Duisburg-Buchholz/Wanheimerort. Karin Holdmann hat als Seelsorgerin 35 Jahre lang Patienten im Duisburger „Sana“ und in der „BGU“ begleitet. Welche Gespräche ans Herz gingen.
Karin Holdmann verabschiedet sich in den Ruhestand. In 35 Jahren als Krankenhaus-Seelsorgerin in den Sana-Kliniken und im BG Klinikum Duisburg (BGU) hat sie viele intensive Gespräche mit Patientinnen und Patienten sowie deren Angehörigen geführt. „Im Dienst der Menschen gestanden“ – so beschreibt sie ihren Beruf, der schon immer Berufung war. Zur Verabschiedung in der Lutherkirche Duissern kamen weit mehr als 200 Menschen.
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Einer von Karin Holdmanns Schwerpunkten war die Seelsorge in der Frauenklinik und auf der Kinderintensiv- und Frühgeborenenstation im „Sana“. Sie wurde regelmäßig verständigt, wenn Frauen Probleme während der Schwangerschaft hatten oder es einen schweren pränatalen Befund gab. Beim Stichwort Sternenkinder wird sie ganz leise und nachdenklich: „Wenn Frauen ihr Kind verloren haben, habe ich ihnen als Gesprächspartnerin zur Verfügung gestanden und sie beim Abschiednehmen unterstützt. In der Kinderklinik galt es, Müttern, Vätern und ihren Kindern über viele Wochen zur Seite zu stehen. Auch bei ihrem Schmerz, wenn ein Kind sterben musste. Das waren bewegende Momente, die auch an mir nicht spurlos vorübergingen.“
Pfarrerin aus „Berufung“: Seit 1988 im Dienst in Duisburg
Ihr selbst war schon früh klar, dass sie Familie haben wollte. Deshalb bewarb sie sich nach dem Theologie- und Psychologie-Studium mit einer anderen Kollegin, die die gleichen Schwerpunkte hatte, auf eine volle Stelle – sie wollten halbe, halbe machen. „Aber 1988 war das noch nicht so verbreitet, dass zwei Kolleginnen sich eine Stelle teilen“, erinnert sie sich. Erst als sich jede einzeln bewarb und sie dann vorschlugen, sich die Arbeit aufzuteilen, wurden sie eingestellt. So konnte sie Arbeit und Familie gut vereinbaren. Und nach schweren Gesprächen in der Klinik waren ihr Mann Gerhard und die beiden Söhne stets wertvolle Stützen.
Die bald 66-jährige gebürtige Düsseldorferin hat in Bonn und München Theologie studiert, „bewusst, gewollt und gerne“, wie sie sagt. Den Pfarrerberuf hat sie persönlich für sich immer als „Berufung“ empfunden. Und gerade durch ihre Arbeit als Krankenhausseelsorgerin hat sie dankbar erfahren, „wie wichtig es ist, dass die Menschen mich an sie heranlassen.“
Seit zehn Jahren ist Karin Holdmann auch als Seelsorgerin in der berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik aktiv, schwerpunktmäßig auf den Intensivstationen und den beiden Stationen für Rückenmarkverletzungen. Auch hier wurde sie schnell eine geschätzte Ansprechpartnerin für Menschen, deren Leben sich durch einen Unfall plötzlich und unerwartet geändert hatte.
Wieder wird sie nachdenklich: „Durch eine Querschnittslähmung hat sich von einem Moment auf den anderen das Leben eines Menschen komplett verändert und die Betroffenen und ihre Angehörigen müssen sich für den Rest ihres Lebens mit den Folgen auseinandersetzen: junge Menschen, die noch zur Schule gehen, Berufstätige, die ihren bisherigen Beruf nicht mehr ausüben können, alte Menschen, die bisher in ihrem Zuhause gut zurechtgekommen sind oder für die Versorgung von pflegebedürftigen Angehörigen gesorgt haben.“
Gespräche mit Langzeit-Patienten – existenzielle Fragen nach Diagnosen und Verletzungen
Da die Patienten häufig Monate in der Klinik lagen, war die Begleitung oft lang und intensiv: „In sehr vielen Gesprächen ging es um die Frage, was das Leben eigentlich ausmacht, was wichtig ist, was einem Sinn gibt, was hilft, wieder Vertrauen ins Leben, manchmal auch zu Gott zu gewinnen.“
Sie selbst blickt nun mit Dankbarkeit zurück. „Ich habe überaus bemerkenswerte Menschen kennengelernt und bin beeindruckt – und oft davon beschenkt gewesen, wie offen mich meine Gegenüber in ihre aktuelle Lebenssituation gelassen und was sie mir anvertraut haben.“
>> Kirche in Gesprächen mit Kliniken
- Für Karin Holdmann beginnt bald ein neuer Lebensabschnitt: Die Duissernerin will weiterhin viel Fahrradfahren, Tanzen, im Sommer schwimmen, sich mit Freundinnen und Freunden treffen oder Kulturveranstaltungen besuchen.
- Der evangelische Kirchenkreis verhandelt derzeit mit den Sana-Kliniken und der BGU, wie die Stelle von Karin Holdmann nachbesetzt und weiter finanziert werden kann. Die Kliniken beteiligen sich an der Finanzierung. „Ich habe nie nach der Konfession der Menschen gefragt, ich habe selbstverständlich mit allen Patienten gesprochen“, betont Karin Holdmann.