Duisburg-Bruckhausen. Mehr als 5000 Duisburger i-Dötzchen starten jetzt in der Schule durch. Für einige Familien eine Herausforderung. Wie Thyssenkrupp Steel hilft.
Vor der Einschulung eines Kindes steht für die Eltern ein Einkaufsmarathon an. Eine von der Schule erstellte Liste sagt ihnen, was alles zum Start der Schulkarriere angeschafft werden muss. „Inklusive Schulranzen kommen da schnell 300 Euro zusammen“, sagt Nicole Sommer vom Bereich gesellschaftliches Engagement bei Thyssenkrupp Steel (TKS).
Für viele Familien ist das viel Geld – mehr als sie stemmen können. „Manche Kinder gehen sogar mit einer Plastiktüte oder einem Stoffbeutel in die Schule. Das stigmatisiert die Kinder gleich doppelt. Sie denken, dass sie nicht richtig dazugehören und die Mitschüler sehen sofort, dass es in der Familie an Geld fehlt.“
Thyssenkrupp Steel verschenkt Schulranzen an bedürftige Kinder in Duisburg
Hier setzt ein neues Projekt an, mit dem TKS Erstklässlern aus einkommensschwachen Familien zu einem besseren Start in der Schule verhelfen möchte: Das Unternehmen verschenkt hochwertige Schulranzen mit Federmäppchen, Turnbeutel und hübschen Patches. Die Idee kam dem Team nach einem Besuch bei der Dortmunder Stiftung Kinderglück.
Die hat das Thema schon seit 2008 im Blick, inzwischen ein enges Netzwerk geknüpft und nutzt eine eigene Lagerhalle. Letzteres wurde nötig, weil die Stiftung inzwischen schon 4000 Schulranzen im Jahr verschenkt. Das ist schon rein logistisch eine Meisterleistung. Das TKS-Team kann die geschaffenen Organisationsstrukturen nutzen, zum Beispiel die Tornister über die Dortmunder Stiftung günstiger einkaufen.
Noch ist die Nachfrage zögerlich – „Wir müssen erst Vertrauen aufbauen“
In Duisburg ist das Projekt noch eine deutliche Nummer kleiner. Denn die Macherinnen starteten jetzt in die erste Runde. „Wir haben bei Kindergärten und in Brennpunktschulen nachgefragt, wo Bedarf besteht. Die Rückmeldungen waren leider noch zögerlich“, berichtet Anna Winkens, die das Schulranzen-Projekt federführend und „mit viel Herzblut“ vorantreibt.
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Ihre Kollegin Nicole Sommer ergänzt: „Wir haben festgestellt, dass wir erst Vertrauen aufbauen müssen. In den gebeutelten Stadtteilen glauben viele Menschen nicht, dass ihnen etwas geschenkt wird.“ Zusätzlich kooperieren bei beiden TKS-Mitarbeiterinnen mit Jugend- und Schulamt.
Die ersten 14 Schulranzen für haben die TKS-Büros in Bruckhausen bereits verlassen. Die meisten gingen an i-Dötzchen in Marxloh und Walsum. Weitere 26 Ranzen sind noch auf Lager. Sollten Lehrer also in den nächsten Wochen noch Kinder auffallen, die ohne Tornister in die Grundschule gestartet sind, können diese noch spontan versorgt werden. Was dem Team sehr wichtig ist: Die Kinder wissen nicht, dass eine große Firma ihren Schulranzen finanziert hat. Und das hat einen guten Grund.
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„Wir verteilen die Schulranzen mithilfe von Immersatt. Die Lehrer holen die Ranzen bei den Ehrenamtlichen des Kinder- und Jugendtisches ab, geben sie an die Eltern weiter und die schließlich ihren Kindern. „Die Kinder sollen mit einem ganz normalen Selbstbewusstsein in die Schule gehen“, erklärt Anna Winkens. Ihre Bildungsbiografie solle möglichst unbeschwert starten.
Winkens und Sommer hoffen, dass das Schulranzen-Projekt in den nächsten Jahren Fahrt aufnimmt. Denn sie würden gerne noch mehr Kindern einen besseren Schulstart ermöglichen. Ihr Angebot ist bewusst niedrigschwellig organisiert: Die Kindergärten oder Grundschulen müssen nur melden, was sie brauchen: einen Ranzen für einen Jungen oder ein Mädchen, damit am Ende der Look für den Erstklässler stimmt. Sie müssen nicht einmal den Namen des Kindes nennen – die Beschenkten bleiben anonym.