Duisburg. Der alte Gasometer an der Südspitze des HKM-Geländes ist bald Geschichte. Wie der Abriss vorangeht und warum die Lärmbelästigung gering bleibt.

Noch sind vom benachbarten Ehingen aus zwei benachbarte Gasometer unmittelbar hinter dem Zaun des Betriebsgeländes der Hüttenwerke Krupp-Mannesmann (HKM) zu sehen. Dieses Bild ist bald Geschichte: Seit einer Woche läuft der Abbau des alten, 1957 in Betrieb gegangenen Speichers, der schon vor vier Jahren vom Netz genommen wurde.

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„Im November soll der Abriss beendet sein“, erklärt Michel Holtmann, Leiter der Anlagenwirtschaft der HKM. Danach wir nur noch der neue Scheibengasometer als weithin sichtbare, leuchtend grüne Landmarke im Blickfeld stehen. Warum wurde der alte Gasspeicher ausgemustert? „Er war nach mehr als 65 Jahren technisch nicht mehr auf dem letzten Stand, hatte sein Lebensdauer-Ende erreicht. Eine Sanierung wäre finanziell zu aufwendig gewesen.“

Keine neuen Scheiben-Dichtungen für Duisburger Gasometer-Oldie

Schon der notwendige Austausch der Scheiben-Dichtung war nicht möglich. Die Scheibe, eine Art beweglicher Deckel, bewegt sich je nach Füllstand auf und ab und sorgt so für den notwendigen Druck. Neue Dichtungen für den Hüttenheimer Gasometer-Oldtimer werden nicht mehr produziert.

Numan Yildiz, Projektleiter bei HKM, muss für einen möglichst reibungslosen Rückbau des Stahlkolosses sorgen. Die Abbruch-Arbeiten erledigt das Oberhausener Unternehmen „BST“, einem Spezialisten für Rückbau und Sanierung im Industriebereich. Der Treppenturm ist schon fast abgebaut, jetzt ist man mit schwerem Gerät vor Ort und beginnt, den Gasbehälter nach und nach abzubauen.

Abschnittsweise wird die Hülle mit Schneidbrennern zerkleinert, die Segmente werden zuvor schon an einen Kran gehängt und dann „kontrolliert abgelassen“. So soll die Lärmbelästigung für die Anwohner im nahen Ehingen soll möglichst gering bleiben. „Über die Vorgehensweise haben wir uns im Vorfeld bereits Gedanken gemacht. Bisher läuft alles nach Plan“, so Yildiz.

Stück für Stück wird die stählerne Hülle mit Schneidbrennern zerkleinert, die Abschnitte hängen sicher am Kran, werden am Boden weiter zerkleinert. Der Schrott wird im Produktionsprozess der HKM recycelt.
Stück für Stück wird die stählerne Hülle mit Schneidbrennern zerkleinert, die Abschnitte hängen sicher am Kran, werden am Boden weiter zerkleinert. Der Schrott wird im Produktionsprozess der HKM recycelt. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Stählerne Hülle wird stückweise zerkleinert und als Schrott im Werk recycelt

Am Boden werden die Platten weiter zerkleinert und dann als Stahlschrott in der Produktion vor Ort direkt wiederverwendet. Dazu Michael Holtmann: „Er geht direkt ins Stahlwerk, wird dort mit eingeschmolzen.“ Auch hier gilt das Nachhaltigkeitsargument für Stahl: Er ist unbegrenzt wiederverwertbar.

Der neue Gasometer ist 2019 zeitgleich mit der Abschaltung des alten in Betrieb gegangen. Rund 16 Millionen Euro hat der neue Stahlbehälter nach Werksangaben gekostet, mit 68 Metern ist er drei Meter höher als der alte. Sein Arbeitsvolumen beträgt 50.000 Kubikmetern aufweist, 8.000 m3 mehr als der außer Dienst gestellte.

Doch auch dieses beachtliche Volumen würde lediglich für eine geringe Menge des anfallenden Gases aus dem Kokerei-Prozess ausreichen. Bei HKM fallen pro Stunde rund 755.000 Kubikmeter Gas an. Der Gasometer dient als Zwischenspeicher, der bei Bedarf Mengen- und Druckschwankungen im werksinternen Netz ausgleichen.

Riesige Mengen Koksgas decken den Energiebedarf des Hüttenwerkes

Das anfallende Koksgas wird zum Teil für den Betrieb der Aggregate intern verwendet. Dazu gehört die Unterfeuerung der Kokerei ebenso wie die Winderhitzer an den Hochöfen oder die Sinteranlage. Etwa die Hälfe der Menge wird im benachbarten Kraftwerk verstromt, um das Werk mit elektrischer Energie zu versorgen, Überschüsse werden ins Netz eingespeist. Das integrierte Hüttenwerk ist so in der Lage, seinen Energiebedarf weitgehend ohne weitere Zufuhr von außen zu decken.

Solange der koksbasierte Hochofenbetrieb läuft, wird die Kokerei und damit auch der Gasometer noch benötigt. Auf die Entscheidung über den Bau einer Direktreduktionsanlage, die intern bereits geplant wird, hofft das Hüttenwerk noch in diesem Jahr. Für die Investition, die mit mindestens 2,5 Milliarden Euro beziffert wird, braucht es die Zusage der HKM-Gesellschafter Thyssenkrupp und Salzgitter und öffentliche Förderung.

>>HKM-GASOMETER: ZAHLEN, DATEN, FAKTEN

  • Der neue Scheibengasbehälter wurde von der Stahl- und Apparatebau Hans Leffer GmbH in Saarbrücken hergestellt. Die Bauzeit bis zur Inbetriebnahme dauerte etwa zwei Jahre von 2017 bis zum Juni 2019.
  • Der Gasspeicher hat eine Höhe: 68 Meter und einen Durchmesser von 37,7 Metern. Das Arbeitsvolumen betrögt 50.000 Kubikmeter. Die Scheibengeschwindigkeit liegt bei maximal 4 Metern in der Minute, der Betriebsdruck wird mit 30 mbar angegeben.