Duisburg-Walsum. Duisburger klagen in Walsum über Jugendbanden und Rauschgifthändler. Die Nerven liegen blank, ein alteingesessener Betrieb denkt an Rückzug.
Seit 104 Jahren führt die Handwerkerfamilie Hüsken ihren Malerbetrieb in Duisburg-Walsum. Was Peter Hüsken den Schlaf raubt, ist aber nicht die Nachfolge des Traditionsunternehmens an der Schulstraße; sie ist bereits geregelt. Es sind Jugendbanden, die nicht nur am Kometenplatz wüten, sondern auch in der Nachbarschaft.
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Dazu zählt auch der Parkplatz der Volkshochschule, die nahe dem Firmensitz liegt, wo der Maler- und Lackierermeister zudem mit seiner Ehefrau wohnt. „Unsere Familie zieht mittlerweile in Betracht, die Immobilie zu verkaufen und mit der Firma umzuziehen – und das nach 104 Jahren“, unterstreicht Hüsken, wie ernst die Situation ist.
Reifenquietschen, Musik, Bolzen – Jugendliche machen Palaver in Duisburg-Walsum
Dies hat er auch den Duisburger Polizeipräsidenten und den städtischen Ordnungsdezernenten wissen lassen, als die beiden sich unlängst bei einer Bürgerversammlung im Haus Garden von Betroffenen haben schildern lassen, wie stark sich die Situation rund um den Kometenplatz zuletzt verschlimmert habe. Der Malerbetrieb und die Volkshochschule sind nur wenige hundert Meter von dort entfernt.
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Während sich am Kometenplatz die Anwohner, Geschäftsleute und Marktbeschicker über aggressive Jugendbanden und Drogendealer beschweren, sind es an der Volkshochschule vor allem „Palaver“ und „Lärm“. Dadurch liegen die Nerven bei den Hüskens inzwischen blank.
Fast jeden Abend ab 18 Uhr bis weit nach Mitternacht würde eine Handvoll bis ein Dutzend Jugendlicher und junger Erwachsener mit Autos auf dem Parkplatz „laute Pirouetten drehen“, die Lautsprecher im Wagen aufdrehen, rumschreien oder Fußball spielen und dabei die Bälle stundenlang gegen die Metallzäune zum benachbarten Grundschulgelände oder zur Pumpanlage der Emschergenossenschaft schießen. Die Lampen vorm VHS-Haupteingang und am Toilettentrakt, schildert Peter Hüsken, würden den Platz, aber auch seinen Balkon nachts „taghell“ erleuchten. Fürs mitternächtliche Bolzen sei das geradezu ideal.
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„Es ist einfach furchtbar“: Beschwerden bei Polizei und Ordnungsamt fruchten nicht
„Es ist einfach furchtbar“, sagt Ehefrau Gabi Hüsken. Beschwerden bei der Polizei oder dem Ordnungsamt hätten bisher nicht gefruchtet. Einige Nachbarn seien schon gefrustet weggezogen. Aus der direkten Nachbarschaft seien die Ruhestörer nicht, ist sich das Ehepaar sicher. Wer nicht mit dem Auto komme, reise meist mit der Straßenbahn aus Hamborn an. „Die haben Langeweile, wollen nicht arbeiten und wollen nicht zur Schule“, vermutet der Malermeister und betont, dass es bei der Gruppe nicht nur um Jugendliche mit Migrationshintergrund gehe.
Seit der Corona-Pandemie gebe es den Lärm an der Schulstraße, besonders am Wochenende. Zuletzt sei es immer schlimmer geworden. Das Paar ist inzwischen durch den Lärm so genervt, dass es geradezu erleichtert ist, wenn statt Straßenfußballern mal Drogendealer kommen und ihre Drogengeschäfte machen. „Die sind immer ganz, ganz leise“, weiß Peter Hüsken. Und Jointraucher seien ebenfalls meist ruhig. Er freue sich aber „immer wie Bolle, wenn es regnet“. Dann gebe es keine quietschenden Reifen, keine laute Musik und keine scheppernden Ballschüsse.
Können mobile Polizeikameras helfen?
„Wir wollen hier weg, wenn es hier nicht ruhiger wird“, sagt Peter Hüsken. Doch Ruhe gelinge nur „mit Polizei, Polizei und Polizei“. Die möchte zusammen mit dem Duisburger Ordnungsamt gegen die Jugendbanden und Drogendealer im Stadtteil vorgehen. Ab August sind gemeinsame Streifen geplant und ein Mitarbeiter des Ordnungsamts wird dann ein Büro in der Polizeiwache beziehen.
Außerdem möchte Polizeipräsident Alexander Dierselhuis mobile Kameras am Kometenplatz aufstellen, wie er es nach der Schießerei auf dem Hamborner Altmarkt bereits getan hatte. Noch sind die bestellten Polizeikameras allerdings nicht ans Land NRW ausgeliefert.
Ob all diese Maßnahmen helfen und in der Nachbarschaft für Ruhe sorgen? Peter Hüsken ist skeptisch. Er glaubt nicht daran, will jedoch nicht darauf warten, bis die Kameras für die Videobeobachtung geliefert sind, die Maßnahme geprüft und genehmigt ist.
Malermeister Peter Hüsken will mit anderen Betroffenen einen Sicherheitsdienst engagieren
Er bevorzugt eine andere Idee, die bei der Bürgerversammlung von den Teilnehmern mit Alexander Dierselhuis und mit Ordnungsdezernent Michael Rüscher diskutiert wurde: einen privaten Sicherheitsdienst.
Als Gründungsmitglied der Leistungsgemeinschaft Walsum, in der die örtlichen Unternehmer organisiert sind, will Peter Hüsken das Thema bei der nächsten Vorstandssitzung ansprechen. Er ist zuversichtlich, dass bald Security am Kometenplatz und in der Nachbarschaft patrouilliert und für Ruhe sorgt.