Duisburg/Krefeld. Jetzt äußert sich NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer zur Rheinbrücke Uerdingen der B 288. Bei einem Neubau gibt es gleich mehrere Probleme.

  • NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer (Grüne) bringt bei seinem Besuch in Krefeld ein Versprechen zur Uerdinger Rheinbrücke mit
  • Fest steht: Die Rheinbrücke muss neu gebaut werden
  • Dabei gibt es Probleme – vor allem dann, wenn die alte Brücke erhalten werden soll

Bis Ende des Jahres 2023 soll die Zukunft der Uerdinger Rheinbrücke feststehen. Kürzlich machte NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer (Grüne) sich vor Ort ein Bild von der vielbefahrenen Rheinquerung zwischen Duisburg und Krefeld – und brachte ein Versprechen mit.

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Die Tage, an denen Pkw und Lkw über die Brücke von 1936 fahren können, sind gezählt. Zwölf bis 15 Jahre Restnutzungsdauer attestiert Straßen.NRW dem Bauwerk, länger halte es dem motorisierten Verkehr nicht mehr stand. 22.000 Autos und Lkw fahren schon jetzt über die Rheinbrücke, laut Straßen.NRW wird diese Zahl sich in den nächsten Jahren um die Hälfte erhöhen, 2030 sollen es schon 35.000 sein.

Die Materialproben, die der Landesbetrieb entnommen hat, seien „mehr als ernüchternd“, sagt Stephan Huth, Abteilungsleiter Bau bei Straßen.NRW. „Das Material hat nur noch 75 Prozent der Festigkeit, die es haben müsste.“

Rheinbrücke Uerdingen: Ein Neubau ist nötig – der Abriss auch?

Deshalb steht fest: Die Brücke über den Rhein wird neu gebaut. Noch unklar ist allerdings, wo: an alter Stelle, nach Abriss des denkmalgeschützten Bauwerks? Dagegen wehren sich die Krefelder. Südlich der historischen Brücke? Dort schließt sich unmittelbar Industrie mit entsprechender Bebauung an, außerdem befindet sich dort die Zufahrt zum Krefelder Hafen mit mehr als 50.000 Containerbewegungen pro Jahr.

Nördlich des jetzigen Brückenstandorts gibt es Konflikte mit dem neuen Deich auf Mündelheimer Seite in Duisburg: „Dann muss die Straße aufgeständert werden, weil sie bei Hochwasser sonst überflutet würde“, erläutert Vera Helferich von Straßen.NRW. Das Fazit der Ingenieurin: „Wenn die Brücke erhalten werden soll, bekommen wir hinten ein Problem.“

NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer sagt über die Rheinbrücke Uerdingen der B 288 zwischen Krefeld und Duisburg: „Das ist nicht irgendeine Brücke.“
NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer sagt über die Rheinbrücke Uerdingen der B 288 zwischen Krefeld und Duisburg: „Das ist nicht irgendeine Brücke.“ © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz

Wie das gelöst werden kann, soll bis Ende des Jahres feststehen. Spätestens 2035 soll die neue Brücke stehen. „Als ich zum ersten Mal gehört habe: zwölf Jahre, hab’ ich auch den Kopf geschüttelt“, sagt Krischer zu dieser Projektdauer. Aber: Das nötige Planfeststellungsverfahren dauere so lange, heißt es von Straßen.NRW: acht bis zehn Jahre, wenn es schnell geht; 20 bis 30, wenn nicht.

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Auch darum fordert Jürgen Steinmetz, Hauptgeschäftsführer der IHK Mittlerer Niederrhein: Die dafür verantwortlichen Vorgaben müsse man „den gewachsenen Anforderungen ans Tempo anpassen“. Der Präsident der Niederrheinischen IHK wird konkreter: Für Fälle wie den der Uerdinger Rheinbrücke, wo nur eine bereits bestehende Brücke ersetzt wird, fordert Werner Schaurte-Küppers, „dann auf die Planfeststellungsverfahren zu verzichten.“

Denkmalschutz: Krefeld will die alte Rheinbrücke erhalten – Duisburg ist sie egal

Der Chef des NRW-Verkehrsministeriums verspricht bei seinem Besuch zu Füßen der Rheinbrücke: „Was wir an Beschleunigung landesseitig machen können, das werden wir machen.“ Dafür werde er sich auch in Berlin einsetzen; die B 288 ist schließlich eine Bundesstraße.

Von Krefeld über Düsseldorf bis nach Berlin: Der Neubau der Rheinbrücke Uerdingen betrifft viele Behörden. In Duisburg ist die Zielsetzung klar: Schnell soll es gehen, und der Hochwasserschutz mit der geplanten Deichrückverlegung soll gesichert sein. Den nostalgischen Wunsch aus Krefeld, die historische Rheinbrücke zu erhalten, teilt der Beigeordnete Martin Linne nicht: „Ob hier eine neue oder die alte Brücke steht, ist aus Duisburger Sicht egal.“*

* Bei diesem Zitat sieht sich der Beigeordnete Linne „sinnentstellend verkürzt“, wie Duisburgs Pressestelle mitteilt. Sie fordert gegenüber der Redaktion folgende Darstellung seiner Aussage: „Die Frage, ob die historische Brücke erhalten werden kann, ist aus Duisburger Sicht ehrlich gesagt nachrangig. Für Duisburg ist es von zentraler Bedeutung, dass wir und die Wirtschaftsbetriebe schnellstmöglich Klarheit darüber erhalten, was geplant werden soll, damit der Straßenbau auf Duisburger Gebiet und insbesondere der Hochwasserschutz, vor allem der Bau des neuen Deiches, nicht weiter behindert wird. Dies hätte Auswirkungen für viele tausend Bürgerinnen und Bürger.“

>> FAST 300 BRÜCKEN IN NRW MÜSSEN SANIERT WERDEN

  • In diesem Jahr hat das NRW-Verkehrsministerium die Prüfergebnisse von 6322 Brücken an Landes- und Bundesstraßen veröffentlicht. Demnach sind in Nordrhein-Westfalen 296 Brücken sanierungsbedürftig.
  • 2023 sind 213,4 Millionen Euro für Erhaltungsmaßnahmen an Landesstraßen und Brücken vorgesehen.
  • In NRW ist Straßen.NRW für 6422 Brücken zuständig. Davon müssen 205 ersetzt werden, 22 verstärkt und 69 instandgesetzt werden. Das betrifft Landes- und Bundesstraßen.