet Daniela Scharf. Ein paar Meter weiter erstreckt sich eine Hecke der Kroatzbeere mit ihren weißen Blüten, die ihre dunkelroten Früchte bei strahlendem Sonnenschein entwickelt. „Sie wissen, mit den Beeren können Sie feinen Aufgesetzten herstellen“, sagt die Exkursionsleiterin und lacht.
Schwarze Schlackesteine
Weiter geht es zu einer scheinbar bemoosten Fläche, auf der sich die weiße Fetthenne als nur zentimeterhoher „Bodendecker“ ansiedelte. „Diese Art ist ganz anders als die bekannte Fetthenne aus ihrem Garten“, erklärt die Biologin. Zustimmendes Nicken der Teilnehmer, die sich teilweise kleine Proben für zu Hause mitnehmen. Und kurz dahinter liegen noch unbewachsene, schwarze Schlackesteine. „Fühlen Sie mal, wie warm die noch sind!“ Und tatsächlich, man könnte meinen, die Schlacke sei erst kürzlich abgekippt worden.
Dann führt die Exkursionsleiterin die Gruppe in die Mitte der Fläche zu einer selteneren Pflanze, den Natternköpfen mit ihren strahlend blauen Blüten. Zufälligerweise gesellen sich gerade kleine Schmetterlinge, sogenannte Bläulinge, zu der Pflanzengruppe und zeigen ein Bild monochromer Schönheit in der Natur des Gewerbeparks.
Einst ein Wohnheim für junge Bergarbeiter
Teilnehmerin Helga Terschueren erinnert sich, wie es in den 1950er-Jahren in dem Gebiet aussah: „Da, wo sich jetzt der Teich an der Essenberger Straße befindet, war in den 1950er-Jahren ein Wohnheim für junge Bergarbeiter, die bei der Zeche Diergardt beschäftigt waren.“
Im Schnelldurchgang erklärt die Biologin noch, wie die Fläche kultiviert wurde: „Erst kamen die Algen, dann die Flechten, dann die Moose.“ Über Vögel verbreiteten sich Samen anderer Pflanzenarten, ein kleiner Birkenhain erinnert an die Pionierarbeit, die der Baum gemeinhin leistet – oder sie entstammen einer Samenmischung aus dem Supermarkt. Denn die Gruppe entdeckt kurz darauf eine rosarote Nelkenart, die vereinzelt auftauchend nicht in das Gesamtbild der Arten passt. „Diese kann nur aus der kaufbaren Tüte stammen“, weiß Daniela Scharf. Zum Abschluss geht es vorbei an Goldkrallenmoos und Sommerflieder, bevor für die Teilnehmer ein spannender Ausflug in ein eigenwilliges Biotop endet. Eines, das zwangsläufig verschwinden würde – wenn die chinesische Firma kommt...