Duisburg. In Duisburg zeigt die Rheinwohnungsbau, wie Nachkriegsbauten klimaneutral saniert werden können. Ein Stadtteil soll zum Vorbild werden.

Seit 2020 wird halb Ungelsheim saniert, und das ist wörtlich zu nehmen: Rund um Osteroder Straße und Umgebung modernisiert die Rheinwohnungsbau GmbH ihre 780 Wohnungen. Darin lebt fast die Hälfte der 3000 Ungelsheimer. Und das bis 2026 CO2-neutral. Erstmals geht aus Unterlagen jetzt hervor, was das für die Bewohner konkret bedeutet. Das ist auch außerhalb von Ungelsheim spannend: Denn das grüne Wohnen in Ungelsheim soll wegweisend für ganz Duisburg werden.

[Nichts verpassen, was in Duisburg passiert: Hier für den täglichen Duisburg-Newsletter anmelden.]

Die Wohnungen in den 129 Mehrfamilienhäusern stammen aus den Baujahren 1953 bis 1961. Schlecht gedämmt und mit Gas beheizt, brachte es jede dieser Wohnungen bisher im Schnitt auf einen Energieverbrauch von 208 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr – der höchste Wert aller sogenannter Baualtersklassen.

Rheinwohnungsbau saniert in Ungelsheim: Klimaneutrales Modellprojekt für Duisburg

Fast jeder zweite Bewohner von Ungelsheim lebt in einer Wohnung der Rheinwohnungsbau.
Fast jeder zweite Bewohner von Ungelsheim lebt in einer Wohnung der Rheinwohnungsbau. © funkegrafik nrw | Anna Stais

Auf ähnliche Werte kommen fast die Hälfte der Wohngebäude in Duisburg: 45 Prozent wurden laut städtischen Angaben zwischen 1949 und 1978 errichtet. Wenn also halb Ungelsheim künftig klimaneutral wohnen kann, dann kann das auch halb Duisburg. Oder, wie es in Unterlagen für den Duisburger Rat heißt: „Daher sind Projekte wie das vorliegende in Duisburg-Ungelsheim wegweisende Pilotprojekte, aus deren Umsetzung und Ergebnissen sich die Stadt Duisburg zentrale Erkenntnisse für klimafreundliches und integriert gedachtes Wohnen in Duisburg verspricht.“

[Wo gibt es Neubaugebiete in Duisburg? Wo steigen die Mieten? Spezialseite zum Thema Wohnen, Bauen und Immobilien.]

6208 Wohnungen hat die Rheinwohnungsbau im Bestand, davon 1022 in Duisburg. 2020 ermittelte das Unternehmen die CO2-Bilanz seiner Objekte. Das Ergebnis: Die 780 Wohnungen in Ungelsheim wiesen die schlechtesten Werte auf. Ein Hindernis auf dem Ziel zur Klimaneutralität im Jahr 2045. Vom Bremsklotz soll die Siedlung in Ungelsheim zum Klimaschutzbeschleuniger werden: Der Gebäudebestand soll bis 2026 klimaneutral werden, der Umbau des Duisburger Quartiers zum Masterplan für alle zukünftigen Quartiersumbauten werden.

So wird Ungelsheim klimaneutral: Wärmepumpe und Photovoltaik statt Gasheizung

Das bedeutet: raus mit der Gasheizung, rein mit der Luft-Wasser-Wärmepumpe. Hinzu kommen Photovoltaikanlagen, Batteriespeicher und ein Mieterstromangebot, außerdem eine smarte Verknüpfung und Steuerung der Energieanlagen. Die Energie, die die Mieter verbrauchen, soll dabei möglichst vollständig vor Ort erzeugt werden. Für 72 Mietparteien funktioniert das seit Juni bereits. Seit Ende August laufen außerdem die ersten sechs Wärmepumpen, so dass das erste von 16 Subquartieren in Ungelsheim klimaneutral ist.

Auch interessant

Drei Jahre nach Sanierungsbeginn ist die Rheinwohnungsbau und damit Ungelsheim auf einem guten Weg: Von den 129 Wohngebäuden sind laut Unternehmen 41 bereits energetisch saniert, bei fünf weiteren laufen aktuell die Bauarbeiten. Bis 2026 sollen alle Sanierungsarbeiten abgeschlossen sein. Dann sollen die Mieter der rund 800 Wohnungen klimaneutral wohnen. Und zum Teil auch fahren: 197 Ladepunkte für E-Autos sollen rund um die Gebäude der Rheinwohnungsbau ebenfalls entstehen.

[Interesse am Thema Wohnen, Bauen, Mieten in Duisburg? Unseren Immobilien-Newsletter fürs Ruhrgebiet können Sie hier kostenlos bestellen.]

In deren Konzept für den Umbau heißt es: „Die Lerneffekte aus diesem Projekt können Baustein der kommunalen Wärmeplanung sein und sind auf weitere Quartiere übertragbar. Das Projekt ist ein entscheidender Schritt, um die Klimaziele der Stadt Duisburg zu erreichen.“ Weitergehen soll der Weg zum klimaneutralen Wohnen in Neuenkamp: Dort plant die Stadt mit Gebag und Stadtwerken ein ähnliches Projekt.

Diese Wohnungen der Rheinwohnungsbau an der Osteroder Straße in Duisburg-Ungelsheim sind bereits saniert.
Diese Wohnungen der Rheinwohnungsbau an der Osteroder Straße in Duisburg-Ungelsheim sind bereits saniert. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

>> KLIMANEUTRALE SANIERUNG: RHEINWOHNUNGSBAU BEKOMMT GELD

  • Die Sanierung der Rheinwohnungsbau wird aus dem Energie- und Klimafonds der KfW finanziell gefördert. 67.500 Euro sind dazu zugesagt.
  • Voraussetzung für die Auszahlung des Geldes ist die Kenntnisnahme des Rates der Stadt Duisburg über das erstellte Konzept. Diesem wird es in seiner Septembersitzung per Mitteilungsvorlage zur Kenntnis gegeben, der Bezirksvertretung Süd in ihrer Oktobersitzung.